Die Ereignisse der letzten 24 Stunden haben die Situation dramatisch verändert und könnten weitreichende Folgen für die gesamte Region haben.
Die Einnahme Hamas durch die Rebellen am 5. Dezember markiert einen entscheidenden Wendepunkt. Die Aufständischen erbeuteten intakte Armeelager, darunter moderne T-90 Panzer und beträchtliche Munitionsvorräte. Die offenbare Flucht der syrischen Armee ohne Zerstörung der zurückgelassenen Ausrüstung deutet auf eine massive Demoralisierung und möglicherweise einen Zusammenbruch der Befehlsstruktur hin.
Am Mittag des 6. Dezember standen die Rebellen bereits vor den Toren von Homs, der drittgrößten Stadt Syriens. Die strategische Bedeutung von Homs kann kaum überschätzt werden. Sie ist die letzte Verbindung zwischen Damaskus und den wichtigen Mittelmeerhäfen Latakia und Tartus. Der Verlust von Homs würde die Hauptstadt Damaskus faktisch vom Rest des Landes abschneiden.
Besonders besorgniserregend ist die Lage des russischen Fliegerhorstes südlich von Homs. Es besteht die reale Gefahr, dass dieser noch in der Nacht zum 7. Dezember an die Rebellen fallen könnte. Dies würde die beiden russischen Marinestützpunkte an der Mittelmeerküste von den Hauptkampfgebieten isolieren.
Um 16:00 Uhr erreichten uns Berichte von Rebellen und lokalen Bloggern, dass die syrische Armee Homs verlassen habe. Die offizielle Begründung, dies geschehe zum Schutz der Hauptstadt, erscheint aus militärstrategischer Sicht wenig plausibel. Wie ein Experte treffend bemerkte: "Wer Homs kontrolliert, regiert Syrien". Die Verlegung russischer Helikopter vom Flugplatz Homs nach Damaskus unterstreicht die Dramatik der Lage.
Im Osten des Landes haben die von Kurden und Arabern gebildeten Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) die einzige Landverbindung in den Irak unterbrochen, was jegliche landgestützte Verstärkung aus dem Irak oder Iran unmöglich macht.
Gleichzeitig nutzt der sogenannte Islamische Staat (IS) das entstandene Machtvakuum, um die Kontrolle über einige Dörfer im Landesinneren und an der Grenze zu übernehmen. Es ist wichtig zu betonen, dass der IS nicht mit den von Aleppo aus angreifenden Islamisten gleichzusetzen ist und derzeit eher eine Randerscheinung darstellt.
In Damaskus laufen die Vorbereitungen zur Verteidigung der Hauptstadt. Allerdings werden auch aus dem südlich gelegenen Daraa Gefechte mit Aufständischen gemeldet, was auf eine mögliche Einkreisung hindeutet.
Russische Quellen berichten von der Ankunft russischer Spezialeinheiten in Syrien. Ihre Aufgaben sollen der Schutz russischer Militärbasen und die mögliche Evakuierung Assads nach Russland sein. Moskau hat Assad offenbar mitgeteilt, dass die Unterstützung aufgrund anderer Prioritäten nur begrenzt sein wird.
Diese Entwicklungen könnten weitreichende geopolitische Folgen haben. Das Unvermögen einer "Großmacht", ihre Verbündeten gegen eine relativ kleine Gruppe von Aufständischen zu schützen, dürfte in vielen Teilen der Welt mit Ernüchterung zur Kenntnis genommen werden. Dabei sollte nicht vergessen werden, dass Russland bereits im vergangenen Jahr Armenien im Konflikt mit Aserbaidschan weitgehend sich selbst überließ.
Die nächsten Stunden und Tage werden entscheidend sein für die Zukunft Syriens und möglicherweise für das geopolitische Gleichgewicht in der gesamten Region.