Wer kennt den katalanischen Komponisten Mompou? Nie gehört? Ging mir genauso. Wer aber Eric Satie liebt, wer sich den Romantiker Chopin auch ein wenig moderner vorstellen kann, der wird unter diesem Namen einen wahren Schatz an großenteils unbekannten Melodien und lyrischen Impressionen vorfinden.
Damunt de tu només les flors (aus Combat del Somni, 1942–1950) [Nichts über dir als nur die Blumen - Traumkampf-Zyklus]
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Warum kennt man diesen Frederic Mompou (gesprochen Mompoh) nicht? Ähnlich wie auch Eric Satie, mit dem er immer wieder verglichen wird, hat sich Mompou nie um musikalische Traditionen und Lehrmeinungen gekümmert, nicht um Zeitgeist und Moden. Er machte sein eigenes Ding, zwar hörbar vom Impressionismus (Debussy, Satie) beeinflusst, aber jenseits des modernistischen Zeitstroms, denn er ist ja ein Komponist des 20. Jahrhunderts (1893 - 1987).
La fuente y la campana (aus Paisajes, 1942–1960) [Die Quelle und die Glocken - Landschaften-Zyklus]
Ausschlaggebend für sein Schattendasein war aber wohl seine extreme Schüchternheit, die nicht nur eine Pianistenkarriere verhinderte, sondern generell die "Vermarktung" seiner Person (von Zeitgenossen wurde er als wortkarg und fast autistisch beschrieben). Hinzu kamen langjährige Nervenleiden, die sein Schaffen unterbrachen. So ist sein Werk, für das hohe Alter, das er erreichte (94), sehr überschaubar.
Besonders am Herzen lagen ihm die kleinen Formen und Melodien, die oftmals wie aufgeschriebene Improvisationen klingen. Dabei ist er durchaus modern im Klang, mit einer Vorliebe für schwebende, oft an Jazzakkorde erinnernde Dissonanzen, aber doch immer Melodie und Harmonie verhaftet. So wundert es nicht, dass er auch Jazzmusiker inspirierte:
Canción y Danza VI (aus Cançions y danses, 1921–1979), Jazzversion Kenny Drew Trio [Lied und Tanz Nr. 6 aus dem Lieder und Tänze Zyklus]
Gerne wird für sein Werk die Metapher "Musik aus der Stille" gebraucht. Von der etablierten Klassikszene, u. a. repräsentiert durch den Prix de Rome, hielt er wenig. So beklagte er, "dass man mittelmäßige Sinfonien küre, aber keinen Blick für eine einzige Seite guter Musik habe".
El pont (1976) [Die Brücke]
Secreto (aus Impresiones Intimas, 1912) [Geheimnis aus Intime Eindrücke]
So ähnlich sich gelegentlich die Musik von Satie und Mompou ist, so unterschiedlich ja gegensätzlich waren doch ihre Charaktere. Satie der skandalträchtige, zynische und sarkastische Lebemann, am ehesten an Oscar Wilde erinnernd, Mompou dagegen der schüchterne, zurückgezogen lebende Eigenbrötler, darin am ehesten an Ravel erinnernd.
Trois variations (1921) [Drei Variationen]
Hier zeigt sich seine Liebe und Verwandtschaft zu Chopin:
Variationen über ein Thema von Chopin (1938–1957)
Pájaro triste (aus Impresiones Intimas, 1914) [Trauriger Vogel aus Intime Eindrücke]
El lago (aus Paisajes, 1947) [Der See - Landschaften-Zyklus]