Gesetzliche Eingriffe in die freie Berufsausübung haben in der Geschichte immer wieder zu dramatischen Appellen von Lobbyisten geführt. Überliefert ist etwa:Die Abschaffung der Todesstrafe würde, so der Obmann des österreichischen Henkerverbandes im Jahr 1950, zahlreiche Henker arbeitslos machen und auf diese Weise „ganze Existenzen vernichten“.Auch nach der Abschaffung der Sklaverei war es der Obmann des US-amerikanischen Sklavenhändlerverbandes, der schonungslos die Folgen aufzeigte: Tausende Sklavenhändler, die Tag und Nacht wie Sklaven schufteten, um ihre Familien zu ernähren, stünden nun vor dem beruflichen Ruin.Helmut Kafka vom österreichischen Automatenverband will da nicht nachstehen: Er befürchtet aufgrund eines neuen Wiener Gesetzesentwurfs mit verschärften Wettbestimmungen ein „Sterben der Wettbüros“.Man muss Herrn Kafka recht geben und hinzufügen:Ein Sterben der Wettbüros hätte noch andere dramatische Folgen. Tausende Geschäftslokale an Wiens Straßen könnten plötzlich anderen Zwecken zugeführt werden: Cafes, Boutiquen, Ateliers könnten die Straßen unnötig verschönern und damit die Mieten nach oben treiben. Man stelle sich vor, eine Straße, in der sich zuvor Wettbüro an Puff reihte, würde plötzlich zum Flanieren einladen! Das wäre geradezu eine Einladung an Taschendiebe und andere Kleinkriminelle, zudem steigt die Gefahr von Verkehrsunfällen.In Wirklichkeit muss in die andere Richtung gearbeitet werden: Es braucht mehr Wettbüros, um die Verslummung der Stadtteile voranzutreiben. Das hält die Mieten niedrig, verhindert das Herumlungern der Bewohner im öffentlichen Raum und gibt ihnen stattdessen mehr Gelegenheiten, ihr Geld zu verwetten und den Wettlokalbetreibern das berufliche Fortkommen zu sichern.Es ist also wichtig zu mahnen und zum Nachdenken anzuregen. In diesem Sinne möchte ich enden mit einem Zitat von Anton H., Wettbürobetreiber aus Floridsdorf:„Ihr rettet Pandabär und Buckelwal, doch Wettbüros sind euch egal!“