'Cause even God herself has enemies. So lauten 2 Zeilen des gleichnamigen Songs von Billie Eilish. Und eben die, 18-jährige Singer/Songwriterin, Dark Pop Diva und Stil-Ikone, erobert gerade die Welt. (Von Pommes Leibowitz)
Screenshot-Collage aus diversen Billie Eilish Videoclips - Pommes Leibowitz
In einer Welt perfekt abgerichteter, stimmlich und optisch optimierter und gleichgeschalteter Popsternchen taucht auf einmal eine totale Individualistin auf, ebenso verrückt wie talentiert, mit ausgeprägtem Mut zur Hässlichkeit, die komplett ihren eigenen Weg geht, in jeder Beziehung, und damit offene Türen einrennt.
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Spätestens mit ihrem spektakulären Auftritt bei der Oscar-Verleihung kennen sie auch die Älteren, jenseits der Pop-Szene:
Was Billie ausmacht, ist nicht Lautstärke, es ist Seele. Und Gesangscoaches im Internet überschlagen sich vor Lob über ihre Stimmkontrolle und die Vielfalt ihrer Ausdrucksmittel. Was Laien oft nicht wissen: Leise singen ist technisch herausfordernder als einfach Vollgas zu geben.
Übrigens ist sie auch sehr tierlieb. Wenn ihre Lieblingsspinne friert, nimmt sie sie fürsorglich in den Mund:
Das ist kein Computertrick. Sie hat es oft genug, auch in den sozialen Medien, vorgeführt und auch unvorbereiteten Gästen und Journalisten Angst und Schrecken mit ihrer Vogelspinne eingejagt.
Aber Billie ist nicht nur eine begnadete Sängerin und verrückte Nudel, sondern auch eine hervorragende Songwriterin. Hier interpretiert sie als 14-Jährige, zusammen mit ihrem Bruder, einen ihrer Songs live bei einem Wohltätigkeitskonzert:
Billie Eilish - Six Feet Under
Ein Alternativtitel für diesen Blogbeitrag wäre "die Intensität der leisen Töne" gewesen. Und in der Tat, stimmlich ist sie leise, musikalisch eher ruhig und konventionell, optisch und im Verhalten dagegen laut, fast schreiend, ihre Videoclips und Texte oft düster und verstörend, was ihr neben vielen Fans auch eine Reihe Hater einbrachte.
Zwischendurch mal ein paar Daten zur Person:
Geboren Ende 2001, mit 13 ihren ersten viralen Hit bei Youtube (Ocean Eyes), mit 17 ernennt sie das Billboard-Magazin zur Frau des Jahres, mit 18, also dieses Jahr, erhält sie den Auftrag, den neuen Bond-Song zu schreiben und tritt bei der Oscar-Verleihung auf. Gleichzeitig sprengen ihre Downloadzahlen alle Rekorde.
Übrigens hat sie große Ähnlichkeit mit Topmodel Cara Delevingne, und teilt deren Vorliebe für verrückte Schnappschüsse:
Cara Delevingne und Billie Eilish
Jetzt ist es aber an der Zeit, zum titelgebenden Song zu kommen, Billie als gefallener Engel, womöglich gar Luzifer selbst:
Billie Eilish - all the good girls go to hell
Der Text ist rätselhaft, zwiespältig und zynisch, wie eigentlich alle Texte von ihr. Manche lesen dort die Auseinandersetzung mit der globalen Erwärmung hinein (weil da halt was brennt), ich persönlich sehe es eher als Abrechnung mit naiven "Gutmenschen" (die in der selbstproduzierten Hölle landen) und als Aufforderung, sich zu seinem persönlichen Luzifer zu bekennen. Gott und Luzifer müssen zusammenarbeiten.
Das aber macht Kunst aus. Sie verbreitet keine infantilen Botschaften, wie das die deutsche Feuilleton-Kunst gerne tut, sondern lässt Interpretationspielraum. Hier der Text.
Wer bis hierher durchgehalten hat, ist vielleicht auch an etwas schrägeren Titeln interessiert:
Billie Eilish - you should see me in a crown
Billie Eilish - bad guy
Zum Abschluss ein Lieblingssong von mir persönlich, der erneut mit der Intensität der leisen Töne brilliert.
Billie Eilish - i love you
