Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser,

heute muss ich etwas beichten: Ich wähle überraschend. Vielleicht auch geheim, aber es kommt immer darauf an, mit wem ich über Wahlen und Parteien spreche. Im Wirtshaus bei einem Glaserl Wein rutschen mir schon Sachen raus, wo ein aufmerksamer Zuhörer erkennen könnte, welche Partei ich vorziehe und von welcher ich lieber die Finger lasse.

Von wo hab ich die Informationen her? Na ich informiere mich bestens, möchte ja wissen, wen ich wähle. Sehr überzeugend sind für mich Menschen, die mich beeindrucken und etwas meine Meinung decken. Die sagen es eh sehr oft richtig und kennen sich aus. Wo die ihre Informationen her haben? Keine Ahnung? Ich denke, so wie ich ... sie reden mit Menschen, die sie beeindrucken ...

Natürlich lese ich sehr viel Zeitung. Da habe ich ein paar ausgewählte. Von der Gratiszeitung am Bahnhof, die mir die Zeit im Zug verkürzt, bis hin zu Tages und Wochenzeitungen. Von wo die die Informationen her haben? Na direkt von der Quelle! Verständlich. Hinterfragen brauche ich nicht, meinem Favoriten gilt es zu vertrauen, obwohl die Politiker eh alle machen, was sie wollen.

Ja, im Fernsehen verfolge ich auch einiges. Was die Politiker so sagen und was sie denken, was sie ändern wollen. Aber die verschönern ja vieles. Trotzdem schaue ichs mir an, sonst könnte ich nicht mitreden mit den anderen.

Am allertollsten finde ich die Statusmeldungen von den sozialen Netzwerken. Da kann man auch sehr viel nachlesen, von den Fanseiten der Politikern.

Hintergrundwissen? Nähere Auseinandersetzungen mit den Parteien? Werte Leserin, werter Leser ... wofür halten Sie mich denn? Ich habe doch kaum Zeit und ich will ja auch kein Politiker werden. Man hört ja eh so vieles. Und es ist ja schon sehr schlimm, wie es bei uns zugeht! Neues System gehört her! Ja! Weil das System da ... uns geht es ja schlecht. Ich finde kaum Arbeit ... wegen der zahlreichen Einwanderer. Die sind schuld. An allem. Die sind sogar schuld, dass ich mich vor geraumer Zeit scheiden lassen habe, weil ich keine Arbeit finde. Ist ja auch schwer, Arbeit zu finden. Ich hab studiert. Geschichte. Und niemand will mich einstellen. Außer die Putzfirmen oder im Verkauf hätten sie mich auch gern gesehen. Ich weiß nicht, das System ist ja völlig hinüber. Für was studiere ich, wenn ich dann irgendwo sitze, um Geld zu verdienen? Nee. Das sollen andere machen.

Ich freu mich auf jeden Fall schon auf die Wahl. Ich wähle und denke nicht nach. Das ist immer so. Es gibt genug Menschen, die eine sehr gute Einstellung haben. Ich brauch keine eigene Einstellung. Die decken schon das, was ich brauche. Ob sie rechnen können? Oder das auch umsetzen können? Ja klar! Gebrüder Grimm hat ja auch ein Märchenbuch rausgebracht und ist berühmt geworden! Wofür halten Sie mich denn?

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Hansjuergen Gaugl

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Daniela Noitz

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FraMoS

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fischundfleisch

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