Von POMMES LEIBOWITZ | Nach Politik, Wirtschaft und Kunst ist jetzt auch die Wissenschaft an der Reihe. Die Technische Universität Eindhoven (Holland) hat für die Besetzung wissenschaftlicher Stellen eine 100-prozentige Frauenquote angekündigt. Soll heißen, Männer werden nur eingestellt, wenn man keine Frauen findet, die den Job machen wollen, und auch erst nach einer Wartezeit von 6 Monaten.
Bevor ich auf Sinn und Unsinn von Quoten jeder Art eingehe, gilt es zunächst, die Lage an sich zu untersuchen. Recherchiert man zum Thema, stößt man auf einige überraschende Fakten, die so gar nicht zu den gefühlten Wahrheiten von den ständig benachteiligten Frauen passen.
UNESCO Institute of Statistics
Es gibt ungefähr gleich viele weibliche und männliche Studenten. Auch bei den Abschlüssen und den Doktoranden ist das Verhältnis ähnlich. Bis hierhin kann man also kaum von Chancenungleichheit sprechen.
Jetzt wählen aber Frauen ganz andere Studienfächer als Männer:
NZZ-Digital - Bundesamt für Statistik der Schweiz
[Hinweis: Die Zahlen sind für Deutschland, Niederlande und Schweiz sehr ähnlich. Ich habe deshalb auf die aussagefähigsten bzw. überhaupt verfügbaren Graphiken zurückgegriffen.]
Der „Frauenmangel“ an technischen Universitäten
beruht schlicht darauf, dass junge Frauen überwiegend keinen Bock haben, das zu studieren. Siehe Statistik oberhalb: Frauenanteil bei Maschinenbau, Elektronik und IT: ca. 11 Prozent. Frauenanteil bei Veterinärmedizin, Sprach- und Sozialwissenschaften 70 – 80 Prozent.
Es gibt also durchaus keinen Mangel an weiblichen Studenten, die Damen studieren nur andere Dinge als die Herren und tauchen deshalb naturgemäß seltener in von Herren dominierten Bereichen auf, die wiederum in der Regel, im späteren Berufsleben, besser vergütet sind.
Wessen Fehler ist das jetzt, der der Damen oder der der Herren?
Und warum ist es überhaupt ein "Fehler", wenn Frauen offenbar andere Dinge mögen und interessant finden als Männer, selbst wenn diese schlechtere Karriereaussichten und Vergütung bieten. Muss man Frauen zwingen, gefälligst das Gleiche zu mögen wie Männer? Ist DAS dann Emanzipation?
Es gibt weniger weibliche Professoren als männliche,
das ist wahr. Der Anteil liegt bei etwa 25 Prozent. Das entspricht dem generellen Bild in der Gesellschaft: In der Politik liegt der Frauenanteil bei etwa 30 Prozent (bei den Grünen 58 Prozent, so dass man eigentlich schon über eine Männerquote nachdenken müsste), und in der Wirtschaft, am Beispiel der Aufsichtsräte, bei ca. 28 Prozent.
Der geringere Anteil von Frauen in "Karriereberufen" ist also Tatsache. Die daraus zu ziehenden Schlüsse sind aber eben nur Thesen bzw. Glaubensdogmen, zum Teil absolut abenteuerliche solche:
1. Glaubensdogma: Männer und Frauen sind gleich. Wenn dem so ist, dann ist doch eigentlich egal, wer welchen Posten innehat. Wenn Männer und Frauen aber NICHT gleich sind, dann muss man sich doch auch nicht wundern, dass sie unterschiedliche Posten und Lebenswege innehaben und anstreben. Da liegt also ein intellektueller Spagat vor, den nur der wahrhaft Gläubige zu Wege bringt: Männer und Frauen sind gleich, aber Frauen sind eigentlich gleicher bzw. unbedingt an jeder Stelle und Position erforderlich. Ob sie wollen oder nicht!
2. Glaubensdogma: Frauen würden sich in diversen Positionen anders verhalten als Männer. Es gibt dafür keinen geschichtlichen Beleg und es ist ja auch völliger Unsinn. Das Verhalten von Personen in bestimmten Tätigkeiten ist von den dortigen Notwendigkeiten bestimmt. Was ist notwendig, um eine Position zu erlangen, was ist notwendig, um in einer Position erfolgreich zu sein.
Das gilt in der Politik (es gibt keine männliche oder weibliche Politik, sondern nur erfolgreiche oder zu Misswirtschaft führende).
Das gilt im Geschäftsleben: Entweder man führt ein Unternehmen in die Gewinnzone, oder man hatte den Job die längste Zeit (ein Regulativ, das in der Politik leider fehlt).
Und das gilt natürlich auch und noch viel mehr in der Wissenschaft. Entweder man hat nennenswerte Ergebnisse vorzuweisen, oder halt nicht. Da fragt doch niemand danach, ob das von einer Frau oder einem Mann kommt. Entweder etwas ist brauchbar bis sensationell, oder halt nicht.
3. Glaubensdogma: Die Qualifikation von Bewerbern ist aus den Bewerbungsunterlagen ersichtlich. Auch das ist völliger Unsinn. Ein guter Personalchef wird mit Instinkt und Menschenkenntnis agieren und checken: Hat der Bewerber Durchsetzungsvermögen, hat er Talent für das, was er in der Praxis tun wird (kann er mit Menschen umgehen, Vorträge halten, hat er Teamfähigkeit oder Führungsqualitäten). Die Qualifikation, zumal jene, die in irgendwelchen Dokumenten steht, ist da fast belanglos.
Quoten führen dann zwangsläufig dazu, dass der Personalchef seinen Job nicht mehr richtig machen kann und die grundsätzliche Qualität des Personals leidet. Das hat nichts mit Mann oder Frau zu tun, denn selbstverständlich gibt es auch Tätigkeiten, für die Frauen geeigneter erscheinen. Dort würde eine Männerquote genauso stören.
4. Glaubensdogma: Frauen wollen unbedingt alle Karriere machen, Politikerin und Top-Managerin werden, aber man lässt sie nicht. Böse alte weiße Männer passen überall auf, dass ja nirgendwo ein Weibchen nach oben kommt, egal wie talentiert es auch sein mag.
Diese These ist erstens sexistisch, denn sie unterstellt, dass Männer zu dumm sind für ihren Job, und freiwillig auf weibliche Talente verzichten. Und zweitens widerspricht sie halt der überall sichtbaren Realität:
Wie man schon an den unterschiedlichen Studienfächern (und Berufswünschen) von Frauen und Männern sehen kann: Frauen wollen eben oft gar nicht Karriere machen. Sie haben oft eine andere Lebensplanung. Sie wollen Menschen helfen, sich sozial engagieren, nicht "Geschichte schreiben". Sie wollen einen Beruf, der ihnen Spaß macht, sie befriedigt, auch wenn er nicht so viel Geld bringt (die Vergütung ist eine Frage des Marktes, sie hat nichts mit Geschlechtern zu tun). Sie wollen eine Familie gründen und Kinder bekommen (womit sich Männer schon rein biologisch mehr Zeit lassen können und oft auch geringeres Interesse daran haben, dem geringere Priorität einräumen).
Fazit: Wenn Frauen womöglich gar nicht immer Karriere machen wollen, jedenfalls nicht so häufig wie Männer, und wenn Bewerbungsunterlagen so gut wie NICHTS über die Qualifikation einer Person aussagen, was ist dann von Quotenfrauen zu erwarten? Genau das, was man ohnehin schon von Quotenfrauen erwartet, Frauen und Männer gleichermaßen, denn auch unter den Frauen lehnt eine Mehrheit Quotenregelungen ab.
P.S. Schaut euch mal den Internetauftritt der TU Eindhoven an. Das ist so lächerlich, dass es schon peinlich ist: Nur Frauen auf der Startseite, eine Alibi-Dame mit Kopftuch darf auch nicht fehlen. Und es handelt sich doch eben um eine technische Universität mit fast 90 Prozent männlichen Studenten.
Siehe auch:
https://www.fischundfleisch.com/pommes/die-schote-mit-der-quote-frauenquote-als-dogma-43971