Dieses Wunschkennzeichen gibt's wirklich. Die folgende "Auto-Nummer" hat damit absolut nix zu tun.
Es schneit
Schnee fällt. Seit Stunden schon. Und du willst jetzt raus gehen. Raus in den Schnee. Nackt, wie wir beide sind, willst du jetzt unbedingt, unaufhaltsam raus in den Schnee. Du sagst: Komm, lass uns raus gehen, flitzen, wenn du dich traust! Irgendetwas zwingt dich, lockt dich. Es ist kein Vorschlag, auch wenn er sich als solcher ausgibt. Es ist ein Befehl. Ich bin hingerissen von deinem Befehl. Er ist mir jetzt das reinste Vergnügen. Ich bin ihm ganz Ohr, ein einziges Gehorchen. Raus in den Schnee! Ein glanzvoller Schlusspunkt hinter diese Autonummer, ein willkommener Kontrapunkt zu meiner Hitze. Unsere nackten, gelösten Körper winden sich aus ihrer Verklammerung. Drehen sich raus aus ihrer gegenseitigen Einverleibung. Jetzt erst macht sich die Enge breit, wird spürbar, eingeklemmt, wie wir uns plötzlich vorkommen, zwischen zurück gelehntem Fahrersitz, Lenkrad, Schaltknüppel, Autotür- und dach. Zuvor hatte sich diese Enge weiß Gott wo hin verzogen, hatten wir nicht nur alle Zeit, wie es schien, sondern auch allen Raum dieser Welt. Wir treten hinaus in die Kälte der winterlichen Nacht. Werden davon umfangen, eingehüllt, aufgenommen. Nicht abgewiesen, erschreckt, geängstigt. Die Kälte ist spürbar, klar und scharf, und dabei anschmiegsam. Eine selbstsichere Geliebte. Wir geben uns ihr hin, willig. Wir liefern uns aus. Wie wir uns vorher einander ausgeliefert haben. Eine neue Umarmung findet statt. Die Schneekristalle sterben küssend auf unserer Haut, mischen sich in den Liebesschweiß, der uns in Bächen runter läuft. Jetzt schreien und lachen wir, werfen Schneebälle auf unsere wild herum springenden, tobenden, torkelnden Leiber. Wir lachen nicht nur mit den üblichen Körperteilen. Wir lachen aus jeder Pore, mit jedem Muskel. Unsere Eingeweide lachen. Unsere Sohlen brennen. Unsere Glut glüht nach, wird neu entfacht. Wir sind ver-rückt und wir wissen es. Wir schreien unser Glück heraus, wir stampfen es in den Schnee. Hier soll es bleiben. Hier, wo es entstanden ist und wo es einzig bleiben kann. Wir wissen das. Wir können es nur hier – lassen... Wir lassen... Wir lassen zu... Wir lassen ab... Alles. Wir sind zwei scham-lose Kinder. So rein und weiß, wie der Schnee, der unaufhörlich vom stockdunklen Himmel auf uns nieder fällt. Und ebenso hinfällig, vergänglich. Kinder allein dieser einen glücklichen Stunde, die keine Spur hinterlassen wird außerhalb ihrer selbst. Die mit diesem zeitgleich fallenden Schnee, unbemerkt von aller Welt, vergehen wird. Nicht festgehalten, nirgendwo. In alle Zeit verloren. Jetzt fallen wir selber nieder. Wir ziehen uns gegenseitig auf den Schnee. Wir ziehen uns ineinander auf schneeigem Grund. Wir verschwinden wieder vollkommen in dieser Lust, die alles verbrennt. Alles. Kein Staubkorn, keine Schneeflocke, die dieser Lust äußerlich bleiben, nicht in ihr verbrannt würde. Äonen von Schneeflocken. Jetzt nichts als Brennstoff. Der reinste Brennstoff, den es gibt. Raffiniert in der ewigen Wiederkehr. Ausgeschüttet von einem Himmel, der nicht mehr an sich halten kann. Und den nur betritt, wer nicht mehr an sich hält. Himmlische Schneeflocken, verbrannt jetzt hier in unserer und mit unserer Lust, ohne Brennrückstände, ohne Abgase. Explosionen im Jubelmotor. Lautlos... Schnee fällt...
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Es schneit.