so heißt es bekanntlich in der Bundeshymne. Aber ist das auch wahr? Wie schaut es aus auf den heimischen Äckern. Was wird dort alles angebaut? Wie weit deckt das den nationalen Bedarf? Was bringt die Zukunft? Ich hab mich anhand des Lebensmittelberichts (2015), einzelner Statistiken und teilweise Vorort ein bisschen schlau gemacht...

Nach ein paar Übersichtsdaten zum Gesamtverhältnis von Produktion zum Konsum, greif ich mir jeweils eine Leit-Frucht heraus und schau zu, was die mir zu sagen hat. Und zwar vom Acker die Sojabohne; aus der Plantage des Österreichers liebstes Obst: den Apfel; aus dem Folientunnel/Gewächshaus das nach der Kartoffel meist konsumierte Gemüse: die Tomate/den Paradeiser– und noch einmal vom Acker die Zuckerrübe.

Überblick über das Verhältnis von Produktion und Konsum

Österreichs Getreideproduktion schafft es bei erntebedingt starken jährlichen Schwankungen seit vielen Jahren so in etwa den heimischen Bedarf für Mensch, Tier und Industrie zu decken – sprich: ± 100 Prozent Selbstversorgungsgrad (SV). Ganz anders die Situation bei Ölsaaten (SV zuletzt knapp über 50 Prozent), pflanzlichen Ölen (SV zuletzt 30 Prozent), Obst (SV zuletzt knapp unter 50 Prozent) und Gemüse (SV zuletzt knapp unter 60 Prozent). Hier ist Österreich strukturell stark auf Importe angewiesen. Das hat natürliche Ursachen (Bananen, Orangen und Oliven werden wohl auch im Zuge der Klimaerwärmung nicht so schnell bei uns wachsen) – aber nicht nur, wie einige bäuerliche Pioniere beweisen. Es ginge hier von Seiten der Produktion einiges. Innovative Bauern machen es vor. Auch gewisse Ernährungsgewohnheiten, um nicht zu sagen Unsitten, nämlich die anerzogene Haltung: „alles jederzeit!“ egal ob’s grad Saison hat, nach was schmeckt, ein horrendes Geld kostet etc., wären vernünftigerweise zu hinterfragen und brächten Bewegung in die Selbstversorgungsbilanzen. Der Zuckerrübenanbau war bis dato durch eine europaweit fest gelegte Quote geregelt. Diese läuft aber heuer aus. SV beim Zucker seit Jahren weit über 100 Prozent.

Ein paar Daten zum inländischen pro Kopf Verbrauch:

Getreide: Während 1955 noch fast 110 Kilo Getreide vom Durchschnittsösterreicher in allen möglichen Verarbeitungsformen konsumiert wurden, waren das 2012 nur mehr knapp 75. Zwischenzeitlich (1995) war dieser Wert aber sogar schon auf 60 Kg gesunken!

Ölsaaten: Also alle zur Ölgewinnung sich eignenden Pflanzensamen (Sonneblumen, Raps, Maiskeime, Soja etc.): hier hat sich der Pro-Kopf-Verbrauch seit Mitte der Neunziger Jahre auf über 5 Kilo im Jahr 2012 mehr als verdoppelt.

Pflanzliche Öle: Auch hier nimmt der Pro-Kopf-Verbrauch stetig zu und lag 2012 bei knapp 14 Kilo. Da Oliven in Österreich nicht angebaut werden können, ist es klar, dass der SV-Grad bei den Ölen wesentlich niedriger ausfällt als bei den Ölsaaten (s.o.).

Obst: Erstaunlicherweise essen Herr und Frau Österreicher über die Jahrzehnte immer weniger Obst: so sank seit 1975 der Verbrauch von knapp 97 Kilo relativ kontinuierlich auf zuletzt 78.

Gemüse boomt hingegen. Mit Ausnahme eines kleinen Einbruchs Mitte der 80er (Tschernobyl) kletterte hier der Konsum von knapp 64 Kilo im Jahr 1955 auf stolze 111 Kilo 2012. Allein in den Jahren zwischen 2000 und 2012 statistisch gesehen um 1 Kilo pro Jahr.

Zucker: Obwohl Zucker von vielen Experten seit Jahren als ernährungstechnischer Gottseibeiuns ausgerufen wird, bleibt Herr und Frau Österreichers jährlicher Zuckerkonsum im Vergleich mit allen anderen Grundprodukten am stabilsten. Zuletzt lag er bei gut 37 Kilo.

Bei Zitrusfrüchten und anderen Obstsorten, pflanzlichen Ölen, Ölsaaten und beim Gemüse ist Österreich massiv auf Importe angewiesen

Zur Sojafrage:

Ich weiß nicht, ob du schon davon gehört hast, aber Soja ist eine Schlüsselfeldfrucht geworden- national und mehr noch international. Auch wenn Österreich im EU-Vergleich gar nicht so wenig Soja anbaut, unser Selbstversorgungsrad ist erschreckend niedrig. Das verrät mir übrigens nicht der Lebensmittelbericht – das nur nebenbei –, der Soja nicht gesondert ausweist. Österreich ist massiv auf Sojaimporte aus Übersee angewiesen. Weit weniger deshalb, weil der ernährungsbewusste Mensch mehr und mehr nach Sojaprodukten verlangen würde – das auch, aber das fällt kaum ins Gewicht –, sondern, weil unsere Hühner und Schweine und – wenngleich deutlich weniger – auch Kühe Unmengen an Sojaschrot verdrücken, bevor wir sie dann verspeisen bzw. davor noch ihre Milch verwerten.

Soja, der weltweit mit Abstand wichtigste Eiweißlieferant

Österreichs Fleisch- und Milchwirtschaft wäre in der jetzigen Form ohne den weltweit führenden Eiweißlieferanten Soja absolut undenkbar.

Das ist aus mehreren Gründen suboptimal, auf die ich in einem eigenen Blogartikel ein bisschen näher eingegangen bin (Link am Ende des Absatzes). Unlängst habe ich von einem Mann, der die verschiedenen Bereiche der österreichischen Landwirtschaft wie kein zweiter seit Jahrzehnten überblickt, gehört, wie er einer Gruppe von angehenden Ackerbauern aus Niederösterreich die Überlegung mitgegeben hat, ihre zukünftigen Äcker doch mit dieser einen Leguminose (Hülsenfrucht) Soja zu bereichern. Das täte dem Boden gut (Fruchtfolge mit anderen Ackerfrüchten – insbesondere dem Mais, der sich zwar als Monokultur „eignet“, als solche aber zusehends anfälliger für Krankheiten und damit einher gehende Mindereträge wird) und habe in mehrfacher Hinsicht Zukunft. Jede Verringerung der eklatanten Abhängigkeit in Sachen Soja kann nur gut sein für unser Land – und mehr noch für Umwelt und Menschen in den Hauptanbaugebieten Argentinien und Brasilien. Ach ja, nur damit die Dimensionen klar werden: bei einer heimischen Sojaproduktion von gerade mal ca. 35.000 Tonnen importiert Österreich 500.000 Tonnen Sojaschrot! Zu einem beträchtlichen Teil genmanipuliertes, wie es vor allem in der Schweine- in geringerem Ausmaß auch in der Putenmast zum Einsatz kommt. Nicht in der gentechnikfreien Hühnermast und Milchwirtschaft. Der Verringerung dieser massiven Abhängigkeit von Sojaimporten hat sich auch die ARGE Donausoja verschrieben. Diese setzt sich "für gentechnikfreies, herkunftsgesichertes Qualitätssoja aus der Donauregion [ein], das einen wertvollen Beitrag zur europäischen Eiweißversorgung leistet ", wie es auf ihrer Homepage heißt.

> Blog: Sag mir, wo die Bauern sind

> Hintergründe: Grüne Gentechnik

Apfelbäumchen schüttle dich...

und wirf genügend Äpfel für das ganze Land ab – das mögen sich Österreichs Apfelbauern gesagt haben Mitte der 90er Jahre als die Selbstversorgung unter 70 Prozent gelegen hatte. Heute ist Österreich (theoretisch) fast „apfelautark“ – und dank bester Lagerbedingungen ist praktisch das ganze Jahr über Österreichischer Qualitätsapfel im Angebot. Die Situation für die Apfelbauern ist freilich nicht erst durch die letztjährigen katastrophalen Ernteeinbußen und Kulturschäden bedrohlich geworden. Unlängst hat sich mir gegenüber ein „Bescheidwisser“ gar zu dem Satz hinreißen lassen: „In fünf Jahren sind 300 Apfelbauern tot – wenn das so weiter geht“. Es liegt nicht zuletzt am heimischen Konsumenten, ob dieses Szenario traurige Realität wird.

Österreich ist theoretisch "apfelautark"

> Blog: In fünf Jahren sind 300 Apfelbauern tot, wenn das so weiter geht

Der Selbstversorgungsgrad von Tomate/Paradeiser ist alles andere als paradiesisch...

und liegt bei schwachen 22 Prozent! Dabei wachsen Tomaten hervorragend in österreichischen Regionen wie der Süd- und Südoststeiermark, dem Marchfeld, rund um den Neusiedlersee oder auch in suburbanen und städtischen Gemüseanbauzentren vor allem natürlich in und rund um Wien. Warum also nur 22 Prozent Selbstversorgung? Weil erstens die Verarbeitungstomate in Österreich überhaupt nicht angebaut wird. D.h. die Tomate für dein Ketchup ist mit Sicherheit keine österreichische. Und weil zweitens die Tomate in der Wahrnehmung des Konsumenten zur Ganzjahresfrucht avanciert ist. Diesem ist es offenbar egal, dass die „Wintertomate“ außer der roten Farbe oft nicht mehr viel mit ihrer reifen, in der Saison geernteten Namenskollegin gemein hat. (Was für die Tomate gilt, gilt für eine ganze Reihe anderer Früchte der Erde: ich nenne nur diesen Winterwitz die „sogenannte“ Erdbeere).

In der Zeit, wo Österreichs Tomaten ihre naturgegebene Saison haben (die drei Sommermonate), wird durch ein hervorragendes logistisches Netz ganz Österreich mehr als ausreichend mit heimischer Ware beliefert. Außerhalb dieser Zeit konkurrieren heimische Glashausproduzenten mit importierter Ware. Die allermeisten Glashausproduzenten ernten bis in den November hinein und dann wieder ab Februar/März etwa. Wer unbedingt mitten im Winter Tomaten haben muss, wird meines erachtens häufig „doppelt zur Kasse gebeten“: überteuerte Preise für relativ geschmacksarme Ware: ich habe dabei mitunter das Gefühl als bisse ich in „rotes Wasser“. Seit kurzem muss ich mein harsches Urteil über die Wintertomate ein wenig revidieren. Ein österreichischer Produzent hat sich der kalten Saison angenommen. Und obwohl mir der hohe Energieaufwand in der Glashausproduktion im Winter nach wie vor sauer aufstößt: Die geschmackliche Qualität der von mir gekosteten Cocktail-Paradeiser hat mich wirklich positiv überrascht.

Österreichische Tomatenproduktion im Winter: Geschmack überzeugt, Energieaufwand gibt zu denken

Zuckersüßes Österreich: Warum „Planwirtschaft“ manchmal besser ist als freier Markt

Zucker ist überall drin: Vom Ketchup, über Softdrinks bis zum Müsliriegel. Der Hunger nach Zucker der Lebensmittelindustrie wächst und wächst. Convenience-Produkte werden immer stärker nachgefragt, unbeschadet ihres unbestritten bedenklichen Gesundheitsaspektes und in praktisch allen ist Zucker drin. Österreichs Zuckerindustrie, die seit Jahrzehnten den Eigenbedarf mehr als deckt, stehen massive Veränderungen bevor. Das Auslaufen europäischer Erzeugerquoten mit dem heurigen Jahr. Diese regelten entsprechend einem fest gelegten Schlüssel die jeweilige nationale Produktion und boten so entsprechende Preisstabilität. Zukünftig wird auch der österreichische Zucker (mehr noch als ohnehin) dem uneingeschränkten Wettbewerb auf dem Weltmarkt ausgesetzt. Insbesondere der weltweite größte Zuckerproduzent Brasilien wird dann wohl zu einer spürbaren Konkurrenz-Verschärfung beitragen. Kein Wunder also, dass die insgesamt ca. 7000 Zuckerrübenbauern mit gemischten Gefühlen in die Zukunft blicken.

Zuckerrübenanbau, wie er in Österreich betrieben wird, hat ökologisch gesehen gravierende Vorteile gegenüber den brasilianischen Zuckerrohrplantagen.

Letztere werden monokulturell auf maximalen Ertrag angelegt bei gleichzeitig dauerhafter Auslaugung des Bodens, was zur Neuerschließung von Anbauflächen zwingt, welchen dann oft genug Regenwälder weichen müssen. Während die Zuckerrübe in eine bodenverträgliche Fruchtfolge eingebunden werden muss und deshalb nur alle 4 bis 6 Jahre auf derselben Fläche angebaut wird. M.E. sieht man am Beispiel des Quotenfalls der Zuckerrübe sehr schön, dass die Spielregeln des (sogenannten) freien Marktes als Dogma auch ihre Schattenseiten haben. Von der Lebensmittelindustrie werden sie zum Zwecke der Kostenminimierung vehement für ihren zentralen Treibstoff Zucker gefordert. Das ist verständlich. Die langfristigen „Mehrkosten“, die „Kollateralschäden“ aber treffen andere! Zum einen wird die nachhaltig wirtschaftende, gute bäuerlichen Praxis der österreichischen Zuckerrübenbauern vermutlich enorm unter Druck kommen. Während andererseits die kurzfristig produktivere Zuckerrohrindustrie (z.B. in Brasilien) leichteres Spiel haben wird. Diese aber fällt über die Erde her, wie ein Heuschreckenschwarm nur ungleich gigantischer: zerstört örtliche bäuerliche Strukturen und/oder stampft Monokulturen aus dem Regenwald unter immensem Pestizideinsatz und Verbrauch von fossiler Energie.

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baur peter

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Markus Andel

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