Hihi. Nicht ahnend, was ich im posteingang finden würde, hatte ich mich endlich aufgemacht, bei kitsch&co das geburtstagsgeschenk meiner ältesten einzulösen, nämlich bücher für 50 juronen, und kehrte dann mit büchern+ausreichend zigaretten versorgt in meine kemenate über den dächern x-bergs zurück. Mit: Zygmunt Baumann, Retrotopia – Terry Eggleton, warum Marx recht hat – Eva Illouz, warum liebe weh tut und Ahmad Mansour, generation allah. Den gab’s für 7,95 statts für 19,99 und ich dachte mir, da ich den bereits in hier+daigen talk-shows gehört hatte: ok, unter 10 juronen, das geht. 2 juronen zerknitterte bekam ich auch noch heraus, die gehen in die portokasse.
Und nun lese ich und – wundere mich oder wundere mich auch nicht, sondern falle von einem entsetzen ins nächste. Und frage mich: welcher herrschaft dient sich dieser mann an und gegen wen?
etwas weiter gelesen sind verwunderung+entsetzen noch nicht weniger geworden.
Darüber, dass Ahmad Mansour nicht nur eine (1-ne) generation , sondern auch deren eltern+großeltern als (im grunde) muslime definiert. Als nichts anderes. Alle anderen herkünfte und zugehörigkeiten verschwinden hinter diesem einem wort: muslim. Den gegensatz zum muslim nennt er westlich geprägt, manchmal auch mehrheitsgesellschaft oder zivilisierte gesellschaft/zivilgesellschaft, manchmal auch etwas mit unseren (demokratischen) werten.
Beim muslim verortet er religiösen extremismus, sonst nirgends. Damit steht der muslim für alles, was von übel ist, und das ist so einiges und besteht im wesentlichen aus: geschlechtertrennung befürworten, die gleichberechtigung ablehnen, an verschwörungstheorien glauben, antisemitische einstellungen haben, zweifel und hinterfragen des glaubens ablehnen, an einen zornigen gott glauben, der ungläubige mit der hölle bestraft, und andersdenkende abwerten (seite 31). ach ja, aus irgendwie verkorkster sexualität besteht er auch. Brisant zudem: dieser religiöse extremismus versaut nicht nur hierzulande eine ganze generation, sondern in ganz Europa, im nahen+mittleren osten, im Maghreb und in Afrika südlich der Sahara (seite 88). dazwischen gibt’s ein bißchen persönliche geschichte mit blinden flecken des autors zu lesen, danach ausgiebig, wie der (organisierte+familiäre) islam die hölle ist und in kleinen menschen anrichtet und wie schlimm die verbände und wie naiv die politik und
plötzlich kommt ein erstaunlicher teil, nämlich der, in dem Ahmad Mansour feststellt, dass in ’schland menschen tatsächlich als ausländer+als muslimas diskriminiert werden, auch die, welche in 3.generation deutsche sind und weder kopftuch noch vollbart tragen, dass es strukturellen rassismus tatsächlich gibt, dass der nicht nur ein gefühl ist
aber dieser lichtblick ist schnell vorbei
und wieder ist der islam das problem und nicht der strukturelle rassismus/die strukturelle diskriminierung, wie er/sie in staat+gesellschaft praktiziert wird – so dass ich mich frage, ob vielleicht garnicht Ahmad Mansour sondern seine frau die seiten 207 bis 215 geschrieben hat.
Wie ich mich auch frage, wie einer in nicht nur aber doch auch gerade in ’schland junge menschen welcher religionszugehörigkeit auch immer kritisches denken lehren will, der in aller unschuld zum konflikt Israel-in-Palästina sachen schreibt wie etwa, dass Israel dem UN-teilungsplan von 1947 zugestimmt habe, oder zu dem, was die schülerinnen, denen er auf workshops begegnet, so alles nicht wüssten, den folgenden satz nebst nachsatz raushaut „Dass in Israel eine Million Araber leben und arbeiten, dass sie Teil des Landes sind, wenngleich natürlich nicht vollkommen gleichberechtigt, blenden viele der Jugendlichen aus. Oder sie wissen es tatsächlich nicht.“ (seite 224).
In ansehung solcher sätze bleibt sehr blass, was bei Ahmad Mansour mit antisemitismus gemeint ist. und ich frage mich immer wieder, warum in der darstellung seiner geschichte zwar der imam+der islam und das patriarchat vorkommt, aber nicht ein mal das wort zionismus fällt. Galten die bomben, die im sog. unabhängigkeitskrieg auf Tira fielen, etwa dem islam und dem patriarchat und der schwarzen pädagogik? Überhaupt: wer ließ denn diese bomben fallen? war's etwa die aufklärung?!
Fragen über fragen!
diesen für FuF leicht überarbeiteten text ließ ich zuerst auf meinem blog erscheinen - und wer ihn bzw. seinen gegenstand gern ohne das übliche behacke+bedäumele diskutieren möchte, kann dies gern auch dort tun. ich muß nur den jeweils ersten kommentar einer disputantin of all three+x sexes freischalten...