Zeitumstellung - lästig wie der Schwiegermutterbesuch

Mit der EU-weit eingeführten Sommerzeit ist es ein wenig wie mit der EU selber. Einige finden sie toll, andere halten sie für sinnvoll, aber wirklich niemand weiß so genau, warum und wofür eigentlich.

Tatsächlich ist sie sinnlos, lästig und kostet mehr als sie nutzt. Wie fast alles, was in der EU ersonnen oder - wie in diesem Fall - zumindest durchgesetzt und erbittert verteidigt wurde. Bevor ich aber auf den der Sommerzeit zugrunde liegenden Denkfehler eingehe, zunächst mal ein paar handliche Orientierungshilfen für den Alltag. Denn auch die Zeitumstellung ist immer wieder mit Verwirrung und Denkfehlern verbunden:

Regel 1: Die Uhr immer zum Sommer "hin" umstellen. Zu Beginn der Sommerzeit im Frühling also nach vorn (von 2 auf 3 Uhr), zum Ende der Sommerzeit im Herbst dann nach hinten (von 3 auf 2 Uhr).

Regel 2: Die Sache mit der Dunkelheit. Im Sommer, wo es eh länger hell ist, bleibt es durch die Sommerzeit NOCH länger hell. Im Winter, wo es eh schon früher dunkel wird, wird es nach Auslauf der Sommerzeit dann NOCH früher dunkel. Die jahreszeitlichen Faxen werden also zum Abend hin noch verstärkt.

Mit diesen Regeln (wohin die Uhr umstellen? - braucht man ab morgen eine Taschenlampe beim Nachmittagsspaziergang?) kommt man im Alltag ganz gut über die Runden. Die Zeitumstellung zum Winter hin ist ohnehin cool, denn da bekommt man eine Stunde zusätzlich geschenkt. Da 24 Stunden am Tag immer viel zu knapp bemessen sind (das wäre mal eine sinnvolle Aufgabe für die EU, ein 25 Stundentag ;) ) und vor allem der Schlaf stets zu kurz kommt, also der angenehmere Teil des permanenten Zeit Hin- und Herstellens. Zu Sommerbeginn wird uns dann allerdings wieder eine Stunde geklaut und man hechelt wochenlang der Zeit hinterher. Ich selber in der Regel bis zum Wiedereintritt der Winterzeit :(

Eingeführt wurde dieser Hin- und Herstellungsunfug, um Energie zu sparen. Und so behaupteten auch tatsächlich einige Studien, dass eine (extrem geringe) Einsparung beim Strom erzielt würde. Diese Studien beruhen aber auf einem Denkfehler. Sie untersuchen nur den Stromverbrauch, ignorieren aber die Tatsache, dass der Heizbedarf, dadurch dass die Tage früher und kühler beginnen, gleichzeitig steigt. Da Heizkosten stärker zu Buche schlagen als Strom- bzw. Lichtkosten, verbleibt am Ende ein sattes Minus. Dazu kommt noch, dass die innere Uhr des Menschen durcheinandergebracht wird. Insbesondere empfindliche Menschen leiden unter Schlaf- und Konzentrationsstörungen, der Medikamentenverbrauch steigt statistisch auffällig, desgleichen Verkehrsunfälle, während die Produktivität naturgemäß leidet und die Zeitumstellung nicht zuletzt auch organisatorisch mit erheblichem Aufwand verbunden ist.

Dem wurde gegenüber gestellt, dass die Menschen abends länger Sport treiben könnten, was dem Gesundheitssystem „Milliarden“ ersparen würde. Selten so gelacht. Insgesamt auch ein schönes Beispiel dafür, wie "Studien" heutzutage nur noch politisches Instrumentarium sind und stets das aussagen, was der Auftraggeber, in diesem Fall die EU, darzustellen wünscht bzw. bestätigt haben möchte.

Lange Rede, kurzer Sinn: Außer Spesen nix gewesen.

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