Die jüngsten Angriffe Israels auf UN-Truppen im Südlibanon, darunter auch auf UNIFIL-Stellungen mit deutscher Beteiligung, geben Anlass zu ernster Besorgnis. Es erscheint unwahrscheinlich, dass diese Vorfälle rein zufällig sind.

Mögliche Absichten Israels

Israel könnte mit diesen Angriffen mehrere Ziele verfolgen:

1. Einschränkung der Beobachtungsfähigkeit: Durch die Bedrohung der UN-Truppen wird deren Bewegungsfreiheit und Fähigkeit zur Überwachung der Kampfhandlungen stark eingeschränkt.

2. Schaffung einer "Pufferzone": Israel könnte versuchen, eine de facto entmilitarisierte Zone im Südlibanon zu schaffen, indem es sowohl Hisbollah als auch UN-Kräfte aus dem Gebiet verdrängt.

3. Verhinderung unabhängiger Berichterstattung: Mit weniger internationalen Beobachtern vor Ort sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass mögliche Verstöße gegen das Kriegsrecht dokumentiert werden.

Gefahr von Kriegsverbrechen

Die Abwesenheit neutraler Beobachter könnte Israel mehr Spielraum für Aktionen geben, die gegen internationales Recht verstoßen. Ohne unabhängige Zeugen wäre es schwieriger, solche Vorfälle zu verifizieren und zu verurteilen. Den Haag ermittelt bereits gegen einzelne verantwortliche Personen aus der israelischen Regierung und des Militärs wegen möglicher Kriegsverbrechen im Gaza-Streifen und auf die Zusicherung an Deutschland, dass Israel keine Kriegsverbrechen mit deutschen Waffen begehen werde, hat über sechs Monate gedauert.

Deutsche Beteiligung an UNIFIL

Es ist wichtig zu betonen, dass auch deutsche Soldaten Teil der UNIFIL-Mission sind. Deutschland stellt bis zu 300 Soldaten für den maritimen Teil der Mission, hauptsächlich zur Überwachung der Seegrenzen und Ausbildung der libanesischen Marine. 40 Soldaten davon sind im Hauptquartier der UNIFIL tätig.

Eine provokante Frage

Angesichts der Angriffe auf UN-Stellungen, die auch deutsche Soldaten gefährden, stellt sich die provokante Frage: Führt Israel damit indirekt auch Krieg gegen Deutschland?

Diese Formulierung ist sicherlich überspitzt und kann zu verschiedenen Antworten führen. Dennoch verdeutlicht sie die heikle Situation, in der sich deutsche Streitkräfte als Teil einer internationalen Friedensmission befinden, die zwischen die Fronten eines eskalierenden Konflikts gerät.

Es ist von größter Wichtigkeit, dass alle Konfliktparteien die Neutralität und Unversehrtheit der UN-Truppen respektieren und dass diplomatische Bemühungen intensiviert werden, um eine weitere Eskalation zu verhindern.