Katastrophales über die Situation für die heimischen Apfelbauern hören wir in diesen Tagen leider mehr als uns lieb ist.
Nicht um davon abzulenken, sondern einfach um Lust auf Apfel und Apfelkuchen zu machen, bringe ich heute eine uralte Apfelgeschichte im neuen Gewand...
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Der Apfel hat die menschliche Phantasie seit jeher beflügelt wie keine zweite Frucht.
Mythologie, Sage und Volksmärchen sind voll von Apfelgeschichten. Von den die ewige Jugend verheißenden Äpfeln der Hesperiden bis zum vergifteten Apfel der bösen Königin in Schneewittchen. Der Apfel galt und gilt als Sinnbild für Vollkommenheit, Macht, Schönheit, Fruchtbarkeit, Liebe.
Dass er es auch gewesen sei, weswegen der Mensch aus dem Paradies vertrieben wurde, hält sich zwar hartnäckig als Gerücht, aber näherer Überprüfung nicht stand. Die Paradiesfrucht wird in der Bibel nicht namentlich genannt. Obwohl man es Eva nicht verdenken hätte können, wenn sie beim Anblick eines Apfels schwach geworden wäre…
Eine andere, recht fatale Geschichte will ich dir hier in unsere Zeit versetzt erzählen.
Nimm ein schönes Platzl in der Südoststeiermark,...
oder im Oberinntal, im Rheintal, im Mostviertel, im Seewinkel - irgendwo halt wo österreichische Apfelbäume blühen: Du hast dich in den Schatten eines solchen gelegt, während du nichtsahnend die Schafe hütest. Es können meinetwegen auch Kühe, Ziegen oder sonstige Weidegänger sein – tut hier nichts zur Sache. Du hast deine Augen geschlossen, die Tierchen glocken friedlich vor sich hin. Du ziehst deine Flöte aus der Tasche und beginnst bei herrlichstem Sonnenschein, aber noch angenehmer Temperatur selbstvergessen eine Melodie. Solltest du keine Flöte dabei haben, dann pfeifst du einfach und solltest du auch das nicht können – so wie ich – dann singst, trällerst, summst du eben vor dich hin.
Plötzlich rauscht es in den Zweigen des Apfelbaums.
Du blinzelst gegen die Sonne und traust deinen Augen nicht. ‚Träum ich?‘ fragst du dich ‚oder sitzt da tatsächlich in den Zweigen dieser Typ? Wie der aussieht! Das hat die Welt noch nicht gesehn. Nackt bis auf Helm und Schuhe! Converse mit Flügeln!‘ In der einen Hand hält er einen total abgefahrenen Stab, um den sich symmetrisch zwei Schlangen ranken und mit der anderen rüttelt er an einem der Äste. Zack – und da „verpufft“ er auch schon wieder. Im selben Moment fällt dir ein Apfel auf den Kopf. Schräg, denkst du? Na wart mal ab. Kaum hast du die ganz seltsam aus dem Apfel sich plastisch heraus wölbende Inschrift entziffert: „Für die Schönste!“, da stehen auch schon drei unbeschreibliche weibliche Schönheiten - und zwar ebenfalls pudelnackert! - mitten in der Landschaft, naja eigentlich schweben sie da und strahlen um die Wette. Dir genauso mirnichtsdirnichts vor den Latz gebeamt, wie Sekunden zuvor schon der andere Freak. Und lächeln dich an. Und alle drei wollen ihn haben. Den Apfel. In deiner Hand. Na, dich möcht ich sehen! Sind wir uns ehrlich: das ist doch eine höchst unangenehme Situation, das geht sicher schief und der besagte Apfel an die Falsche unter den Schönheiten.
So geschehen auch dazumal als der trojanische Prinz Paris...
sich den Lockungen der Liebesgöttin Aphrodite nicht unempfänglich erwies, ihr den Apfel gab, mit ihrer Hilfe die schöne Helena raubte und so den Unmut der mächtigen Athene und Hera auf- und in weiterer verwickelter und schrecklicher Folge den Untergang seines Königreichs nach sich zog. Nachzulesen das ganze Gemetzel in 15.693 Versen aufgeteilt auf 24 Gesänge beim ollen Homer. Und alles wegen dieser saudummen Apfelaffäre, dieser lose lose Situation geradezu klassischer Ausprägung – die Griechen nannten das eine Tragödie. Dabei: hätt er den Apfel nicht einfach teilen können? Oder – noch besser jeder der Damen einen Apfel überreichen? Was lernen wir also daraus: an apple a day ist nicht genug. Es müssen immer mindestens drei Äpfel sein. Und außerdem: wenn drei gleichzeitig auftauchen in Griechenland und etwas wollen dort, dann geht ihnen eben furchtbar der Reis – auch wenn eine von den dreien heut nicht mehr Athene heißt und nackt ist sondern Angela und (schlecht) angezogen…
Das Ganze hatte natürlich ein Vorspiel.
(Also nicht die Schuldenkrise jetzt. Die natürlich auch.) Dort oben bei den Göttern. Der ominöse Apfel, später als „Zankapfel“ zu trauriger Berühmtheit gelangt, war da nämlich mitten in eine lustige Hochzeitsgesellschaft von Eris, der Göttin der Zwietracht, hinein geworfen worden. Dummerweise hatte man vergessen, sie einzuladen (das kennen wir doch von irgendwoher – ist noch nie gut gekommen bei diesen nachtragenden Damen…) Na jedenfalls: Mehr hat’s nicht gebraucht und sofort lagen sich die drei mächtigsten Weiber dort oben im Olymp in den göttlichen Haaren. Wie die Sache ausgegangen ist, wissen wir nun ja – nicht gut, gar nicht gut. Und was lernen wir daraus? Niemals vergessen Omas, Tanten, entfernte Verwandte etc. einzuladen. Die bringen dann nämlich statt dem Zankapfel dankbar einen ganzen Apfelkuchen mit.
Übrigens wird es 2017 kaum heimische Äpfel auf dem Markt geben.
Der Wintereinbruch Ende April hat die diesjährige Ernte fast völlig zerstört. Die Apfelbauern sind wirklich am Boden.
Dabei ist der Apfel und sein Anbau eine wirklich wunderbare und hoch interessante Sache, wie ich mir das selbst angeschaut habe...