Ich mache normalerweise keine Werbung hier im Land schafft Leben Blog. Wir sind keine Werbe- oder Marketingagentur. Wir zeigen, was Sache ist in der Lebensmittelproduktion und überlassen die Entscheidung dem hoffentlich durch unsere Info ein wenig mündiger gewordenen Konsumenten. Warum ich heute mal ein Ausnahme mache? Eine im ARD vor wenigen Tagen gezeigte Doku über die Zustände in den großen Obst- und Gemüseanbaugebieten Spaniens und Italiens, die mir freilich nichts Neues, sondern längst Bekanntes gezeigt hat: Systematische Ausbeutung, Sklaven- und Kinderarbeit und in Süditalien die allgegenwärtige Mafia, die auf diesem lukrativen Geschäftsfeld ihre knallharte Pranke drauf hat. Wer die billigere Ware von dort unten kauft, der hält all das mit am Laufen...

Das gilt übrigens im großen Stil genauso für die bestimmenden Player im Lebensmitteleinzelhandel, die ja schließlich erst die Ware von dort kaufen und einlisten. Die großen deutschen Handelshäuser kommen demnach auch nicht gut weg in der genannten Doku. Darauf angesprochen „rechtfertigen“ jene diesen Umstand einmal mit dem grundsätzlichen Hinweis auf den Konsumenten, welcher das ganze Jahr über Obst und Gemüse jeder Art im Warenangebot nachfrage. Außerdem werden etwa Zitrusfrüchte, das mit Abstand wichtigste Importobst aus dem Mutterland der Mafia, in unseren Breiten gar nicht angebaut. Der Ball läge somit beim Konsumenten. Nun wird keiner auf Zitrusfrüchte verzichten wollen und sollen. Ein Teufelskreis? Ja, bis zu einem gewissen Grad wird man nicht umhin kommen, sich die Finger dreckig zu machen, wenn man exotisches Obst nicht vom Speisezettel streichen will. Ich persönlich setze in diesem Fall auf das Fairtrade-Siegel, dem ich dann nolens volens vertrauen muss.

Der deutsche Supermarkt und Diskonter – dasselbe gilt für den freilich viel kleineren österreichischen Markt – sieht sich gezwungen nach eigenen Angaben praktisch jedes Obst und Gemüse rund ums Jahr anzubieten, weil ihm sonst seine Kunden davon laufen würden. Schön, das wird wohl so sein. Für die Zustände Vorort fühle er, der Lebensmittelhandel, sich nicht letztverantwortlich und verweist auf Zertifikate wie das GlobalGap, das Sozialstandards in der Produktion festschreibt. Wenn diese nicht eingehalten bzw. sogar systematisch unterlaufen würden, so sei das nicht sein Verschulden, sondern allenfalls ein Versagen der Behörden in Spanien und Italien.

Nun kommt in der Doku der deutsche Handel aber als beinharter Preisdrücker rüber. Mit geradezu erpresserischen Praktiken trüge dieser an diesem System der Ausbeutung maßgeblich bei, wird etwa von spanischen Lieferanten im Film der Vorwurf erhoben. Dieser Preisdruck wird, wie das halt so üblich ist, von oben nach unten weiter gereicht und endet letztlich bei den ärmsten „Hunden“. Das sind sowohl in Italien als auch Spanien vor allem legal oder illegal in den Ländern aufhältige Arbeitsmigranten und Flüchtlinge aus Afrika.

Wenn sich der Handel auf scheinbar unzureichend funktionierende, weil zu wenig kontrollierte gesetzlich festgelegte Standards rausredet, um sich nicht selbst in der Verantwortung zu sehen, was macht dann die hohe Politik, wenn sie auf diese Zustände in immerhin zwei EU-Mitgliedsländern angesprochen wird? Im Film kommen zwei EU-Parlamentarier zur Sprache, ein Grüner und ein konservativer Abgeordneter aus den Reihen der europäischen Volksparteien. Beiden sind die Zustände durchaus bekannt und beide fordern unisono Eingriffe im Rahmen der GAP (Gemeinsame Agrarpolitik der EU): Subventionsstreichungen im Fall nachgewiesener Verstöße gegen bzw. systematischen Unterlaufens von EU-Sozialstandards. Ein wahrscheinlich probates Mittel – allein, diese Forderung, wie im Film erhoben, findet bis dato keinerlei Gehör etwa bei Agrarkommisar Phil Hogan, der auch zu keinem Interview für die Doku bereit gewesen sei.

Überall wird also Verantwortung für die allen bekannten schrecklichen Praktiken in Südeuropas Obst-und Gemüseanbauzentren nicht wahrgenommen bzw. weitergereicht. Was ist mit meiner Verantwortung als Konsument, der darüber Bescheid weiß? Ich kann die Handelspraktiken nicht direkt beeinflussen und die hohe Politik schon gar nicht. Aber ich kann – und das tut gar nicht weh! – ist allenfalls ein bisschen teurer, hauptsächlich auf heimisches und wenn schon auf exotisches, dann wenigstens „fair gehandeltes“ Obst und Gemüse zurückgreifen. Und damit wäre ich dort angekommen, von wo ich ausgegangen bin: „Kauf doch bitte heimisch

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