Auch in Österreich? Das ist schwer bis unmöglich zu sagen. Die Wege des Fleisches sind nämlich manchmal (beinah) unergründlich und kaum nachvollziehbar. Besonders in Fertigprodukten wie Lasagne und Co, die sich der Kennzeichnungspflicht entziehen. Eine wenngleich verhältnismäßig geringe Chance brasilianisches Fleisch vorgesetzt zu bekommen, hat der heimische Konsument aber auch in der Gastronomie. Rindfleisch, vor allem Steaks und Hühnerbrust im Gesamtwert von immerhin 17 Millionen Euro wurden im letzten Jahr aus Brasilien importiert. Im einen oder andern „steirischen Backhendl“ steckt also mit Sicherheit eine waschechte „Brasilianerin“…
Das heißt jetzt noch lange nicht, dass überhaupt verdorbenes oder „chemisch aufbereitetes“ Fleisch nach Österreich gelangt ist. Das ist sogar recht unwahrscheinlich, weil die europäischen Einfuhrkontrollen und die von den Europäern geforderten Audits Vorort streng sind. Woher Josef Domschitz vom Fachverband der Lebensmittelindustrie, seine Sicherheit nimmt, wenn er via Kurier wissen lässt: "Gammelfleisch kann nicht dabei gewesen sein“, wollte ich trotzdem wissen. Auf meine telefonische Anfrage hin erklärte er mir im Detail auf welche Indizien sich seine wie er mir gegenüber wörtlich meinte „große Sicherheit“ stützen würde, nämlich die hohen Preise, die für das hochwertige brasilianische Rind- und Hühnerfleisch bezahlt wurden und das strenge europäische Kontrollwesen.
Der eigentliche Skandal: Intransparenz aufgrund fehlender Herkunftskennzeichnung
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Auch wenn ich – wie gesagt – ebenfalls davon ausgehe, dass das in den Verkehr gebrachte „Carne Fraca“ die Landesgrenze nicht passiert hat, 100prozentige Sicherheit gibt es nicht. Und schon deshalb bleibt für mich ein schaler Nachgeschmack. Vor allem angesichts der Intransparenz und der faktischen Unmöglichkeit der Nachvollziehbarkeit von Herkünften in Fertigprodukten. Fleisch als global kursierender „Rohstoff“, der am sogenannten Spotmarkt in riesigen Mengen gehandelt wird, um dann von irgendwelchen Verarbeitern irgendwo auf der Welt „veredelt“, verwurstet oder zu Convenienceprodukten weiter verarbeitet zu werden, ist international übliche Praxis. Und ein Land wie Brasilien, das große Mengen zu teils konkurrenzlos billigen Preisen in den weltweiten Warenkorb wirft, kommt also relativ oft zum Zug. Die Exportstatistik ist hier eindeutig, Brasilien ist – wenigstens hier, wenn schon nicht im Fußball – Weltmeister.
Was tun?
An dieser Situation wird sich so schnell nichts ändern, da mache ich mir nichts vor. Den Schluss, den ich persönlich schon längst für mich gezogen habe: keine Fleischverarbeitungsprodukte mit anonymer Herkunft. Und im Gasthaus will ich wissen, woher das Fleisch kommt. Wenn es nicht ersichtlich ist, dann frage ich nach. Nicht erst die Gefahr von Gammelfleisch treibt mich zu dieser Vorsicht. Ich will auch kein „hygienisch einwandfreies und genusstaugliches“ Fleisch aus Ländern wie Brasilien, wo der Begriff „Tierwohl“ auch ins Portugiesische übersetzt ein Fremdwort bleibt. Ich will damit nicht behauptet haben, dass alle brasilianischen Fleischbetriebe systematisch Tierquälerei betreiben. Aber ich weiß, dass Tierwohl kostet und außerdem eine strenge Kontrolle im Hintergrund benötigt, die ihrerseits kostet. Und damit geht konkurrenzlos billig nun einmal nicht zusammen.
Ich kann und will damit nicht im Umkehrschluss der österreichischen Fleischproduktion uneingeschränkt das Wort reden. „Skandale“ und teils unzulängliche Praktiken und Usancen, auch solche die unentdeckt bleiben, wird es auch hierorts geben. Ich habe weit mehr als Otto Normalverbraucher Ein- und Übersicht in und über die komplexe österreichische „Fleischlandschaft“ und das dieser hinterlegte Kontrollwesen. Ich habe mich viel mit Bauern, Tierärzten, Tierethikern und mit kritischen NGO-Vertretern ausgetauscht, mich in Ställen, Schlachthöfen und Labors Vorort kundig gemacht. Aus all diesen Erfahrungen und Gesprächen nehme ich ein sehr weit gehendes Vertrauen in die handelnden Akteure mit, aber auch den Entschluss immer noch genauer hin zu sehen.
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