Wie verkraftet man Trennungen?

Paradeisa

Heute sitze ich da und muss meinen Tränen genehmigen, dass sie einfach fließen.

Auf meinem Weg habe ich schon so viele Menschen kennen lernen dürfen, unterschiedliche Lebensweisen, die doch wiederum ähnlich sind, brenzlige Situationen und Zusammenhalt.

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Und manchmal tun Trennungen extrem weh. Wie auch jetzt im Libanon. In ein paar Tagen wird ein für mich zum sehr guten Freund gewordener Mensch weiter ziehen. Mit ihm hab ich so viel erlebt, was ich mir alleine beim besten Willen nicht zugetraut hätte. Und zusätzlich geschah alles so zwanglos.

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Als Gruppe mieteten wir ein Auto, fuhren nach Baalbek, wo wir auf eine irakische Familie trafen, die uns einluden, bei ihnen zu essen. Wir genoßen die Fahrt über die Berge und selbst ich, die extreme Höhenangst hat, fühlte mich bei ihm als Autofahrer einfach sicher.

Kennen gelernt hatten wir uns auf der Fahrt nach Saida. Der Besitzer des Hostels fragte uns beide, ob wir mitfahren wollen. Wir hatten beide nicht geplant, dass wir so weit in den Süden fahren. Aber nur ein paar Minuten im Auto, schon fingen wir an zu reden und erzählen und hörten erst wieder auf, als wir zurück fuhren.

Paradeisa

Saida war wunderschön und wir beide lieben die Mentalität sehr. Er hat ein ausgezeichnetes geografisches Gedächtnis und es war sofort ohne Absprache klar, wer von uns beiden den Weg angibt. Somit konnte ich die vielen Eindrücke genießen, ohne jedes Mal auf das Handy zu schauen.

Ein anderes Mal fuhren wir nach Tripoli, um uns auch dort etwas anzuschauen. Weil es dort nicht viel gab, beschlossen wir, zum Hafen zu gehen und uns dort wegen einer Fähre in die Türkei zu erkundigen. Im Internet findet man einiges und man ist sich nicht sicher, ob jetzt eine Fähre fährt oder ob die nun doch eingestellt wurde. Zwei Verrückte mit Rucksäcke schlenderten also einige Kilometer durch eine ziemlich üble Gegend Richtung Hafen, nur wegen einer Fähre nachzufragen. Aber wir hatten sogar Glück. Der Soldat im Wartehäuschen gab sehr hilfreiche Auskunft und während er mit ihm sprach, starrten mich die Arbeiter und LKW Fahrer an, als hätten sie schon sehr lange keine Frau gesehen. Jubelnd teilte er mir mit, während wir zurück maschierten, dass es zwar keine Fähre mehr für Passagiere gibt, wir aber doch die Chance hätten, bei Bedarf mit der Frachtfähre mit zu fahren. Was ich ehrlich gesagt aber nur im äußersten Notfall bevorzugt hätte. Danach fuhren wir noch zu dem Citatel von Tripoli, welches leider schon geschlossen hatte. Aber ein wirklich sehr netter Soldat erlaubte uns, ein bisschen herum zu maschieren und Fotos zu machen, worauf wir uns wie kleine Kinder freuten und das auch getan haben.

Weiter ging es zum Abschluss des Tages nach Byblos, die Stadt, die wir beide lieben. In Batroun und Byblos waren wir Tage zuvor schon.

Da im Hotel derzeit wenig Gäste sind, fühlt es sich eher wie Familie an. Und ich muss zugeben, dass mir das und teilweise Situationen mir bekannter Menschen schon sehr nahe geht.

Jetzt bin ich schon so alt und es tut immer noch weh, wenn sich die Wege trennen ...

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Miki

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sisterect

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Paradeisa

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