Hallo werte Leserin, werter Leser,

heute schreibe ich einmal etwas ganz Persönliches. Jedes Leben hat seine Tiefen und Höhen - jeder kennt Situationen, auf die sie/er einfach stolz sein kann. Egal in welcher Form. Manches ist oft so schwer zu ertragen und wir ertragen es.

Ich bin aus keinem fremden Land geflohen, war noch nie auf der Straße oder wurde nicht geschlagen. Mein Glück.

Mein Selbstwertgefühl ist jedoch sehr unter der 0 Grenze. Ich war nie zufrieden, wenn ich etwas für Kunden gemacht hatte, wollte immer mehr, besser werden, besser sein. Mir wurde Verrücktheit und Kreativität nachgesagt. Viele hörten auf meine Ratschläge und bedankten sich dafür. Verstanden hab ich das nie.

Kurzer Auszug:

Ich wuchs in einer normalen Familie auf. Wir sind geboren, um zu arbeiten, hieß es immer. Bauernhof. Nach der Schule mussten wir immer fleißig mithelfen. Gelobt wurde selten bis gar nicht. Es ist alles selbstverständlich. Als ich 15 war, starb mein Vater. Ich fühlte mich für die anderen Familienmitglieder verantwortlich. Wenn sie einmal nicht pünktlich nach Hause kamen, telefonierte ich herum, weil ich Panik hatte, dass ihnen was zugestoßen ist. Gelernt hatte ich Verkäuferin. Damals ein Modeberuf - da man mehr verdiente, als woanders. Lernen wollte ich eher immer im Gastgewerbe, aber da hatte meine Mutter gemeint, dass es nicht so gut wäre, wegen der Wochenenden. Ich hab sie verstanden. Während meiner Lehrzeit wurde ich kränklich, bekam Bachblütentropfen, damit ich hingehen konnte. Meine Pflicht, alles so gut wie möglich zu machen und immer da zu sein, nahm ich sehr ernst. Ich wurde für alle möglichen Arbeiten eingeteilt und bekam immer wieder gesagt, dass ich nichts wert war. Einige Vertreter bewunderten mein Abteil, fragten, wer dieses Abteil machte und baten die Inhaber, dass ich auch andere Abteile einschlichten solle. Bald hatte ich sämtliche Abteile über, Kisten schleppen, Keller sauber halten, lernen. Naja, Lehrjahre sind keine Herrenjahre. Ich schloss meine Lehre positiv ab. Nach meiner Lehre kam meine bezaubernde Tochter zur Welt. Auch in der Schwangerschaft musste ich mithelfen, Kisten schleppen, im Wald arbeiten, schneller, weil ich wäre ja nicht im Altersheim. Schnell, effektiv, produktiv.

Ich zog zum Vater von meiner Tochter. War es eine Not? Könnte sein. Dort arbeitete ich auf der Landwirtschaft mit und meine Tochter war großteils bei ihrer Oma. Mit meiner Familie hatte ich weniger Kontakt. Ich suchte nach Leben ... nicht nach irgendeinem Leben, nach meinem Leben. Vielleicht kennt das jemand? Ich bin davon sogar überzeugt. Es war, als würde ich meinen Platz wertlos finden, alles was andere machten, war immer etwas Besonderes. Ich war immer nervös, wenn ich mit "gebildeten" Menschen sprach.

Irgendwann nahm ich Coaching in Anspruch. Herolds Gelbe Seiten haben mir damals geholfen. Ich fand eine Nummer von einem Hypnotiseur und mystische Sachen waren schon immer etwas für meine Neugier. Ich rief ihn an, wir machten uns einen Termin aus und beim Auflegen sagte ich mir: Jetzt bist du schon völlig irre. Aber ich ging hin. Zu der Zeit hatte ich mich von meinem Freund getrennt und wohnte wieder mit meiner Tochter zu Hause.

Er könne mit mir erst arbeiten, wenn ich ausziehe. Damals verdiente ich Teilzeit ca. 650 Euro Brutto, wenn ich gute Leistung brachte, kam ich schon auf die 1000 Euro. Na, das war ja sehr aussichtsreich, dass ich von zu Hause auszog. Nun gut, ich befolgte ja gerne, also suchte ich nach einer passenden Wohnung. Es fielen mir viele in den Fokus, eine davon war so dermaßen unrealistisch, weil sie eine Summe von Anzahlung benötigte, die ich ohne Sicherstellung nie bekommen hätte. Natürlich sagte ich ihm das. Das einzige, was ich hörte, war: "Tun Sie es." Nach jeder Sitzung fuhr ich mit gemischten Gefühlen heim .... tun Sie es ... das ging mir niemals aus meinen Kopf. Ich dachte manchmalch - oder eher ziemlich oft, was ich da eigentlich mache, er sagt das bestimmt nur, weil er ja mit mir verdient und wir gehören beide in die Klappse. Ich malte mir das sogar schon aus. Verantwortung habe ich ja ziemlich große. Ein Fehltritt und es kann alles einstürzen. Ich erzählte es vertrauenswürdigen Personen. Sie rechneten mir aus und sagten, das würde ich nie im Leben schaffen. Selbst wenn ich etwas beiseite hätte, was ich nicht hatte, würde ich es nie schaffen. Wir nahmen bei den Berechnungen sogar schon die Zigaretten und den Coach weg, da ich meinte, ich hör halt zu rauchen auf und den Coach brauch ich ja nicht ewig. Es blieb nie etwas übrig. Und dann wieder "Tun Sie es." JA WIE?? Irgendwann fiel mir etwas ein ... und ich hörte auf ihn und machte es! Ich dachte, Herr Gott, durch diese "Therapie" werde ich verrückter, als ich so schon bin.

Ich schaffte das mit der Wohnung, dachte, ich spinne ... hätt ich mir nie im Leben zugetraut. Es war zwar manchmal mühseelig, aber manchmal ging es gut. Verdient hatte ich nie mehr als das oben. Im Gegenteil, ich kam wieder in den Verkauf zurück.

Nach dieser Prozedur kam er auf die glorreiche Idee, ich solle die Berufsreifeprüfung machen. Nee .... jetzt hab ich erst .. jetzt das auch noch? Ich tat es ... wie ein Hund befolgte ich seinen Rat. Mach Sitz Paradeisa, und ich sitze. Kredit wollte ich keinen nehmen. Aber auch da fiel mir wieder etwas ein. Deutsch schloss ich ab, da brauchte ich mir auch nicht sonderlich Mühe geben. Konträr dazu sollte ich auch meine Bücher veröffentlichen. Also was wird das jetzt? Leben verändern? Ich dachte mir, we liest denn das schon? Dann sagte ich mir, okay, die Bücher veröffentliche ich, wenn ich bei einem Schreibwettbewerb gewinne. Später dachte ich, das mit dem Wettbewerb war einfach Glück. Wenn ich einen bekannten Autoren frage und dieser antwortet mir, dann ist es ein Zeichen, dass ich die Veröffentlichung doch wage. Und er hat geantwortet. Also arbeitete ich, sorgte gut für meine Tochter, abends schrieb ich und lernte ich und später kamen Wochenendes Lesungen hinzu. Die Berufsreifeprüfung musste ich aber stoppen, da ich ziemlich ausgelaugt war.

Ich muss zugeben, durch das Coaching veränderte sich wirklich mein Leben. Ich nahm es endlich in die Hand. Und bin dem Herrn dankbar für seine Verrücktheit. Später sagte er mir sogar, dass er nie gedacht hätte, dass ich es wirklich schaffe.

Während der Zeit im Verkauf empfahl mir eine Freundin, mich bei einer Leasingfirma zu bewerben. Da hatte ich eher Angst, da ich nicht sonderlich gutes davon hörte. In der Zeit war ich 2 Personen. Auf der einen Seite die Nachdenkliche, was meine Lesungen betraf, die Menschen konnten sich gar nicht vorstellen, dass ich arbeiten ging, auf der anderen Seite die Angestellte, brav und folgsam. Ich konnte das sehr gut trennen.

Nun, die Leasingfirma. Ich dachte: Spring einfach. Und habs getan. Endlich verdiente ich besser und wir hatten einen guten Lebensstandart. Zu der Zeit hatte ich wieder eine Beziehung und es war alles gut. Puh, dann bekam ich die Information, dass es eine Möglichkeit gäbe, meinen Traumberuf zu lernen. Wieder von 0 anfangen? Ach Gott ... was mach ich da eigentlich? Mein damaliger Freund meinte jedoch, ich solle es probieren, ich wäre gut. Es kam sogar dazu, dass ich in das Programm aufgenommen wurde. Also ... machte ich es. Harte Zeit, aber echt tolle Zeit. ... ich machte das für mich.

Die Zeit der Lehrzeitende kam schon näher. Ich wollte unbedingt in diesem Bereich bleiben. Und Lob kam schon auf mich zu - verrückt und anders, das war mein Image. Aber nett. :D ... lieb ... naja. Sehr schön. Was sollte ich machen? Selbstständig ... es juckte mich tief im Inneren ... es wäre aber aussichtslos ... ich glaube, das kenne ich schon. Immer wieder ... es wurde mir abgeraten, nur 3 Menschen standen mir bei Seite. Meine Tochter, mein Exfreund und eine sehr, sehr gute Freundin.

Na dann .. mach ich es. Zu dieser Zeit, als ich das Gewerbe anmeldete, hatten wir auch private Probleme. Teenagerzeit. Hui .... der Arzt meinte, wenn ich nicht einen Gang runter schalte, dann wäre es ziemlich "spannend" schreib ich mal. Ich sagte ihm, ich möchte das durchziehen und es ist eine Phase, bis sichs stabilisert. Also bekam ich Unterstützung, war unter Tags für meine Tochter da, abends arbeitete ich für meine Kunden, die ich bereits hatte. Da hatte ich auch wieder Glück. Weihnachten kam, Krankenhausrechnung, Auto wurde abgeschleppt, ich dachte, das gibts jetzt alles nicht.

Ich lebte irgendwie mit Ideen und Phantasie. Es ging sich immer aus. Ohne diesen Menschen hätte ich es jedoch nicht geschafft. Es war jedoch eine Zeit, wo ich mich sehr isolierte. Ging auch nicht anders. Der PC war mein Zugang zu anderen Menschen. Eine Freundin merkte, wie es mir ging. Sie kam auf die glorreiche Idee, dass ich mir einen Hund in unser Heim holte. Also verrückte Ideen kenne ich ja, aber das war für mich das Verrückteste. Total Angst vor Hunden, das wusste sie sogar, und eher was mach ich, wenn ich mal unterwegs bin?

Aber wenn mich was berührt und zum Nachdenken bringt ... naja, dann ... lässt es mich manchmal nicht mehr los. Ich sah mir einige Hunde an, lieb waren sie, in der Nähe, in Ungarn, von Vereinen ... dann sah ich sie! Ungarn war uns zu weit ... aber sie .... und die Freundin: fahren wir! Das ist doch in Rumänien .... 12-15 Stunden Fahrt? Flugzeug? Nee, wir wussten nicht, wie ... Zug? nee ... wer weiß, ob sie dann mit darf. Auto ... okay. Und wenn wir uns nicht mögen? Dann haben wir ein tolles Wochenende in Brasov verbracht. Na gut, fahren wir. Oh Gott, das war das schönste, was mir meine allerbeste Freundin nahe gelegt hatte! Codita!

Wir verstanden uns gut und tun es jetzt noch - hoffentlich in ein paar Jahren auch noch. Sie tut mir so unbeschreiblich gut! Meine beste Therapeutin. Die Angst verschwand auch. Natürlich hab ich noch etwas Respekt vor Hunden, aber ich beschäftige mich mit ihnen. Und es ist toll. Auch mit Vereinen hab ich mich nun zusammen geschlossen.

Tja, da eben die Fanseite einiges an Likes bekam und sich einige mit uns freuten, haben wir jetzt eine Webseite -codita.eu. Ob die Webseite ankommt? Keine Ahnung. Ich wollte und möchte meine Freude teilen. Mittlerweile habe ich ähnliche Erfahrungen kennen gelernt. Hundebesitzer, die auf ihre Hunde stolz sind und berichten wollen. Noch ist es eher leer, aber die Besucherzahl steigt. Ich bin froh, Codita kennen zu dürfen. Sie hat mein Leben verändert. Ein weiterer Abschnitt, der für mich etwas Besonderes ist.

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Danke,

Ihre

Paradeisa

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Silvia Jelincic

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Spinnchen

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fischundfleisch

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