Inwieweit der islamistische Terror auf den Islam zurückzuführen ist und ob es einen guten und einen schlechten Islam gibt, da gehen die Meinungen weit auseinander. Einerseits würde ich einer Beurteilung des Islam wie in dem Blogbeitrag "Islamischen Terror moralisch ermöglichen" von Rebecca Schönenbach zustimmen, andererseits den Islamfaschismus ergänzend in einen etwas anderen Kontext stellen, worin ich keinen Widerspruch zu ihren Feststellungen sehe.
Natürlich darf man von dem Islamismus den Islam nicht abziehen, und alles, was Schönenbach über diese Religion schreibt, trifft die Sache. Es wurde schon öfter darauf hingewiesen, daß viele der gewaltbereiten Islamisten aus Europa bis zu ihrem Anschluß an den Terrorismus mit dem Islam gar nicht viel am Hut hatten und vermutlich gar nicht viel über den Islam wissen. Sie stammen auffallend häufig aus einem kleinkriminellem Milieu, und haben anscheinend nur auf so ein Angebot gewartet. Der Islam ist ein Ticket, mit dem sie reisen. Mit dieser Bemerkung möchte ich auf keinen Fall den Islam schönreden und auch die Rede von einem moderaten Islam mag ich nicht so recht über die Lippen bringen. Und gleichzeitig muß man sich davor hüten, Ressentiments gegen Muslime Vorschub zu leisten. Religion ist Privatsache und so lange sie im privaten Raum verbleibt und nicht gegen die Gesetze einer bürgerlichen Gesellschaft verstößt muß keiner daran Anstoß nehmen, welcher Aberglaubensgemeinschaft sein Nachbar anhängt. (Hier ließe sich jetzt viel über die Rolle der christlichen Kirchen in Deutschland anmerken und darüber wie religionsneutral der Staat wirklich ist).
Bis hierhin ist noch nichts darüber gesagt, was die islamistischen Terroristen wirklich befeuert. Und hier befinden wir uns auf dünnem Eis. Denn es kann keine Gründe dafür geben, willkürlich unzählige Menschen grausam und heimtückisch zu ermorden. Wenn man dies im Kopf behält, ist es der Nihilismus, der einen bei den faschistischen Islambewegungen förmlich anspringt, wenn man sich vom religiösem Gedöns nicht blenden läßt. Diesen Nihilismus teilen sie mit allen anderen faschistischen Bewegungen. Und damit stellt sich hier die Frage nach dem Zustand der europäischen Gesellschaft, in denen der Islamismus seinen Nährboden findet, denn es sind ja größtenteils keine feindlichen Krieger, sondern Mitglieder der hiesigen Gesellschaft, die zu Tätern werden. Sie reisen auch nicht aus dem 7-ten Jahrundert zu uns. Und es stellt sich dort die Frage nach den politischen und gesellschaftlichen Zuständen in Nordafrika und im Nahen Osten. Beides gehört zusammen.
Der Nihilismus zeigt sich im Vernichtungswunsch: dem eigenen Tod und dem aller "Ungläubigen". Dieser Krieg muß immer weitergehen. Es gibt nicht nur keine anderen, es gibt überhaupt keine Ziele. Man muß Ihnen die ganze religiöse Ideolgie und Welteroberungspläne nicht abkaufen. Es handelt sich um einen ungeglaubten Glauben.
In Wirklichkeit kenne wir das alles längst und verschließen die Augen davor. Ihre angeblich ärgsten Gegner sind ihre Brüder im Geiste in der europäischen Gesellschaft: Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes und andere kryptofaschistische Vereinigungen. Wir haben es mit den Zerfallsprodukten einer längst globalisierten Gesellschaft zu tun, über die jemand einmal bemerkte: Die bürgerliche Gesellschaft macht zu jedem Zeitpunkt ihrer Existenz den Eindruck als hätte sie ihre besten Zeiten bereits hinter sich.
Abbruch als Dauerzustand.
Eine bürgeliche Gesellschaft hat aber von Marokko bis zum Iran nie existiert und auch in den meisten anderen Weltengegenden nicht. Sie werden auch nie dorthin kommen.
Das ist genau das Problem.
Diese Länder befinden sich in einer gescheiterten Modernisierung, während in den Metropolen der Kapitalismus immer wieder an sich selbst scheitert. Faschisten und Islamisten? Kollateralschaden!
Das ist die Morgendämmerung von Erdogan und anderen Despoten, die in ihrem Vorgehen auf ganz spezielle Vorbilder in der deutschen Geschichte zurückgreifen. Von den Nazis lernen, heißt, siegen lernen. Diese Lektion haben auch die Fachleute bei dem IS, die sich aus den Geheimdiensten der Baath-Partei rekrutieren, längst gelernt.
Die Opfer des Terrors im Nahen Osten überlassen die Europäer im Schlamm von Idomeni ihrem Schicksal in einer dantesken Hölle.
Weil es bei uns ja so schön ist. Das will man sich nicht verderben lassen.