Wie ich dieser Tage mit Erstaunen festgestellt habe, während ich im TV einige Erstrundenpartien verfolgte, habe ich seit meiner Präsenz auf FuF, die ja nun schon beinahe zwei Jahre und 200 Beiträge lang währt, keinen einzigen Beitrag über SNOOKER geschrieben!
Meistens über Politik, manchmal über Wanderungen und Reisen, manchmal übers Kochen, hin und wieder persiflierend über die seltsamen Vorgänge auf so einer Plattform, selten über Fußball und am seltensten über „meine“ Sportarten wie Schifahren, Tennis oder eben auch Snooker.
Wobei TENNIS noch mehr gewürdigt wurde, doch SNOOKER ist wohl die Sportart, die ich sehr oft so nebenbei und ganz spontan betreibe und der auch sehr viel von meiner Sportleidenschaft gehört.
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Es gibt natürlich einen gewichtigen Grund, darüber nicht zu schreiben und der wäre die große Unbekanntheit dieser Sportart hier in Mitteleuropa und daher auch das fehlende Interesse daran, welches sicher auch auf die Leser auf FuF zutrifft.
So wird das wohl auch bei einem Beitrag bleiben, doch da jetzt gerade die WM als Saisonhöhepunkt und -ende stattfindet und zwar vom 21.4.-7.5.2018 und diese auch ausgiebigst auf EUROSPORT übertragen wird, schreibe ich jetzt ein paar Zeilen darüber, vielleicht interessiert es ja doch ein paar wenige.
Seit 1977 gibt es diese Veranstaltung im CRUCIBLE THEATRE von SHEFFIELD, weshalb dieser Ort auch als die „Kathedrale des Snookersports“ bezeichnet wird.
Obwohl der Fassungsraum für Zuschauer eher sehr klein und begrenzt ist und bis zu den Halbfinali nur zwei Tische zur gleichen Zeit bespielt werden können, hat diese Veranstaltung nichts von ihrer Faszination und Magie eingebüßt und in ihrer 40jährigen Geschichte schon etliche Dramen, Triumphe und tragische Heldentaten hervorgebracht sowie auch etliche „Volkshelden“ für die vorwiegend daran teilnehmenden Nationen England, Schottland, Irland und Nordirland.
Zu erinnern wäre hier ganz besonders an ALEX HIGGINS, den grenzgenialen Nordiren, der gleichermaßen durch seine unnachahmliche technische Brillianz wie auch durch seine außerordentliche Verrücktheit Ruhm und Bekanntheit erlangte und dem seine Alkoholsucht viel zu früh seine Gesundheit raubte.
Zu erinnern ist natürlich auch an den überaus charismatischen JIMMY WHITE, genannt „The Whirlwind“, der demnächst seinen 56. Geburtstag feiern wird (2.5.), der schon 1984 als 22jähriger zum ersten Mal ins Finale der WM kam und dieses gegen den damals schon sehr erfolgreichen STEVE DAVIS verlor. Von 1990 bis 1994 kam er jedes Jahr ins Finale der WM und verlor dieses jedesmal! Er wurde trotzdem zum erklärten Liebling der englischen Snookerfans, obwohl er als einer der talentiersten seiner Sportart niemals Weltmeister werden konnte. Sogar in diesem Jahr nahm er wieder am Qualifikationsturnier zur WM teil als einer von 128!
Natürlich ist zu erinnern an STEVE DAVIS, der große Fuchs und Taktiker („The Nugget“, „The Legend“), der 6x Weltmeister wurde, 3x hintereinander von 1987-89 und der als einziger Snookerspieler bisher in GB zum „Sportler des Jahres 1988“ gekürt wurde.
Der Rekordhalter an WM-Titeln ist jedoch STEPHEN HENDRY der berühmte Schotte!
Mit 21 Jahren wurde er 1990 zum ersten Mal Weltmeister und der jüngste in der Snookergeschichte.
1992-1996 gewann er hintereinander die WM und er wurde so nebenbei die Nemesis für JIMMY WHITE, der gegen ihn in vier Finals unterlag! Stephen Hendry war ein sehr ruhiger und überlegter Spieler, doch deshalb nicht weniger aggressiv. Seine Spielweise orientierte sich immer sehr stark an den offensiven Möglichkeiten, Matches zu gewinnen und wurde zum Vorbild für die nachfolgenden Snookergenerationen, denn es wurden von ihm Bälle als zum Potten geeignet gespielt, die vorher als viel zu riskant galten.
Seine unbändige Lust, immer und alles gewinnen zu wollen, liessen in der Endphase seiner Karriere oft seine Körpersprache sehr negativ aussehen, was dazu führte, dass er wohl zunehmend die Lust am eigentlichen Spiel verlor. Trotzdem war er ein unerreichter Meister und ein großer Vertreter dieser Sportart.
Dann kam die Generation von MARK WILLIAMS, JOHN HIGGINS und vor allem von RONNIE O'SULLIVAN!
Diese drei wurden sehr ernsthafte und ausdauernde Konkurrenten von Stephen Hendry und sie sind bis heute ungebrochen auch an der Spitze des Snookersports zu finden, wobei der Waliser Mark Williams ein zweifacher WM ist, der Schotte JOHN HIGGINS holte den Titel viermal und der „Mozart des Snookersports“ RONNIE O'SULLIVAN konnte bereits fünfmal Weltmeister werden, zuletzt 2013.
Dieser RONNIE O'SULLIVAN, genannt „The Rocket“, sorgte 1997 bei der WM auch für das schnellste MAXIMUM-BREAK, das jemals in der Geschichte erzielt wurde.
Er benötigte für die Erzielung der höchsten möglichen Punkteanzahl von „147“, bei der sämtliche Kugeln mit einem einzigen durchgehenden Break vom Tisch gespielt werden, nur ganze 5:08 Minuten!!!
Hier gebe ich kurz die Spielweise bekannt:
15 rote Bälle sind am Tisch und solange es Rote zu potten gibt in die sechs Taschen des Tisches, muß nach jeder Roten eine der 6 Farben gepottet werden. Die Farben werden jedoch solange immer wieder neu auf ihren Spots am Tisch aufgesetzt, solange rote Bälle auf dem Tisch sind. Danach erfolgt zur Finalisierung das Endspiel auf die Farben.
Beim Maximum-Break lässt sich die Höchstzahl von 147 nur dann erreichen, wenn es dem Spieler gelingt, nach jeder gepotteten Roten eine Schwarze zu potten.
Wer Snooker schon mal selbst gespielt hat, weiß, wie schwierig es ist, Bälle zu potten, als nächstes, wie schwierig es ist, nach dem Potten einer Roten den weißen Spielball so zu stellen, dass eine mögliche Farbe zur Fortsetzung des Breaks zum Potten möglich ist und dann erst das Kunststück zu vollbringen, nach jeder Roten exakt wieder eine Schwarze zu potten!
Und das 15x hintereinander abwechselnd Rot-Schwarz-Rot-Schwarz............
Nun zur aktuellen Situation:
Das Hauptfeld der WM setzt sich aus den Gesetzten 16 zusammen, das sind die ersten Sechzehn der Weltrangliste bis zu einem bestimmten Stichtag ein paar Wochen vor Beginn der WM.
Zu diesen Sechzehn werden nun die Sechzehn aus der Qualifikation von 128 dazugelost, die am Ende eines K.o.-Modus übriggeblieben sind als Sieger bis zum Schluß.
Wir haben zu Beginn der WM also 16 Partien, in den „Best of 19“ gespielt wird. D.h. Der Spieler, der zuerst 10 Frames gewonnen hat, steigt damit ins Achtelfinale auf.
Wir haben 8 Nationen insgesamt im Feld bei dieser WM – England, Schottland, Wales, Nordirland, Belgien, Australien, Thailand und China und insgesamt waren am Anfang 8 Weltmeister im Feld, von denen MARK SELBY (Eng) die Chance gehabt hätte, so wie Steve Davis und Stephen Hendry einst, die WM dreimal hintereinander zu gewinnen. Doch der Weltrangenlistenerste verlor schon in dieser ersten Runde gegen JOE PERRY!
MARK SELBY wurde bisher dreimal Weltmeister.
Ausgeschieden sind auch schon Shaun Murphy (2005), Graeme Dott (2006), Neil Robertson (2010) und auch Stuart Bingham (2015).
MARK WILLIAMS steht nach seinem Erstrundensieg über Jimmy Robertson im Achtelfinale und könnte bei weiterem siegreichen Verlauf seinen 3. Weltmeistertitel anpeilen.
JOHN HIGGINS besiegte in der ersten Runde den Thailänder Thepchaia Un-Nooh und könnte seinem fünften WM-Titel entgegengehen.
RONNIE O'SULLIVAN gewann gegen den Schotten Stephen Maguire und spielt bereits im Achtelfinale gegen ALLISTER CARTER, gegen den er zwar schon seit 5 Jahren nicht mehr gespielt hat, der ihm aber schon in zwei WM-Finali unterlegen war! Dieser Ali Carter ist wohl einer der besten und unterschätztesten Spieler auf der Profitour und er hatte auch in den letzten Jahren immer sehr massive Probleme mit einer zweimaligen Krebserkrankung, doch er ist offenbar gesund und stark wieder zurück und in seinem Achtelfinalspiel gegen den genialen RONNIE O'SULLIVAN führt er nach den ersten beiden Sessions doch etwas überraschend mit 5:3!
Im Achtelfinale muß „Best of 25“ gespielt werden, das heisst, dass derjenige der Sieger des Matches ist, der zuerst 13 Frames gewonnen hat.
Ein weiteres Achtelfinalspiel ist heute auch noch im Gange, es spielt JOE PERRY gegen MARK ALLEN.
Ich werde in den nächsten Tagen sicher sehr viel von diesen Spielen bei der WM mitverfolgen, denn es ist ein sehr interessantes Spiel hinsichtlich von technischem Spielkönnen und gleichzeitig auch von den Aspekten der Strategie und Taktik her gesehen kann man sehr viel als aktiver Hobbyspieler lernen, was die Anwendung der Varianten von Safety-Spiel oder Offensivspiel betrifft.
Gleichzeitig ist auch eine enorme mentale Ausdauer und Zähigkeit gefragt, natürlich besonders bei der langen Matchdauer , die die Profis bei so einer Weltmeisterschaft zum Großteil erleben, aber auch im Hobbybereich ist diese Anforderung gleichermaßen groß, wenn es heisst, herauszufinden, welche „Schwächen“ beim Gegner da sind in Bezug auf Geduld und Innere Balance.
Hier ist es besonders wichtig, die Körpersprache des Gegenübers immer wieder zu checken und seinen Spannungszustand, das entscheidet oft bei der Wahl eines defensiven oder offensiven Spielstils.
Schliesslich gilt es auch genau zu schauen, wie man die Geschwindigkeit von Spielball und Stoss „timed“, denn bei einer Diagonale von fast 4 Metern des Tisches ist es nicht unwesentlich, wo Spielball oder auch Objektbälle jeweils zum Stillstand kommen.
Vielleicht hat dieser Beitrag irgendjemanden angeregt, den SNOOKER-SPORT näher kennenzulernen und er sieht sich auf EUROSPORT vielleicht einige Matches an!
Wer Fragen zu speziellen Aspekten dieser Sportart hat, kann sie mir gerne stellen, wenn es geht, beantworte ich sie sehr gerne!
Wer gerne selbst mal Snooker spielen würde hier in Wien, den lade ich gerne ein, mal in meinem Club vorbeizukommen, wo man auch durchaus die Gelegenheit hätte, mit früheren Staatsmeistern in Österreich Trainerstunden zu bekommen.
Außerdem sind im Mai 2018 wieder die schon gut eingeführten VIENNA SNOOKER OPEN, ein Turnier, an dem jedes Jahr auch Profis von der Main Tour teilnehmen, in unserem Verein am Laufen.