Verbuchen wir die raunenden Vermutungen der FPÖ, die anderen Parteien hätten sich zur Pleite mit defekten Briefwahl-Kuverts zwecks Verschiebung der Präsidentenwahl verschworen, als weiteren Beweis blauer Polit-Paranoia.

Vermerken wir die FPÖ-Forderung auf Abschaffung der Briefwahl im bevorstehenden Wahlgang als plumpen Versuch, die Chancen des Briefwähler-Champions VdB zu reduzieren.

Registrieren wir die permanenten Unterstellungen der Manipulation von Briefwahlstimmen durch Partei und Kandidat als Teil einer Strategie, die repräsentative Demokratie abzuwerten.

Hoffen wir, dass mit den einfacheren Kuverts (warum wurden die eigentlich 2009 per Gesetzesänderung durch die komplizierteren ersetzt?) die verschobene Briefwahl für die Bundespräsidentschaft ordnungsgemäß abgewickelt werden kann.

Aber danach diskutieren wir intensiv eine Neuregelung diese Wahl-Form.

Die einfache Abschaffung oder drastische Reduktion auf Auslands-Österreicher und Kranke wäre möglich aber kurzsichtig. Hunderttausende haben sich an diese Form der Wahl gewöhnt, ein erklecklicher Teil würde möglicherweise nicht ins Wahllokal kommen oder kommen können. Dass damit die Wahlbeteiligung weiter sinken würde, kann kein echter Demokrat wollen.

Also Reform, aber dann richtig und mittels moderner Methoden und Mittel.

Wer schreibt heute noch Briefe, statt über Email, SMS oder Whatsapp und ähnliche zu kommunizieren?

Warum also sollte man nicht als moderne Alternative zur Abstimmung in den Wahllokalen das Internet nutzen? Wo wir doch längst daran gewöhnt sind, unsere Bankgeschäfte weitestgehend online zu erledigen oder mit vielen Behörden auf diesem Weg in Kontakt treten.

I-Voting müsste nicht neu erfunden werden. In Estland, in Sachen Online-Nutzung einsame europäische Spitze, wurde nach Versuchen auf kommunaler Ebene erstmals 2015 das Parlament auch über I-Voting gewählt. Ein Viertel der 65 Prozent Wahlbeteiligten nutzten diese Möglichkeit. Von Problemen mit dem Wahlgeheimnis oder gar von Wahlfälschungen war keine Rede.

Machen wir's den Esten nach. Und überlegen wir dabei auch gleich die Möglichkeit, auch im Wahllokal elektronisch abzustimmen.

Das würde alle Probleme mit fehleranfälligen Wahlkommissionen und -behörden beseitigen und auch noch für blitzartig ausgezählte Ergebnisse am Wahlabend sorgen.

Für Verschwörungtheorien und Wahlanfechtungen der FPÖ bliebe freilich dann keine Gelegenheit mehr.

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