Summ summ summ! Bienchen summ‘ herum! Biene und Bauer- Freund oder Feind?

Heute in meiner Facebook-Timeline wunderschöne Bilder eines befreundeten Apfelbauern aus dem steirischen Vulkanland. Seine Apfelbäume stehen in voller Blütenpracht und werden fleißig beflogen von den direkt neben seinen Plantagen befindlichen Bienenstöcken aus. Hier zumindest keine Spur vom angeblich massenhaften Bienensterben, wie es gerade wieder medial Hochkonjunktur hat. Von den Massenmedien weitgehend ignoriert, mehrt sich allerdings in Fachkreisen der Zweifel an der Bienenapokalypse unter Hinweis auf die offiziellen FAO-Statistiken, deren Zahlen ganz anderes vermuten lassen: Nämlich eine konstante Zunahme der Bienenvölker und zwar weltweit. Wie auch immer, in den Apfelanlagen im Vulkanland summt und brummt es dieser Tage, dass es eine Freude ist.

Thomas kultiviert seine Anlagen nach den Prinzipien des „Integrierten Pflanzenschutzes“. Das heißt, er verwendet neben den im Bio-Anbau zulässigen Mitteln auch chemisch-synthetische, wo und wann es Sinn macht und unter strengen Auflagen. Beispielsweise ist die Ausbringung von bienengefährlichen Pflanzenschutzmitteln im Zeitraum der Bienenwanderung verboten. Außerhalb der Bienenwanderung darf kein Sprühnebel mit bienengefährlichen Mitteln auf blühende Pflanzen gelangen. Außerdem achtet er darauf bienengefährliche Mittel nach Möglichkeit nur in der Früh oder in den Abend- und Nachtstunden auszubringen, wenn die Bienen nicht mehr fliegen. Verwehungen auf blühende Pflanzen werden erstens dadurch verhindert, dass nicht bei Wind ausgebracht wird und zweitens durch die richtige Anwendungstechnik des verlustarmen Sprühens.

Thomas weiß, dass er die kleinen Bestäubungsprofis braucht, dass seine Ernteerträge und die Qualität seiner Äpfel mit den Bienen stehen und fallen und hat daher ein fundamentales Eigeninteresse ihnen möglichst nicht zu schaden. Jahrzehntelange Erfahrung, intensive Beschäftigung mit der Biene im Austausch mit seinem Vater, der selbst imkert, unterscheiden ihn von den Besserwissern auf der Straße und in den Redaktionen von Massenblättern, die sich alle sicher sind, dass die Landwirtschaft und ihre Pestizide für den vermeintlichen Bienentod verantwortlich sind.

Jetzt wirst du vielleicht sagen, wenn dein Thomas so sehr auf die Bienen achtet, warum verzichtet er dann nicht ganz auf Pflanzenschutz und wird Bio-Bauer. Und indem du so fragst, outest du dich als einer dieser Besserwisser und Ahnungslosen. Denn selbstverständlich betreibt auch der Bio-Bauer Pflanzenschutz und selbstverständlich stehen auch diesem eine ganze Reihe von potentiell bienenschädlichen Pflanzenschutzmitteln wie etwa Spinosad oder Pyrethrine zur Verfügung, beides natürlich vorkommende, hoch wirksame Insektizide, deren breite Anwendung im Bio-Anbau von Imkerverbänden scharf kritisiert wird. Auch der Bio-Bauer ist hier zu äußerst sorgsamem Umgang verpflichtet, ebenso wie sein konventioneller Kollege.

Richtig ist allerdings, dass Bio auf einige potentiell bienengefährliche Stoffe verzichtet und deshalb eine Pionierrolle in der Erforschung und Anwendung von Alternativen einnimmt, von der auch konventionelle Kollegen zusehends profitieren. Auch Thomas hat sich einen Umstieg auf Bio überlegt, dieser kommt aber aufgrund seiner steilen Flächen nicht in Frage, wie er im folgenden Video erklärt (ab Min. 03:47). Ganz so einfach ist die Sache nicht, wie sich das so maancher in den fernen Städten denken mag, wenn er fordert, dass doch bitte alle auf Bio umstellen sollen. Aber das ist ein eigenes Thema.

Neonicotinoide: Bienentod oder medialer Sündenbock?

Morgen Freitag soll in Brüssel einmal mehr ein endgültiges Wort über das Ende bzw. die Verlängerung der Zulassung einiger Pflanzenschutzwirkstoffe aus der Klasse der Neonicotinoide fallen, von denen einige als bienengefährlich eingestuft werden. Thomas verrät mir am Telefon, dass er gerade gestern eine Anwendung mit einem Neonic vorgenommen hat, allerdings mit einem als nicht bienengefährlich eingestuften. Neonics gibt es nämlich sehr verschiedene und sie werden sehr verschieden angewendet in den unterschiedlichen Einsatzgebieten. Bei Kartoffeln und Zuckerrüben etwa kommen sie in Form von gebeiztem Saatgut zur Anwendung. Das heißt die Zuckerrübensamen bzw. die Saatkartoffeln werden mit Neonicotinoiden ummantelt und kommen so in die Erde, wo sie dann das Saatgut vor Insekten schützen. Diese (noch) erlaubte Anwendung erlaubt es, wie die Bauern argumentieren, im Folgenden auf Spritzungen mit Insektiziden gleich nach dem Erscheinen der Pflänzchen an der Erdoberfläche weitgehend zu verzichten. Letztere seien mit weit höheren Kosten weil größeren Aufwandmengen verbunden als die Beizung. Dennoch soll diese jetzt in allen Anwendungsformen europaweit verboten werden, geht es nach den NGOs wie Greenpeace und Global 2000 aber auch nach der zuständigen Ministerin Köstinger, mit der Begründung der „Bienengefährlichkeit“. Einige Neonicotinoide sind zweifellos bienentoxisch. Das bestreitet niemand. Die Frage ist aber, ob sie bei den bislang zulässigen Anwendungsarten überhaupt mit Bienen in Kontakt kommen können?

Ich habe dazu gerade letzte Woche einen Kartoffelbauern befragt, während er seine gebeizten Saatkarfoffeln in die Erde gepflanzt hat. Ob er dadurch jetzt riskiere, dass Bienen zu Schaden kommen, wollte ich wissen. Zuerst meinte er ein bisschen ausweichend, dass das ja wohl die Experten der AGES bei der Zulassung des Mittels für spezielle Anwendungen entscheiden müssen, dass er als Bauer sich doch darauf verlassen können müsse, wozu es sonst diese Agenturen bräuchte. Ich gebe mich damit nicht zufrieden und hake nach. Als Bauer sei es ihm ja wohl nicht egal, ob er jetzt tatsächlich Bienen im großen Maßstab schädige, unabhängig davon, ob es zulässig sei oder nicht. Er werde ja wohl Beobachtungen gemacht haben, ob seine blühenden Kartoffelstauden von Bienen beflogen werden. Darauf erwidert er nur, dass er zwar massenhaft tote Kartoffelkäfer und andere Schädlinge als Ergebnis des gebeizten Saatgutschutzes auf seinen Äckern finde, tote Bienen aber noch nie. Kartoffeln sind zwar blühende Kulturen, werden aber nicht von Bienen angeflogen, weil kein Nektar zu holen ist.

Zuckerrübenfelder blühen überhaupt nicht und Bienen haben hier im wahrsten Sinne des Wortes nichts zu suchen. Trotzdem würde ein Totalverbot von Neonicotinoiden auch Rübenbauern dazu zwingen, entweder mit ungleich höheren Aufwandmengen an Insektiziden den Fressfeinden zu Leibe zu rücken, oder die Rübe überhaupt aus ihrem Anbauschema (Fruchtfolge) zu nehmen. Von höchster Rübenbauernstelle werden bereits die Sterbeglocken für die heimische Rübentradition und damit auch die Zuckerfabriken – zumindest für einen der beiden verbliebenen Standorte – geläutet. Na und, magst du sagen, gibt es halt keinen heimischen Zucker mehr, Rohrzucker ist eh gesünder – und schon wieder hast du dich als Ahnungsloser geoutet. Falls du das nicht bleiben willst, hier ein Link, der dir mit Informationen weiterhilft deine falsche Voreingenommenheit für den braunen Zucker abzulegen.

...Alle lieben Maja...

Die Biene emotionalisiert. Alle lieben sie, außer wenn sie einen sticht. Alle brauchen sie. Zuerst der Bauer, der auf ihre Bestäubungsleistung angewiesen ist. Er stimmt noch vor allen anderen in das alte Kinderlied ein...

Summ summ summ!

Bienchen summ’ herum!

ei! wir thun dir nichts zu Leide,

flieg’ nun aus in Wald und Heide!

Summ summ summ!

Bienchen summ’ herum!

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