#Bundespraesident #Meinungsumfragen #Manipulation

Einige Gedanken zur bevorstehenden Bundespräsidentenwahl in Österreich:

Gesetzt den Fall, eine Wählerin oder ein Wähler wäre politisch „bürgerlich-konservativ“, in der „Mitte“, oder „Mitte-Rechts“ stehend (wobei natürlich all diese Schubladen zu hinterfragen sind!). Jemand überlegt, ob sie oder er beispielsweise Irmgard Griss oder Andreas Khol die Stimme bei der anstehenden Bundespräsidentenwahl geben sollte. Eine andere Wählerin, ein anderer Wähler, politisch eher „links“ stehend, meint, sich zwischen Rudolf Hundstorfer und Alexander Van der Bellen entscheiden zu müssen. Jemand anders wiederum ist im Zwiespalt, ob er beispielsweise Norbert Hofer oder Richard Lugner die Stimme geben soll. Diese Aufzählungen sollen nur als Beispiele dienen, und es könnten diesbezüglich noch einige weitere angeführt werden.

In diesen genannten und anderen ungenannten Fällen besteht die Möglichkeit, dass jemand aufgrund der permanent veröffentlichten Umfragewerte dem scheinbar stärkeren Teilhaber (bezogen auf die Umfragewerte) seines persönlichen politischen Weltbilds seine Stimme geben wird, damit es zumindest ein „linker“, „rechter“, „konservativer“ oder „wie immer“ Kandidat in die Stichwahl schafft. Aufgrund der Beeinflussung von Umfrageergebnissen mag also von vielen Wählerinnen und Wählern nicht die Kandidatin oder der Kandidat gewählt werden, welche man am geeignetsten hält, sondern jene Person, der im bevorzugten politischen Spektrum die besseren Chancen für die Erreichung einer Stichwahl zuerkannt werden, auch wenn diese nicht die bevorzugte Wahl an sich wäre.

Das, was Meinungsumfragen also repräsentieren sollen, repräsentieren sie nicht nur, sondern sie produzieren und verändern es. Damit können veröffentliche Wahlumfragen das Wahlverhalten des Einzelnen verändern. Wenn Meinungsforschungsinstitute dann tatsächlich auch noch die Ergebnisse ihrer Befragungen durch verschiedene Methoden beeinflussen sollten, wie es der Bundespräsidentschaftskandidat Richard Lugner kürzlich in der ORF „Wahlfahrt“ angedeutet hat (wo es um reale Chancen einer Kandidatur seiner Person ging), dann sollte wohl spätestens hier offensichtlich werden, wie groß die Gefahr von Manipulation gegeben ist.

Da Neuigkeiten (und somit auch Umfragen) für Medien ein Geschäftsgegenstand sind, kann man weder von Öffentlich-Rechtlichen noch von privaten Nachrichtenmedien erwarten, dass sie auf Schlagzeilen und Storys verzichten, deren Grundlage „schockierende“ Umfragewerte bilden. Denn schlechte Nachrichten sind für Journalisten ja oft gerade auch gute Nachrichten. Vor allem gibt es wieder etwas zu berichten.

Darum werden weiterhin die zum Teil belanglosen und vorhersehbaren TV-Interviews mit gelangweilten Politikern mit vermeintlich aktuellen negativen Umfragewerten beginnen, welche in irgendeiner Weise der befragten Person oder dessen Partei anzulasten sind. So etwas nennen wir dann seriösen Journalismus.

Wie dem auch immer sei: Umfragen können konstruiert und deren Ergebnisse insofern ungenau sein, wenn man von einigen hundert Befragten auf eine Allgemeinheit schließt, auch wenn diese Vorgehensweise wissenschaftlich fundiert begründbar sein mag.

Die eigentliche Gefahr liegt aber vor allem in der möglichen Manipulation, denn eines scheint sicher: Meinungsumfragen machen Meinung!

1
Ich mag doch keine Fische vergeben
Meine Bewertung zurückziehen
Du hast None Fische vergeben
6 von 6 Fischen

bewertete diesen Eintrag

Silvia Jelincic

Silvia Jelincic bewertete diesen Eintrag 21.04.2016 23:04:31

5 Kommentare

Mehr von Philodavid