Heldenplatz und Flüchtlingssteuer

Es ist ja schon etwas Eigenartiges, das mit dem Heldenplatz. Seit vielen Jahrzehnten haben sich hier die Emotionen entladen. Schon die VF hat hier ihrem Patriotismus freien Lauf gelassen. Aber genug der Historie, sonst kommen wir noch auf dünnem Eis zu stehen. Es hat aber auch unpolitische Gefühlsausbrüche gegeben:

Ich bin in der Inneren Stadt aufgewachsen und habe dort auch mein Berufsleben zugebracht, zumindest einige Jahrzehnte davon. Als sehr viel jüngerer Mensch habe ich an einer Demo teilgenommen, die unserem Schiidol Karl Schranz gegolten hat. Das muss so etwa 1972 gewesen sein. Fünfundachtzigtausend Menschen waren mit mir da und die kamen tatsächlich alle ohne Facebookaufrufe, Twitter, e-mail oder (unvorstellbar!) Handys oder SMS. Die kamen einfach so. Der Herr Bundesminister für Unterricht und Sport, Sinowatz, hat uns in bewegten Worten für unsere Solidarität gedankt; Georg Danzer und Wolfgang Ambros haben ein Lied beigesteuert und ich glaube sogar, den Herrn Bundeskanzler Kreisky auf dem Balkon gesehen zu haben. Anlass war, dass man unseren Karli aus dem olympischen Kader geschmissen hat, weil er Werbung für Tchibo gemacht hat er sowas. Die Gefühlswellen gingen jedenfalls hoch; dem Herrn Schranz war das offensichtlich ein wenig unheimlich um nicht zu sagen, peinlich. Er hat aber tapfer mitgespielt.

Unlängst habe ich mir auf dem Heldenplatz die "Toten Hosen" und andere angehört und ich muss sagen, es hat mich wieder einmal berührt . . . der Event (sa sagt man ja) war schön, ergreifend und von der Volkshilfe gut organisiert. Ich muss mich erst daran gewöhnen, in feierlichen Momenten wie diesen mein Handy leuchten zu lassen. Wir hatten früher Feuerzeuge, um unsere Gefühle auszudrücken.

Nun bin ich ja jetzt ein sehr viel älterer Mensch als ich es 1972 war. Nicht unbedingt gescheiter, aber bestimmt pragmatischer denkend: ausgehend von der Tatsache, dass fast eine Million Menschen durch Österreich nach Deutschland gereist sind von denen etwa fünftausend (die Zahlen sind entweder  nicht bekannt oder Verschlusssache) hier geblieben sind. Diesen fünftausend haben also die einhundertfünfzigtausend am Heldenplatz das Gefühl gegeben, willkommen zu sein. Kann man nur hoffen, dass die es auch gemerkt haben. So oder so, wir Anwesende haben jedenfalls deutlich gespürt, dass wir gute und tolerante Demokraten (und Innen) sind.

Und noch einmal pragmatisch gedacht: helfen tut es denen, denen es gegolten hat, nicht sehr viel. Aber schön war es auf jeden Fall.

In einem Leserbrief habe ich vor einigen Tagen einen wirklich guten Vorschlag gefunden:

Ab einem Vermögen von einer Million eine Vermögenssteuer on zwei Prozent, zweckgebunden für die Migrantenhilfe und für die Dauer der Krise.

DAS ist es doch! Das würde genug Geld bringen, um Traiskirchen menschenwürdig auszubauen, Sprachunterricht und andere Integrationsmaßnahmen zu finanzieren. Der Herr Konrad und der Herr Leitl können doch nur dafür sein. Die haben auch das notwendige politische Gewicht, um das zu verwirklichen. Und die Ängste der österreichischen Pensionisten und Sozialempfänger wären gegenstandslos geworden, und mit der Angst würde auch die Ablehnung geringer werden und verschwinden.

Ein zutiefst christlicher und sozialer Vorschlag, meine ich.

Wenn das geklappt hat, treffen wir uns wieder auf dem Heldenplatz! Dann gibt es wirklich was zu feiern!

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Silvia Jelincic

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fischundfleisch

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