Der Ukrainekonflikt könnte durch den Einsatz von Waffen mit höherer Reichweite total eskalieren. Der Westen spielt mit dem Feuer, doch Russland wartet ab und überlegt den nächsten Schritt.
Patrick Poppel (Zentrum für geostrategische Studien, Belgrad)
Seit Beginn des Konflikts in der Ukraine 2014 wurde immer wieder von der Ausdehnung der Nato nach Osten und vom Heranrücken der Westlichen Strategischen Raketensysteme gesprochen.
Damals erwähnte dies auch der Leiter des Russischen Institutes für Strategische Forschungen General Leonid Reschetnikov, als er für Österreichische Medien ein Interview gab.
Er sprach damals von der Möglichkeit, dass eines Tages in Karkow auch Amerikanische Raketen stehen könnten. Auch einen möglichen Nato-Beitritt der Ukraine erwähnte er damals.
Aktuell erleben wir, wie die Ukraine mit westlichen Waffensystemen mehrere Ziele in Russland, welche sich weit hinter der Front befinden, erfolgreich attackiert. Somit erhöht sich der Radius der Zone, welche als Konfliktgebiet eingeschätzt werden kann. Immer mehr neue Waffen mit höhere Reichweite kommen nun zum Einsatz.
Diese Entwicklung ist sehr gefährlich, da Russland auf diese Situation eine Antwort geben muss. Russland kann das unmöglich akzeptieren.
Das Stationieren von Waffen mit hoher Reichweite in der Ukraine erinnert uns an die Kubakrise 1962 im Kalten Krieg. Damals konnten die USA die Stationierung von Atomwaffen auf Kuba ebenfalls nicht akzeptieren. Es gibt in den Angelegenheiten der nationalen Sicherheitsinteressen rote Linien und diese sind von allen Teilnehmern eines Konfliktes zu beachten.
Damals wurde die Krise durch das klare und überlegte Handeln der Staatsmänner von den USA und der Sowjetunion gelöst. Heute haben wir mit der Biden Administration aber eine ganz andere Voraussetzung. Seit Obama und dem Maidan-Putsch stehen die Fahnen auf Eskalation und Präsident Biden führt diesen Kurs weiter.
Es ist davon auszugehen, dass der Westen alle Waffen in die Ukraine liefern wird, welche angefordert werden. Nun wird auch für jeden klar, dass die Ukraine als Rammbock gegen Russland verwendet wird. Die Angriffe der letzten Wochen haben klar gezeigt, dass es auch darum geht, Strategische Ziele in Russland zu zerstören. Der Angriff auf das Frühwarnsystem ist das beste Beispiel dafür. So ein Angriff ist im Zeitalter der Nuklearen Waffen nicht akzeptabel.
Es stellt sich selbstverständlich die berechtigte Frage ob dieser konkrete Angriff aus Eigeninitiative der Ukraine erfolgte oder auf Befehl jemanden anderen. Und wenn es wirklich die Initiative der Ukraine war, sollte es klare Konsequenzen des Westens geben, da dies eine sehr gefährliche Situation erzeugte.
Es ist immer wichtig die westlichen Medien zu beobachten, da dort immer wieder politische Wünsche und Ideen diskutiert werden. Besonders seit 2022 wurde immer wieder vom möglichen Einsatz taktischer Nuklearwaffen gesprochen. Der Ukrainische Botschafter in Berlin forderte auch die Lieferung von Nuklearwaffen an die Ukraine. Dies war natürlich ein absurder Wunsch, aber es wurde in den Medien lange diskutiert. Man kann also sagen, dass seit mindestens 2 Jahren der Geruch des Atomkrieges in der Luft liegt. Seit damals wurden in den Deutschen Medien auch viele Reportagen zum Thema Nukleare Auseinandersetzung produziert. So bereitet man also die westlichen Gesellschaften auf einen möglichen Einsatz dieser Waffen vor.
Die Situation ist wirklich gefährlich und spätestens ab dem Angriff auf das Russische Frühwarnsystem sollte man wirklich überlegen diesen Konflikt so schnell wie möglich zu beenden. Denken wir mal nach, was die nächste Stufe der Eskalation ist. Wenn sich das so weiterentwickelt, sind wir sehr schnell beim Einsatz von taktischen Nuklearwaffen. Dieser Punkt kommt mit jeder Woche näher und näher.
Durch die weitere Unterstützung der Ukraine und vor allem durch das Liefern von Waffen mit höherer Reichweite, kann auf Dauer nicht ausgeschlossen werden, dass der Konflikt auch weitere Staaten in Europa erfassen könnte.
Aktuell wird ja auch diskutiert, ob Russische Militärische Ziele in Belarus angegriffen werden sollten. Dies würde selbstverständlich auch Belarus klar in diesen Konflikt hineinziehen.
Besonders aufgrund der Gefährdung der Russischen Exklave Kaliningrad, kann eine Ausweitung des Konfliktes auf das Baltikum nicht mehr ausgeschlossen werden. Doch dann gäbe es die direkte Konfrontation Nato gegen Russland.
Die größte Gefahr ist aktuell, dass die Hemmung immer geringer wird, größere und weitreichendere Waffen einzusetzen. Diese Spirale der Eskalation muss vom Westen gestoppt werden, sonst wird in diesem Konflikt die nukleare Komponente immer wahrscheinlicher.
Diese Entwicklung und die Tatsache, dass wir bereits an so einem Punkt angelangt sind, zeigt aber auch die Unfähigkeit der Europäischen Politiker, welche es nicht geschafft haben diesem Konflikt seit 2014 einzufrieren oder eine andere Lösung zu finden.
Es begann mit einem Aufstand in Kiew und jetzt sind wir an der Schwelle zu einem Atomkrieg.
Quelle: InfoBRICS