Robert Habeck und Hubert Aiwanger, beide Wirtschaftsminister auf unterschiedlichen Ebenen, pflegen eine ungewöhnliche Beziehung, die von einem regen Briefwechsel geprägt ist. Aiwanger, der bayerische Wirtschaftsminister, schreibt häufig an seinen Kollegen im Bundeskabinett, Robert Habeck. Diese Korrespondenz steht im Kontrast zu Aiwangers öffentlichen Äußerungen über die "grünen Ideologen".
In seinen Briefen zeigt Aiwanger eine deutlich freundlichere Seite. Er formuliert "herzliche Bitten", macht Vorschläge für Videogespräche und setzt sich für verschiedene wirtschaftliche Anliegen ein. Die Themen reichen von Wasserstoff-Pipelines über Klimaschutzverträge bis hin zur Papierindustrie. Aiwanger nutzt diese Gelegenheit auch, um auf spezifische Probleme aufmerksam zu machen, wie etwa die drohende Knappheit an Stahlschrott.
Trotz ihrer politischen Differenzen zeigt Aiwanger in seinen Briefen Respekt und sogar Herzlichkeit. Er gratulierte Habeck "sehr herzlich" zum 55. Geburtstag und betonte ihre gemeinsame Überzeugung bezüglich der Bedeutung von Wasserstoff für die Zukunft Deutschlands[1]. Diese freundliche Tonalität steht im Widerspruch zu Aiwangers öffentlichen Äußerungen, in denen er Habeck schon mal "Realitätsverlust" unterstellt.
Habeck reagiert auf diese Briefe mit einer Mischung aus Amüsement und Professionalität. Er bestätigt den häufigen Briefeingang und bemerkt den Kontrast zwischen Aiwangers schriftlicher und öffentlicher Kommunikation. In seinen Antworten bleibt Habeck höflich, vertritt aber in der Sache durchaus harte Positionen.
Das bayerische Wirtschaftsministerium bewertet die Briefkampagne als erfolgreich und behauptet, dass Habecks Haus "immer wieder mal eingelenkt" habe[1]. Obwohl der Schreibeifer Aiwangers mittlerweile etwas nachgelassen hat, versichert sein Sprecher, dass er sich bei Bedarf erneut an Habeck wenden werde.
Diese ungewöhnliche "Brieffreundschaft" verdeutlicht die komplexen Beziehungen in der deutschen Politik. Sie zeigt, wie zwei Politiker trotz öffentlicher Meinungsverschiedenheiten hinter den Kulissen zusammenarbeiten können, um wirtschaftliche Interessen voranzutreiben. Gleichzeitig unterstreicht sie die Bedeutung der Kommunikation zwischen Bundes- und Landesebene in der föderalen Struktur Deutschlands.
https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/brieffreundschaft-habeck-aiwanger-100.html