mhallami - menschliches strandgut aus der zerschlagung des osmanischen reiches

hier in diesem theater begegnete mir mal wieder einer dieser filme der dritten art, und zwar dieser http://www.spiegel.de/sptv/spiegeltv/spiegel-tv-magazin-ueber-kriminelle-araber-clans-in-berlin-a-1125572.html

und schnell waren sich einige einig, dass das den untergang der welt, so wie wir sie kennen, bedeutet. vor allem, wo doch diese mhallami/mhallamiye alle ihren (türkischen, libanesischen und so weiter) paß weggeschmissen haben und nun sozialschmarotzend unsere kultur bereichern...

mein nachstehender versuch einer 'paradoxen intervention' mißfiel. so was kommt vor. deshalb unterbreite ich sie nun allen, wie folgt:

stellen Sie sich vor, Sie und Ihr 'clan' machen in Siebenbürgen/im Burgenland/in der Kieler bucht/ in der sächsischen Schweiz nichts anderes als die mhallami in Berlin, Bremen und im pott, Sie bilden eine parallelgesellschaft, ein milieu, eine subkultur, eine kleine stammesgesellschaft. Sie tun das mit staatsbürgerschaft, paß, bankkonto für die rente+sonstigen einkünfte und allem anderen, was das recht EU-angehörigen so alles erlaubt - also aus einer in der aufnahmegesellschaft privilegierten situation heraus.

die situation der mhallami war - und ist es für etliche immer noch - das glatte gegenteil. zumeist staatenlos, zumeist ohne paß, zumeist geduldet, zumeist ohne konto, dafür aber mit residenzpflicht+arbeitsverbot - die liste der einschränkungen/ausgrenzungen ist lang. dagegen half solidarität, clan-solidarität, in guten wie in schlechten tagen, in guten wie in schlechten taten.

bis "staat" auf den trichter kam, dass ausgrenzung von leutz, die mann wegen staatenlosigkeit nicht abschieben kann, wenig bis garnichts bringt außer einer alt-neuen form von organisierter kriminalität, dauerte es. als es dann die entsprechenden altfall/bleiberechtsregelungen gab, steckte der karren schon tief im dreck. nicht für alle, aber für einige schon. und die clan-kriminakität verstetigte sich. was nicht bedeutet, dass alle schlimme finger sind. die meisten sind es nicht. auch nicht in der Sonnenallee in Berlin-Neukölln. wer allerdings träger*in eines der bekannten familiennamen ist, hat/te es zuweilen allein deshalb nicht immer leicht.

die mhallami sind ein gutes beispiel dafür, wie "staat" durch flüchtlingspolitik+ausländerrecht zur entstehung/verfestigung solcher clan-strukturen beitragen kann. nicht zwangsläufig muß, aber in diesem fall hat alles 'gut' zusammengepaßt. wobei es, wenn ich es richtig erinnere, hauptsächlich die söhne waren, die in den clans die verfestigung der clan-strukturen in gang setzten. deren jugendliche devianz/delinquenz wurde anders behandelt als die vergleichbare devianz/delinquenz der söhne aus Zehlendorf. was bei den zehlendorfer söhnen als "joy-riding" und "das ist eine phase" milde behandelt wurde, bekamen die mhallami-söhne als schwer-kriminalität um die ohren gehauen. im grunde ganz normale klassenjustiz. die allerdings welche traf, die als gruppe weit schlimmer entrechtet waren als normale proletarische halbstarke. weshalb sich irgendwann die väter (die alle gleichzeitig auch onkels und großcousins und schwager und so waren) mit den söhnen solidarisierten - und die mütter auch, ja.

nun gibt es, wie immer, zwei möglichkeiten mindestens. mann kann sich vorm untergang des abendlandes+der islamisierung fürchten. oder mann kann versuchen, diese strukturen aufzubrechen, mit sanfter gewalt gewissermaßen. abschiebung hilft nicht, weil geht nicht, aus vielerlei gründen nicht. wieder-ausbürgerung derer, die eingebürgert wurden, geht auch nicht, ebenfalls aus vielerlei gründen nicht. sicher geht, bei straftaten zu verpappen, tat+schuldangemessen versteht sich. und sicher geht (im weitesten sinne) sozialarbeit, ich könnte es auch integration nennen, besser: anerkennen, dass die leutz integriert sind. die töchter und deren töchter werden davon profitieren. und "wir" mit ihnen.

zum ein bißchen weiterdenken http://www.deutschlandradiokultur.de/kriminalitaet-die-illegalen-geschaefte-arabischer-clans-in.1001.de.html?dram:article_id=354312

http://www.zeit.de/2013/29/libanon-clans-kriminalitaet-deutschland/komplettansicht

so weit, so 'paradox'.

noch 'paradoxer' wird es, wenn das geneigte kommentariat fragt: ja wo kommen die denn nun wirklich her?

woher sie ganz wirklich-wirklich kommen, das kann heute keine einer mehr so genau sagen. vielleicht aus mesopotamien, vielleicht aus anatolien, vielleicht einfach aus dem maschrek, aus der levante. auch was sie mal waren, ob juden, christen, ezîdî, einfach nur kurden oder noch ganz was anderes und wann genau+warum sie muslime wurden, und welche sprache/n sie mal sprachen... zu alledem gibt’s ein, zwei oder auch drei theorien und näheres dazu erfährt mann ansatzweise bei Ralph Ghadban unter ihttps://web.archive.org/web/20070807112357/http://www.libasoli.de/doku/Auszug.pdf und in der bib.

fest steht jedenfalls, dass die mhallami zu den vielen völkerschaften gehören, welche das osmanische reich bevölkerten. und zwar da, wo arabisch+kurdisch+türkisch+aramäisch gesprochen wurde+wird. was übrigens auch da ist, wo viele armenier*innen in die wüste getrieben, erschlagen, erschossen, aufgehängt, für tot liegengelassen.... lesen Sie Franz Werfels 'die vierzig Tage des Musa Dagh' und Sie wissen, wovon die rede ist.

nämlich nicht nur vom genozid an den armenier*innen, sondern auch von den verheerungen, welche die idee des ethnisch homogenen nationalstaats im osmanischen reich anrichtete, von außen und von innen betrieben. was keine schuldzuweisung ist, sondern eine sehr nüchterne festellung: diese idee brachte im gefüge des osmanischen reiches und in je regionalen gefügen einiges durcheinander. nicht nur in den köpfen, sondern auch im handeln, weshalb etwas, was zuvor als streit um wasser-und-so-rechte behandelt, ausgetragen und am ende beigelegt wurde, nun zu einer prinzipiellen frage wurde, nämlich zu der nach der zugehörigkeit zu volk, nation+vaterland. und diese frage wurde zuweilen blutig geklärt, sehr blutig.

die siegermächte trugen das ihre zu dieser klärung bei, nicht zuletzt durch die einrichtung von mandatsgebieten, in denen das eine+andere gebiet sukzessive in eine art (zumeist national-)staatlicher unabhängigkeit entlassen wurde. was den mix der völkerschaften jedoch nicht zum verschwinden, dafür jedoch neue bruchlinien hervor-brachte. wozu noch angemerkt gehört: die grenzen waren für die leutz keine grenzen, sondern linien, und mann ging von über der linie nach unter der linie oder umgekehrt (manche sagen das heute noch so) und fand reineweg unverständlich, dass damit ein wechsel der staatsbürgerschaft oder der verlust einer solchen verbunden sein sollte. kann mann vormodern finden, aber so war's.

auch in dem, was vom osmanischen reich übriggelassen worden war, in der Türkei, wirkte diese nationalstaatsidee fort und Mustafa Kemal Pascha betrieb auch als Atatürk eine türkisierungspolitik, die sich gewaschen hatte. weshalb solch eine große gruppe wie die kurden oder solch eine kleine wie die mhallami schon mal mächtig unter druck geraten konnte. ging es doch nicht nur darum, sich türkische familiennamen zuzulegen, sondern auch um verteilung von, zugang zu und teilhabe an land, wirtschaft und rechten.

also gingen mhallami von über der linie nach unter der linie, nämlich in den (späteren)Libanon. andere taten das auch, kurden im allgemeinen, ezîdî im besonderen (manche von diesen waren sogar bis ins zarenreich gegangen, als es das noch gab), auch christen taten es und juden auch. es gab schließlich von allen überall welche, also immer eine community, in die mann sich integrieren konnte.

bloß halt: der nationalstaat! der hatte und hat den anspruch, bestimmen zu können, wie die dazugehörigen stofflich beschaffen zu sein hätten, wobei stofflich mehr meint als aus fleisch+blut zu sein... langer rede kurzer sinn: die mhallami wurden im Libanon eher nicht eingebürgert, naturalisiert, als staatsangehörige anerkannt – wie es mhallami erging, die sich in Syrien niedergelassen hatten, weiß ich nicht, kann gut sein, dass sie wie viele kurden ein opfer der volkszählung von 1965 wurden, muß aber nicht sein. die aus dem Libanon waren in aller regel staatenlos. und in einer welt der nationalstaaten gibt es nix beschisseneres als staatenlos zu sein.

während des bürgerkrieges im Libanon flohen etliche nach BRD+westberlin und beantragten asyl. da die erkenntnis, dass auch im bürgerkrieg politisch motivierte staatliche bzw. staat zurechenbare verfolgung möglich ist, noch in den babypuschen steckte, wurden die asylanträge abgelehnt, natürlich. was bedeutete, dass die rechtlosigkeit der aylsuchenden, die ab ende der 70-ger/anfang der 80-ger zunehmend gesetz wurde, in den duldungen fortgeschrieben wurde: residenzpflicht, arbeitsverbot, keine schulpflicht, möglichst kein bargeld sondern sachleistungen+gutscheine und für jede unterhose nen antrag stellen müssen, und und und.

und damit zurück zu meiner 'paradoxen intervention'. stellen Sie es sich vor! Sie müssen so leben! und Sie müssen ihren kindern erklären, wieso nix geht, nicht mal eine klitze-kleine schultüte, weil: schule fällt flach, die kinder müssen nicht, also brauchen sie nicht, also findet sich kaum eine schule, die sie dennoch nimmt. ein leben nicht im zustand der gnade sondern des almosens, wenn's dem sachbearbeiter gefällt. wenn's ihm nicht gefällt – pech gehabt, heiraten Sie und nehmen Sie den namen Ihrer frau an, vielleicht kriegen Sie dann wegen anderem anfangsbuchstaben einen netteren sachbearbeiter.

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