Gleich vorweg, für den einen oder anderen womöglich eine Überraschung:
Original-Wahlplakate der SPD
Man beachte auch die Farb-Kombination (schwarz, weiß, rot). Woher kennen wir die noch gleich?
Nationalismus gilt als rückwärtsgewandt - womöglich zu Recht. Aber ist er auch populistisch oder gar rassistisch?
Tatsache ist, dass er ÜBERALL auf der Welt vorherrscht. Nicht nur in China und Russland, die nationale Interessen teilweise sogar imperialistisch wahrnehmen und keinen Hehl aus dem Stolz auf ihre Nationen und ihre Kultur machen. Nein, selbst bei unseren direkten Nachbarn und Freunden. Hier eine kleine, unvollständige Auflistung:
Wer hat's erfunden?
Original-Wahlplakat von Ronald Reagan (1980)
Ja, es war nicht Trump, bereits Reagan prägte diesen Spruch. Seinerzeit ohne inhaltlichen Widerspruch der Demokraten.
Aber Trump verkündet es natürlich am lautesten:
(c) Pommes Leibowitz
Bei Macron kommt es etwas schüchtern rüber, aber auch in Frankreich macht man keinen Hehl aus seinem Nationalstolz, selbst bei den Kommunisten.
(c) Pommes Leibowitz
Und ER hat das Ganze nicht so recht kapiert, will aber auch mitmischen:
(c) Pommes Leibowitz
Ist Nationalstolz also populistisch? Ja, natürlich. Genauso, wie Fußball populistisch ist. Wir jubeln, wenn die deutsche Mannschaft gewinnt, obwohl wir doch NICHTS zu deren Sieg beigetragen haben und auch keinen Einfluss darauf haben. Das ist albern und populistisch. Aber ist es böse? Freuen wir uns nicht genauso, wenn z. B. die sympathischen Brasilianer verdient gewinnen, auch wenn wir dann weniger jubeln?
Fazit: Nationalstolz ist populistisch, aber er ist nicht links oder rechts und schon gar nicht per se böse oder rassistisch.
Ist Nationalismus rückwärtsgewandt? Natürlich. Die Zukunft gehört immer größeren Staatengemeinschaften und eine demokratische Weltregierung sollte das Ziel sein. Aber ist rückwärtsgewandt immer falsch? Manchmal kann temporärer Rückzug durchaus richtige und notwendige Strategie sein, das wissen nicht nur Feldherren. Im Zuge der Globalisierung und vielfach auch unkontrollierter Zuwanderung sind Probleme aufgetaucht, auf die vermehrter Nationalismus eine potentielle Antwort zu sein scheint. Darüber muss diskutiert und letztlich mehrheitlich-demokratisch abgestimmt werden. Diese Frage darf man nicht einer Handvoll Ideologen überlassen, die jede Diskussion verhindern wollen und zarte Meinungsäußerungen mit der Nazikeule und ihren zahlreichen neuen Varianten (Abschottung, Fremdenfeindlichkeit) niederknüppeln.
Ist Nationalismus böse? Tatsache ist, dass Nationalismus in der Vergangenheit zu bösen Exzessen geführt hat. Man mag das mit dem Frühkapitalismus vergleichen. Ein in internationale Regeln eingebundener Nationalismus aber könnte durchaus sogar befruchtend sein, ein Austausch und im Idealfall fairer Wettbewerb der Kulturen. So, wie auch beim Fußball.
Eines sollte doch jedem klar sein: Firmen, Unternehmen, Konzerne sind immer „nationalistisch“! Nicht im staatlichen Sinne, sondern in der Abgrenzung (Abschottung) gegenüber anderen, den Mitbewerbern; in der Identifikation mit der Firma und ihrer Philosophie; im bewussten Wahrnehmen ausschließlich eigener Interessen und VOR ALLEM: In der souveränen Entscheidung darüber, wer dazugehören darf (eingestellt wird) und wer nicht.
Das macht nicht nur die Produktivität und Konkurrenzfähigkeit von Unternehmen aus, sondern auch von Staaten. Und auch, wenn viele "Linke" Kapitalismus und Produktivität offenbar für etwas Böses halten, sie leben davon, und zwar gar nicht schlecht. Vielfach im Zuge der Umverteilung (Transfer), nicht nur als Arbeitslose, auch als Beamte, Geisteswissenschaftler, Politiker, Künstler. Sie alle leben von dem, was andere durch Klugheit, Know How, Kreativität und Fleiß erwirtschaftet haben und machen sich dann - psychologisch nachvollziehbar - leider ausschließlich Gedanken über die Verteilung, aber nicht über das Erwirtschaften.
Und last but not least: Eine Weltregierung, die demokratisch, gerecht und friedlich ist, wäre natürlich eine tolle Sache. Aber wer garantiert, dass sie das auch sein wird: Gerecht, demokratisch, Menschenrechte achtend?
Und wehe wenn nicht: Niemand wäre mehr da, der ihr Grenzen aufzeigen könnte. Globalisierung und immer größere Staatengemeinschaften sind nicht automatisch die Reise ins gelobte Land, sondern bergen fast noch mehr Risiken als übertriebener Nationalismus. Ich verweise nur auf Riesenreiche wie China und Russland.
Vorbilder, was Wohlstand und Demokratie angeht, sind vor allem die kleinen Nationalstaaten, Schweiz, die skandinavischen Staaten, und mit starken Abstrichen auch Deutschland und Frankreich.
Ich gebe hier keine endgültigen Antworten sondern nur verschiedene Denkanstöße, um vorgefasste Ideologien und Heilsbotschaften aufzubrechen. Letztere (Heilsbotschaften) gibt es von rechts UND links gleichermaßen, und in beiden Fällen sind sie simplifizierend und schon alleine dadurch gefährlich.
Hinweis zu den Bildrechten: Die alten Wahlplakate stellen Zeitdokumente dar und sind damit Public Domain. Sie wurden von mir optisch aufgearbeitet.
Meine Karikaturen (Pommes Leibowitz) dürfen, bei Namensnennung, gerne im nichtkommerziellen Bereich (Blogs, soziale Medien) weiterverwendet und geteilt werden.