gestern abend begann pessach. Pessach beginnt nach den sehr weltlichen und zuweilen geradezu nervenaufreibenden vorbereitungen in der pessach-haggada mit den vier fragen, deren erste lautet: ma nishtana? Was unterscheidet diese nacht von allen anderen nächten?
es ist die nacht, in der der engel des Herrn (der heerscharen) umgeht und jede erstgeburt der ägypterinnen schlägt – näheres ist in שמות nachzulesen, also im zweiten buch mose, auch exodus genannt.
es ist die nacht, in der die befreiung beginnt, und mit der befreiung der auszug aus Ägypten – und der einzug nach Kanaan, die landnahme.
aber erst einmal: der aufbruch ins gelobte land.
dieser topos von der befreiung und vom aufbruch begegnet uns allerorten. nicht nur in der befreiungstheologie, aber in der auch. mir begegnete er sogar, als ich davon überzeugt werden mußte, meine älteste besprengen.. ich meine taufen zu lassen. da hatte er aber mehr mit bundestheologie zu tun.
eher selten begegnet uns die infragestellung dieses topos. außer in der beschneidungsdebatte, in der bund=brit mila und befreiung zum brandzeichen umgedeutet werden – und brandzeichen ist bekanntlich was ungutes und steht in widerspruch zum (grund)recht auf freie entfaltung der persönlichkeit.
noch seltener wird dieser topos in der debatte um Israel-in-Palästina in frage gestellt. dabei wäre nicht zuletzt in ansehung der aktuellen ereignisse am sog. sicherheitszaun zwischen Israel und 'Asa wohl angebracht, politik nicht heilsgeschichtlich zu verklären sondern welt-geschichtlich zu analysieren.
einen einstieg dazu bietet ein kurz-essay, in dem Harriet Malinowitz sich der frage annähert, wie wohl die Kanaaniterinnen, die Hethitterinnen, die Amoriterinnen, die Perizziterinnen, die Hiviterinnen und die Jebusiterinnen ( (Exodus 3:7-9) das ding mit der befreiung gesehen haben könnten.