Das glaubst du nicht? Ach so – ich rede natürlich von Kühen. Am Weltmilchtag denke ich immer zuerst an mein Lieblingstier, die Kuh, die mir so viel gezeigt hat, von der ich so viel lernen durfte.
Inwiefern hat mir die Kuh etwas gelehrt, willst du wissen? Nun, jedenfalls hatte ich reichlich Zeit sie zu studieren. 11 Almsommer lang stand ich ihr zu Diensten, dieser anspruchsvollen Milchkönigin. Da lernt man sich schon kennen. Mein Lieblingsphilosoph, sein Name tut nichts zur Sache, hat einmal etwas sehr Schönes über Kühe gesagt.
"So wir nicht umkehren und werden wie die Kühe, so kommen wir nicht in das Himmelreich. Wir sollten ihnen nämlich eins ablernen: das Wiederkäuen.
Und wahrlich, wenn der Mensch auch die ganze Welt gewönne und lernte das eine nicht, das Wiederkäuen: was hülfe es! Er würde nicht seine Trübsal los."
Der Anblick einer wiederkäuenden Kuh rührt mir jedesmal ans Herz. Wieviel Zeit sich Kühe dafür nehmen. Wie versonnen sie dabei blicken – das ist natürlich streng objektiv! Welche Ruhe und Zufriedenheit sie dabei ausstrahlen. Aber auch mit welchem nötigen Ernst sie an diese überlebenswichtige Sache herangehen. Wie sie es durch unaufhörliches Wiederkauen schaffen, dieses so schwer aufzuschließende Grün-Futter zu verdauen.
Ist nicht alles Leben irgendwie Verdauen? Könnten wir uns da nicht in der Tat von den Kühen etwas abschauen? Und könnten wir, nebenbei und an die Adresse von euch Milchbauern gerichtet noch mehr darauf achten, dass wir unsere Kühe Wiederkäuergerecht füttern. Ich will am Weltmilchtag keine Milchbauernschelte vom Stapel lassen. Nichts liegt mir ferner. Ich weiß um die Komplexität des Themas und was da alles hineinspielt. Aber am Weltmilchtag will ich das sagen können, dass die Kuh nun mal keinen Schweinemagen hat und dass diese Binsenweisheit leider immer noch zu wenig beachtet wird soweit ich sehe. Auch in Österreich. Ich will keinem Bauern persönlich auf den Schlips treten. Ich spreche die ganze Branche an. Denn das ist ein Branchenthema.
Mein Leib-Philosoph, dessen Name immer noch nichts zur Sache tut, hat wiederholt den menschlichen Geist mit einem Magen verglichen. Vom „modernen Menschen“ meinte er, dass dieser an einer ständigen geistigen Verdauungstörung leide, einem überreizten Magen, einem Schluckauf, einer Verstopfung... Zeitungen seien häufig nichts anderes als erbrochene Galle – mein Philosoph war nicht zimperlich in der Wortwahl. Vor über hundert Jahren glaubte er das schon zu beobachten. Was würde er wohl heute angesichts einer Facebook-Timeline diagnostizieren?
Schlingen wir hier nicht tatsächlich oft wahllos in uns hinein? Geistiges Fastfood? Wer kann das alles verdauen? Wie oft kauen wir einmal Hinuntergeschlungenes wieder, auf dass wir es besser verdauen können? Auf dass unser Geist-Magen sich das, was ihm davon als Nahrung dienen könnte, aufschließen, erschließen kann? Wer hat die Zeit dafür, sich wie Kühe in aller Gemütsruhe dem Wiederkäuen hinzugeben für Stunden und Stunden? Wann hast du zuletzt ein gutes Buch zum zweiten Mal gelesen, wieder gekäut? Wann hast du überhaupt zuletzt ein gutes Buch, einen lesenswerten, gut recherchierten Artikel gelesen? Du hast keine Zeit, weil du ständig auf der Höhe der Zeit bleiben musst? Weil du deiner Timeline hinterher rennen, weil du sie dir reinziehen musst?
Lerne Wiederkäuen! Schau den Kühen zu! Schau es dir ab!
PS: Was der ganze Blogbeitrag mit der Überschrift zu tun hat? Lies ihn noch einmal, kau ihn wieder, vielleicht findest du es heraus ;)
Und hier noch unser Video zur wiederkäuergerechten Fütterung:
Dieser Blog und das Video erschienen zuerst auf der Webseite von Land schafft Leben. Wir freuen uns über deinen Besuch und dein Like auf Facebook!