Die Produktion von Fleisch heizt unser Klima an, heißt es. Sie frisst übermäßig viele Ressourcen: Land, Wasser, Energie. Außerdem emittiert sie noch zusätzlich klimaschädliche Gase direkt durch Verdauungsvorgänge und -produkte der Fleischlieferanten, unserer Nutztiere. Baute man, so wird weiter argumentiert, auf jener agrarischen Fläche, die jetzt für die Fleischproduktion reserviert ist, indem dort Futterpflanzen wachsen, direkt für den Menschen verwertbares Essen an, so würde das den Treibhausgasausstoß radikal reduzieren und womöglich gleichzeitig noch den Welthunger erledigen.
Bauern, die Nutztiere halten, Schlachthöfe, die diesen das Leben nehmen, um daraus Lebensmittel zu machen und schließlich wir Fleischesser selbst haben seit Jahren eine konstant schlechte Presse, um das mal so zu sagen. Für eine ganze Reihe von geradezu apokalyptischen Auswirkungen unserer Fleischeslust werden wir verantwortlich gemacht. Der aus (vermeintlich) globaler Perspektive gesehen wahrscheinlich schwerwiegendste Anklagepunkt lautet auf „Klimazerstörung“ – Stichwort „Fleisch killt Klima“.
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Fleischreduzierte besser noch fleischlose oder gar vegane Ernährung im großen Maßstab würde also dieser Logik folgend die anthropogene CO2 Bilanz entscheidend aufbessern, so kann man immer wieder mal hören oder lesen. Das vorausgeschickt, will ich nun versuchen, diesem Argument auf den Zahn zu fühlen und, Spoiler: Die schön klingende Idee hat einen kleinen Haken…
Kreislauf oder Raubbau?
Der Mensch muss essen. 7 Milliarden Menschen müssen essen. Was der Mensch isst, muss zuerst irgendwo, irgendwie wachsen. Das können grob gesagt Pflanzen sein oder Tiere, gut und dann halt noch so Zwischenformen wie Pilze. Erste Frage: Wovon wachsen Pflanzen? Zweite Frage: Wovon wachsen Tiere? Dritte Frage: Wie hängen die beiden Fragen zusammen und welche Rolle spielt der Mensch und seine Ernährung darin.
Diesen Fragen hat sich letztes Jahr auch eine groß angelegte Studie der FAO angenommen. Und sie hat wirklich Bemerkenswertes zu Tage gefördert. Ich staune seither sehr, dass mit Ausnahme von landwirtschaftlichen Medien, diese Ergebnisse im großen Stil medial untergegangen sind. Ich darf hier also mal ein paar gewichtige Zitate aus dieser Studie bringen. Wie gesagt von der FAO, also der UNO Teilorganisation, die sich mit Lebensmitteln und Landwirtschaft beschäftigt. Ich denke doch eine seriöse Quelle…
Die FAO Studie
Die Studie „untersucht auch die Art von Land, auf dem Viehfutter produziert wird. Die Ergebnisse zeigen, dass von den 2,5 Milliarden ha, die benötigt werden, 77% Grasland sind, mit einem großen Anteil an Weiden, die nicht in Ackerland umgewandelt werden können und daher nur zum Weiden von Tieren genutzt werden können.“
77 Prozent also Grasland, das sich kaum sinnvoll in Ackerland umwandeln lässt. In Aussendungen von fleischkritischen Initiativen und NGOs bleibt dieser Umstand gerne unerwähnt. Und dann heißt es unzulässig vereinfacht, dass drei Viertel der gesamten agrarischen Fläche für Viehfutter reserviert sind. Damit wird insinuiert, dass diese Fläche jederzeit direkt dem menschlichen Verzehr gewidmet werden könnte, was so definitiv nicht stimmt.
Sicher, Teile jener agrarischen Flächen, die heute für die Herstellung von Viehfutter genutzt werden, wären für den Anbau von Pflanzen zum direkten menschlichen Verzehr geeignet. Hier müsste meines Erachtens von Fall zu Fall geschaut werden, wie sich das dann auf die Öko-Bilanz dieser Flächen auswirkt. Widme ich zum Beispiel Grünland in Ackerland um, wie es zum Teil auch in Österreich passiert, so gewinne ich zwar an Nahrungsenergie pro Fläche, gleichzeitig aber verliere ich an Biodiversität, langfristig vermutlich an CO2-speicherndem Humusgehalt und setze häufig den Boden einer größeren Erosionsgefahr aus. Das sind klassische Zielkonflikte, die hier exemplarisch zeigen, wie komplex diese Dinge alle sind.
77% der Weltagrarfläche sind Grasland, mit einem großen Anteil an Weiden, die nicht in Ackerland umgewandelt werden können und daher nur zum Weiden von Tieren genutzt werden können. FAO
Weiter heißt es in der FAO-Aussendung zur Studie:
„Diese Studie belegt, dass 86% der Futtermittel nicht für den menschlichen Verzehr geeignet sind. Wenn sie nicht von Vieh verzehrt werden, könnten Ernterückstände und Nebenprodukte schnell zu einer Umweltbelastung werden, da die menschliche Bevölkerung wächst und immer mehr verarbeitete Lebensmittel konsumiert.“
Oder…
„In einigen früheren Studien, die häufig zitiert werden, wurde der Getreideverbrauch, der für 1 kg Rindfleisch erforderlich ist, zwischen 6 kg und 20 kg angegeben. Im Gegensatz zu diesen hohen Schätzungen ergab diese Studie, dass im Durchschnitt nur 3 kg Getreide benötigt werden, um 1 kg Fleisch auf globaler Ebene herzustellen."
Oder…
„Da Rinder beispielsweise auf Weiden und Futter angewiesen sind, benötigen sie nur 0,6 kg Eiweiß aus essbaren Futtermitteln zur Herstellung von 1 kg Eiweiß in Milch und Fleisch, was eine höhere Nährstoffqualität aufweist. Rinder tragen somit direkt zur globalen Ernährungssicherheit bei.“
Das liest sich doch entschieden anders als das gewohnte (Rind)Fleisch-Bashing. Aber auch hier tut näheres Hinsehen Not. Wie das letzte Zitat zeigt, liegt der Teufel im Detail. Zunächst erscheint das ja absurd: „Rinder tragen somit direkt zur globalen Ernährungssicherheit bei." Normalerweise hört man immer das Gegenteil, nämlich, dass wir jenes Getreide, das wir an die Kuh verfüttern, viel effizienter selber essen könnten. Laut der FAO Studie ist das aber nicht der Fall.
Eine Milchkuh, die zu Lebzeiten mit einem idealen Mix aus Grund(Grün)futter und nur wenig zusätzlichem Getreide gefüttert wird, vermehrt das von ihr gefressene Eiweiß quasi für uns durch Umwandlung in Milch und später Fleisch. Etwas salopp formuliert: Würden wir der Kuh dieses Getreide wegnehmen und selber verputzen, was theoretisch möglich wäre, würden wir uns dadurch nur selbst ins Fleisch schneiden, indem wir so den Gesamtoutput an für uns verwertbarem Eiweiß be-schneiden. Dieses Getreide wird durch die Kuh für uns upgegradet. Jenes Getreide hingegen, welches den überwiegenden Teil der Futterrationen in der intensiven Tiermast ausmacht, wie sie z.B. in sogenannten Feedlots vor allem in Nord- und Südamerika betrieben wird, wäre tatsächlich besser investiert, wenn wir es gleich selbst verspeisten. Fleisch ist also nicht gleich Fleisch, das muss hier schon klar und deutlich gesagt werden.
Feedlots - wo die Kuh zum Nahrungskonkurrenten gemacht wird oder...
... Kühe, die für uns Unverdauliches in wertvolles Eiweiß verwandeln
Noch einmal dasselbe in anderen Worten (Ich wiederhole es deshalb hier so oft, weil ich weiß, wie sehr wir gewohnt sind uns von gänzlich anderslautenden Rechnungen und Behauptungen den Kopf verdrehen zu lassen.) Die Nährstoffdichte tierischer Produkte ist höher als jene von pflanzlichen. Stellt man dies in Rechnung, schneiden tierische Produkte bezüglich der Treibhausgasemissionen (häufig sogar) besser ab als pflanzliche. Würde nicht in aller Regel mit zweierlei Maß gemessen, müsste die Produktion von Spargel, Erdbeeren, Tomaten, Tee, Kaffee, Sojamilch und ähnlichem Luxus, der enorm viel Ressourcen (Fläche, Wasser, Düngemittel etc.) für sich in Anspruch nimmt und dafür aber nur sehr wenig Nahrungsenergie liefert, viel stärker in der Kritik stehen als die Fleisch- und Milchproduktion.
Welche Landwirtschaft/Ernährungsweise ist für das Klima die Beste?
„Vegetarische Landwirtschaft“ wäre eventuell durchführbar, würde aber einer ungeheuren Ressourcenverschwendung gleichkommen und den Hunger auf der Welt vermehren anstatt ihn zu beseitigen, wie häufig behauptet wird. Indien, das „vegetarische Musterland“ ist zugleich der größte Milchproduzent der Welt. Inder lieben Ghee, eine Form geläuterter Butter. Die „heilige Kuh“ aber wurde bis vor einigen Jahrzehnten nicht angetastet (das heißt sie wurde nach ihrer Nutzung als Milchlieferant dem Hungertod überlassen, dasselbe Schicksal übrigens ereilte – und ereilt – männliche Kälber). Gottseidank hat sich diese unerträgliche Ressourcenverschleuderung und Tierquälerei der „vegetarischen Landwirtschaft“ Indiens mittlerweile stark reduziert, indem der Subkontinent zum größten Fleischexporteur der Welt aufgestiegen ist – den benachbarten muslimischen Staaten sei Dank!
Vegane Landwirtschaft“ ist nun überhaupt ein Ding der Unmöglichkeit. Sie wäre Raubbau, weil sie den Nährstoffkreislauf der Böden unterbricht. Was man den Flächen an Nährstoffen entzieht, muss in anderer Form wieder auf die Flächen zurück. Menschliche Fäkalien, die man früher verwendete, kommen heute unter anderem aus hygienischen Gründen dafür nicht mehr infrage. Die Landwirtschaft müsste intensiviert werden, weil die landwirtschaftlich nutzbare Fläche viel kleiner wäre („77 % Grasland“ zur Erinnerung sagt die FAO-Studie, das kaum in Acker umgewandelt werden kann). Da aber kein Dünger aus Viehhaltung zur Verfügung stünde, müsste Mineraldünger verwendet werden, der als endliche Ressource schnell verbraucht wäre. Verzichtete man darauf, brauchte man irgendeine Form der Brache, um pflanzlichen Dünger herzustellen. Diese Flächen fehlten dann noch zusätzlich, die Erträge würden stark reduziert.
Weniger Fleisch als Klimarettungsstrategie?
Ich habe zu zeigen versucht, dass diese so einfach erscheinende Formel näherer Überprüfung nicht standhält. Einmal ganz davon abgesehen, dass die Forderung nach Fleischreduktion vor allem in China und Indien gehört und umgesetzt werden müsste, wenn sie global zu Buche schlagen soll. Dort aber wächst der Fleischhunger ungebremst, die westliche Anti-Fleisch-Kampagne lockt in Fernost keinen hinter dem Ofen hervor. Man müsste schon vegane Missionare in großer Zahl entsenden, wollte man daran etwas ändern.
Aber das ist nochmal eine ganz andere Frage, um die sich die Anti-Fleisch-Kampagnen soweit ich das sehe, wenig bis gar nicht kümmern. Anders ausgedrückt: Auf jeden neuen Veganer, den der Westen ins Fleischreduktionsrennen schickt, kommen wahrscheinlich Dutzende, wenn nicht Hunderte neue Chinesen und Inder, die in die andere Richtung und also der Wurst nachlaufen. Das Opfer im Fleischverzicht für den Klimaschutz spielt global gesehen schlicht keine Rolle.
Die gute Nachricht: Das vegetarische bzw. vegane Opfer spielt so oder so für den Klimaschutz keine (positive) Rolle, weil der fleischlose CO2-Footprint nur bei unzulässig verkürzter Rechnung besser ausfällt als der des Allesessers, der Fleisch in Maßen auf seinen Speisezettel setzt. Rechnet man alle relevanten Faktoren ein, hat ein vegetarischer oder veganer Ernährungsstil sogar einen größeren CO2-Abdruck bzw. brächte die Lebensmittelproduktion global arg ins Trudeln.
Argumente für Tierhaltung und Fleischkonsum…
… haben es in Tagen wie diesen schwer, ich weiß. Ich habe es trotzdem versucht. Fragen nach Tierwohl, Tierleid, nach der besten/schlechtesten Form der Tierhaltung bei Rind, Schwein, Geflügel etc. etc., habe ich diesmal ausnahmsweise links liegenlassen, so immens wichtig sie auch sind. Heute wollte ich mal etwas ganz Grundsätzliches klären: Nämlich die Frage, ob es nicht besser ginge, nämlich allen besser ginge, den Nutztieren, uns Menschen und unserem Globus, wenn wir aufhörten erstere zu halten oder wenigstens uns enthielten, sie zu töten und zu verspeisen oder zumindest unseren globalen Fleischhunger stark zügeln würden.
Einfache Rechnungen haben häufig den kleinen Schönheitsfehler, dass sie nicht aufgehen
Die einfache Rechnung, dass je Kalorie Fleisch ein Mehrfaches an direkt verwertbaren pflanzlichen Kalorien erzeugt werden könnte auf demselben Stück Ackerfläche, leuchtet zunächst jedem Kind ein. Das Rechenbeispiel entpuppt sich aber bei näherem Hinsehen als sprichwörtliche Milchmädchenrechnung oder auch als eine, die ohne den Wirt gemacht wird. Wer der Wirt ist? Na unsere Erde, die uns ernährt, die für uns den Tisch deckt. Unsere Erde, die anders als so manche Ideologen und Schwärmer in Kreisläufen denkt und funktioniert und in diesen Kreisläufen Nahrung hervorbringt und das seit ewigen Zeiten. In diesen Kreisläufen aber – und das habe ich zu zeigen versuchen – spielt Fleisch, spielen unsere Nutztiere eine gewichtige Rolle. Eine unersetzbare Rolle…
Dieser Beitrag erschien zuerst auf der Webseite von Land schafft Leben und gedruckt im Bayerischen Landwirtschaflichen Wochenblatt. Wir freuen uns über deinen Besuch auf unserer Seite und dein Like auf Facebook!