Etwas auf das ich mich immer sehr freue wenn ich wieder im Ländle (für alle nicht Vorarlberger: gemeint ist das österreichische Bundesland Vorarlberg) zu Besuch bin, ist.... Na wer hat eine Idee? Meinen lieben österreichischen Freundinnen und Freunden - mit denen ich die Freude hatte bei ein paar Bierchen munter über Gott und die Welt zu philosophieren - fällt jetzt sicher als erstes das Bier ein. Damit hat er oder sie aber nur die halbe Wahrheit getroffen, denn es handelt sich natürlich um das gute Wasser. Ja, genau, das gute Wasser. Gibt es etwas Schöneres als ein Glas unter dem geöffneten Wasserhahn mit sauberem erfrischendem Trinkwasser zu füllen?
Für viele von Euch klingt das jetzt vielleicht ein bisschen dumm, aber nach fast 20 Jahren im halbtrockenen Nordosten Brasiliens habe ich viele Leute kennengelernt die davon nur träumen können.
Laut unserer, von der CPT (=Landpastoralkomission) seit 1985 jährlich, und in Brasilien einzigartigen, veröffentlichten Publikation der Land-, Wasser- und Arbeitskonflikte kam es im vergangenen Jahr zu über 1000 "registrierten Konfliktsituationen". Konkret heißt das über 800.000 Familien müssen um jene Rechte streiten - um ein Stück Land, um sauberes Trinkwasser, um angemessene Bezahlung - die in meiner "alten Heimat" Österreich oft als selbstverständlich hingenommen werden. Beim großen Teil handelte es sich dabei um Landkonflikte. Die jährlichen Zahlen zeigen aber auch einen deutlichen Anstieg der Wasserkonflikte. Insgesamt waren dabei 42.815 Familien in insgesamt 127 Wasserkonflikte involviert. Der Streit um Land und Wasser kostete dabei 36 Menschenleben.
Wenn wir in Brasilien von Wasserkonflikten sprechen, dann gibt es die verschiedensten Situationen. Einerseits geht es hier um die Privatisierung öffentlich zugänglicher Wasserquellen durch Bergbaugesellschaften, das Einzäunen der Flussufer durch transnationale inländische sowie internationale Konzerne, aber auch die von der Regierung vorangetriebenen Kraftwerkbauten anlang der unzähligen Flüsse. Dazu kommt, speziell in den Abbaugebieten von Mineralien und dort wo sich die Agrarrindustrie ausbreitet, die Vergiftung der lokalen Wasserquellen durch Schwermetalle und Pestizide.
Erschwerend dazu kommt, dass die Wasserknappheit mittlerweile auch die großen Metropolen im Süden Brasiliens erreicht haben. Anhand der Proteste der Anrainer wegen des fehlenden Nass - Situation die sich in diesem Jahr mit ziemlicher Sicherheit wiederholen wird - probte das Militär in São Paulo letzte Woche sogar für den Ernstfall. In einer Übung riegelten unzählige Soldaten das städtische Wasseramt von der Außenwelt ab um die MitarbeiterInnen wenn nötig vor der rebellierenden Bevölkerung zu schützen. Diese Krise ist in diesem Fall von der Stadtverwaltung selbst provoziert, denn das Geld für den Ausbau der notwendigen Infrastruktur wurde für andere Dinge unterschlagen. Dazu kommen die direkten Auswirkungen anhand der Abholzung des Amazonasgebietes die mitverantwortlich ist für den Rückgang der Regenschauer im Süden.
Abschließend aber nochmals zurück zum all geliebten Bier. Unser Problem in diesem Zusammenhang ist nämlich nicht nur das Wasser, sondern auch, das die größte lateinamerikanische Brauerei AMBEV (=American Beverage Company), verantwortlich für die bekannten Marken Brahma, Skol, Antarctica, Boehmia,.. unser Bier mittlerweile mit gentechnisch verseuchtem Mais streckt. Na dann: Zum Wohl, oder einfach nur Prost Mahlzeit!