Pop- und Tanzmusik werden ja fast zwangsläufig mit Rhythmusgruppe, also zumindest Schlagzeug und Bass, assoziiert. Dennoch gab und gibt es immer wieder Titel, die ganz ohne Schlagzeug auskommen. Und oft hat man dieses "Fehlen" nicht mal bemerkt. Ich habe hier eine - wie ich finde interessante - Reise durch die Jahrzehnte zusammengestellt.
Naturgemäß sind die meisten dieser Titel eher romantisch-melancholisch als fetzig. Bei der Hitze aber womöglich ganz gut. Lassen wir es doch ruhig angehen:
Simon & Garfunkel - The Sound of Silence (1964)
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Im nachfolgenden Titel wird zwar geschossen, aber nicht getrommelt:
Nancy Sinatra - Bang Bang (1966)
Unglaublich, welche Ausdrucksstärke man hier mit einer schlichten Steelguitar erzielt. Weniger ist eben manchmal mehr.
Und jetzt entfaltet sich langsam aber unaufhaltsam die Blumenkraft:
Peter Sarstedt - Where Do You Go To My Lovely (1969)
Melanie - What Have They Done to My Song Ma (1970)
Kenner werden es bemerken. Das ist nicht die junge Melanie. Es handelt sich um einen Auftritt aus den 90er Jahren, in Österreich (!), auch wenn der Titel natürlich von 1970 stammt. Sie singt u. a. auch ein paar Zeilen in Deutsch.
Simon & Garfunkel - El Condor Pasa (1970)
Als der zyprischstämmige Engländer Cat Stevens noch nicht zum Islam konvertiert war, war die Welt noch in Ordnung:
Cat Stevens - Morning Has Broken (1971)
Und jetzt wird's speziell. Dafür sollte man sich Zeit nehmen (25 Minuten - muss ja nicht jetzt gleich sein). Ein Meilenstein der Popmusikgeschichte, der jegliche Regel missachtete. Nicht nur das Schlagzeug fehlt sondern auch der Gesang. Und es ist auch nicht radiogerecht, soll heißen, nicht in ohrgerechte 3-Minuten-Portionen verpackt. Alle bekannten Plattenfirmen lehnten das komplett selbst produzierte und eingespielte Demo von Oldfield ab.
Richard Branson, Gründer und damaliger Chef von Virgin, erbarmte sich schließlich, und fast könnte man sagen, zusammen wurde man groß, denn der Erfolg dieses Glücksgriffes war phänomenal. Okay, Multimilliardär Branson wurde noch ein bisschen größer als Oldfield. Aber musikalisch zählt auch Oldfield zu den ganz Großen.
Teile von Tubular Bells wurden übrigens im Film der Exorzist verwendet und dadurch auch zu einem gerne und oft verwendeten und variierten akkustischen Filmzitat.
Mike Oldfield - Tubular Bells (1973)
Generell scheinen die Briten das schlagzeugfreie Genre zu dominieren. Und mit der folgenden Dame wird es sogar fast klassisch.
Kate Bush - Man with the Child in his Eyes (1978)
Es folgt eine der, wie ich finde, schönsten Balladen aller Zeiten, gesungen von Mick Jaggers Exfreundin, die diesen melancholischen Midlife-Crisis-Titel unglaublich authentisch rüberbringt, obwohl doch ihr eigenes Leben das glatte Gegenteil war.
Marianne Faithfull - The Ballad Of Lucy Jordan (1979)
Kate Bush - Army Dreamers (1980)
Noch mal zur Begriffsklärung: Ohne Schlagzeug bedeutet nicht den Verzicht auf jede Percussion oder gar Rhythmus. Die Gitarre ist eh ein percussives Instrument, mit zudem metallischem Klanganteil. Und mit der Hand auf den Klangkörper hauen, oder alternativ Händeklatschen, Schnippen, Schnalzen etc. soll auch erlaubt sein. Wenn bei komplexerer Orchestrierung mal ein Paukenschlag oder ein Trommelwirbel als Auftakt dazu kommt, habe ich das auch nicht gleich aussortiert. Primär soll es um das durchnagelnde Jazz- bzw. Tanzmusik-Schlagzeug gehen, das allen diesen Titeln fehlt.
Barbra Streisand - Memory (1981)
Tangerine Dream - White Eagle (1982)
Populär wurde dieser Titel vor allem durch seine Verwendung in einer Tatort-Folge (Das Mädchen auf der Treppe, 1982).
Flying Pickets - Only You (1984)
Bobby McFerrin - Don't Worry Be Happy (1988)
Einer der ersten international erfolgreichen New-Age-Titel. Pauken, aber kein Tanzschlagzeug.
Enya Orinoco Flow (1988)
Extreme - More Than Words (1990)
Längst hat er Judy Garland von der Google-Spitzenposition für diesen Titel verdrängt, der leider viel zu früh verstorbene "IZ":
Israel Kamakawiwo'ole - Somewhere over the Rainbow (1990)
Eric Clapton - Tears In Heaven (1992)
Mad World - Gary Jules (2001)
Brian Kennedy - You Raise Me Up (2001)
Johnny Cash - Hurt (2002)
Bei der nachfolgenden Gruppe mag man kaum glauben, dass sie aus den 90er Jahren stammt. Das trieft doch vor cannabis-getränkter Flower-Power. Sehr entspannend jedenfalls:
Mazzy Star - Into Dust (2009)
Birdy - Skinny Love (2011)
Und jetzt zum Abschluss was ganz Spezielles: Musik aus "Die Tribute von Panem". Gesungen von der Hauptdarstellerin. War in Deutschland und Austria wochenlang auf Platz 1 der Charts. Es beginnt wie ein morbides Kinderlied über einen Galgen, und steigert sich dann zu einer Art Revolutions-Hymne:
Jennifer Lawrence - The Hanging Tree (2014)
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P.S. Meine Entschuldigung an alle Schlagzeuger!