Seit einer Woche geschehen auf allen Strecken der ÖBB, unerklärliche und wundersame Dinge. Zugpassagiere berichten im Schockzustand davon, dass es seit mehreren Tagen keine Verspätungen und unfreundliches Zugpersonal gegeben hat. Lauschen wir hierzu den Ausführungen einiger Betroffener.
Sylvia:
I man i dram! Da gehe ich in der Früh angefressen wie immer aus dem Haus weil ich ganz genau weiß, dass ich jetzt wieder in diesen furchtbaren und überfüllten Zug mit diesem mieselsüchtigen Personal einsteigen muss und dann passiert plötzlich Folgendes. Der Zugbegleiter kommt auf mich zu, streckt mir die Hand entgegen, wünscht mir einen wunderbaren guten Morgen, begrüßt mich noch dazu mit Handkuss und fragt mich, ob er mir beim Einsteigen behilflich sein darf. Völlig verdattert willige ich ein, schaue ihm mit weit geöffneten Augen an und lasse mich auf den mir zugeteilten Platz bringen. Den anderen Fahrgästen ergeht es genauso. Ich denke noch kurz darüber nach, ob sich das Personal plötzlich zu einer ganz besonderen Art von Zombies verwandelt hat, da werden meine möglicherweise doch abstrusen Gedanken unterbrochen. Man kredenzt mir eine Bloody Mary und serviert mir dazu eine Buttersemmel mit köstlichem französischem Käse. Ich blicke noch etwas verwundert um mich und warte darauf, dass irgendjemand hervorhüpft, um ganz laut April, April zu rufen. Nachdem es aber bereits der 17. April ist, erfüllt sich auch diese Erwartung nicht. Und wissen Sie was ganz furchtbar ist? Dieser Vorgang wiederholt sich nunmehr täglich und der Zug ist seither auch nie zu spät gekommen! Wenn das so weitergeht, gewöhne ich mich möglicherweise sogar noch daran!
Dominik:
Was soll ich sagen? Ich war noch so aufgekratzt von meiner Weltreise, dass ich als ich wieder in Österreich angekommen bin erwartet habe, endlich wieder letztklassig behandelt zu werden. Und was passiert? Ich werde liebevoll und menschlich behandelt! Können Sie sich vorstellen was das für ein Kulturschock für mich war? Wozu war ich denn in all den anderen Ländern unterwegs, wenn bei uns eh alles so toll ist? Ich hasse die ÖBB für ihre Offensive für Menschlichkeit. Wenn das so weitergeht, werde ich dem Bundeskanzler Kern einen öffentlichen Brief schreiben, um ihn aufzufordern wieder ÖBB Chef zu werden. Ich will den Urzustand wiederhaben!
David:
Wenn das mit der ÖBB-Charmeoffensive so weitergeht, werden meine sämtlichen Politikerkollegen ab sofort ebenso mit dem Zug zur Arbeit kommen. Eine Zumutung ist das! Das ist ja wirklich das Letzte was ich wollte! Ich werde mir überlegen müssen in Zukunft mit dem Fahrrad ins Rathaus zu fahren. Als Radfahrer wird man auf den Wiener Straßen wenigstens noch letztklassig behandelt.
Auf die doch etwas unerwartete Kritik der Fahrgäste aufmerksam gemacht, reagieren die ÖBB durch ihre Pressesprecherin Christine folgendermaßen
Christine:
Unsere Fahrgäste sind echt zum Kotzen! Ich kann ihnen garantieren, dass wir ab sofort nie wieder irgendwelche Anstrengungen unternehmen werden, um den Zugkomfort zu erhöhen. Dieses undankbare Pack wird ab sofort mit einer Preiserhöhung rechnen müssen, welche sich gewaschen hat und wenn das nicht reicht, dann gibt es auch ab sofort kein W-Lan mehr.
Ich haben fertig!