Eigentlich war man in Bezug auf die Republik Gambia schon daran gewöhnt, dass der Scheindemokrat Yahja Jammeh, der sich erst selbst 1996 ins Amt des Präsidenten geputscht hatte, wieder die Wahlen gewinnen würde. Über 20 Jahre lang hat Jammeh jede Präsidentschaftswahl in Gambia gewonnen.

JohnArmagh https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/c/cc/Gambia_President_Yahya_Jammeh_Portrait.jpg

Doch auch der Despot-light, der bei jeder Wahl ein Honecker-Ergebnis von über 70% der Stimmen holen konnte, musste nach 20 Jahren mit einer Überraschung fertig werden. Zum ersten Mal hatte Jammeh am 1.12.2016 eine Wahl verloren.

Zuerst gestand Jammeh seine Niederlage ein, wollte aber eine Woche nach Bekanntgabe des Wahlergebnisses doch einfach weiterregieren, so wie er es die letzten 22 Jahre lang getan hat. Statt für eine friedliche Übergabe der Macht des Amtes auf den Gewinner der Wahl, Adama Barrow, zu sorgen, zog Jammeh mithilfe des Militärs Barrikaden in der Hauptstadt Banjul und an anderen an strategisch wichtigen Punkten des Landes hoch.

Jammeh konnte die Amtseinführung seines Nachfolgers derart sabotieren und innerhalb Gambias verhindern, sodass Barrow gezwungen war, seinen Amtseid am 19. Januar in der gambischen Botschaft in Senegal zu schwören.

SULAIMAN LEIGH https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/9/93/Adama_Barrow_2016.jpg

Am selben Tag endete auch offiziell für den Präsident Jammeh seine Amtszeit. Doch dieser weigerte sich weiterhin vom Amt des Präsidenten zurückzutreten. Inzwichen waren seit Mitte Dezember 2016 Delegation der ECOWAS, der Economic Community of West African States (zu deutsch: Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft), zu Verhandlungen nach Gambia gereist, um Jammeh zum Rücktritt zu bewegen.

Da diese Verhandlungen scheiterten, drohten Mitglieder der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft Mitte Januar 2017 mit einer militärischen Intervention, sollte Jammeh nicht zurücktreten. Am 19. Januar setzten sich senegalische Truppen, die dabei von Einheiten der ghanaischen Truppen und Einheiten der nigerianischen Marine und Luftwaffe unterstützt wurden, in Bewegung Richtung Gambia. Zum Glück für die gambische Bevölkerung kam es zu keiner größeren militärischen Auseinandersetzung in den Grenzgebieten zwischen Gambia und Senegal: Jammeh erklärte am 20. Januar seinen Verzicht auf das Amt des Präsidenten und ging ins Exil in die Republik Äquatorialguinea.

Was macht diesen Vorfall so besonders, dass er es wert ist, in unseren Nachrichten diskutiert zu werden? Es ist der erste Fall, der mir aus der jüngeren Geschichte bekannt ist, in der westafrikanische Staaten bzw. ihre Staatsoberhäupte es geschafft haben, einen der letzten verbliebenden autokratischen Herrscher Westafrikas, erst mit Verhandlungs(un)geschick und etwas militärischem Druck von der Spitze Gambias zu stoßen.

In diesem Fall hat eine überstaatliche Staatengemeinschaft wie die Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft dazu geführt, dass sich alle Regierungen der Nachbarländer Gambias für einen demokratischen und möglichst friedlichen Wandel in Gambia eingesetzt haben. Das alles gelang ihnen ohne Blauhelm-Truppen und ohne große Weltöffentlichkeit, die gerade damit beschäftigt ist, einen demokratische gewählten US-Präsidenten zu verarbeiten.

Man kann vom Oppositionspolitiker Barrows persönlich halten, was man möchte, aber nach 22 Jahren Lähmung durch Jammeh, war es endgültig an der Zeit, für einen echten demokratischen Wechsel an der Spitze Gambias. Ein Sieg für die Demokratie. Hoffen wir das Barrows sein Land so weit voranbringen kann, wie es andere westafrikanische Demokratien bereits geschafft haben.

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