Vom 1x1 der Integration

Das Einwanderungsproblem haben wir gelöst – jeder Einwanderer ist willkommen, am meisten die, die nach Deutschland weiterziehen wollen und die, die die in Österreich bleiben wollen werden schon einen Platz bei uns finden.

Jetzt müssen wir die Integration angehen, und das rasch, effizient und kostenneutral. Am Anfang wird’s ein bisserl holpern und, seien wir doch ehrlich, so erfolgreich integriert haben wir ja in der Vergangenheit auch wieder nicht. Aber es hat doch hie und da geklappt. Gut, dass wir einen Integrationsminister haben. Der hat ja auch schon verlauten lassen, wie die Sache anzugehen ist: wer unsere Werte nicht akzeptiert und somit nicht integrationsfähig ist, kriegt nur mehr die Hälfte der Mindestsicherung. Die dann halt  keine „Mindestsicherung“ mehr ist, sondern so was wie ein Taschengeld.

Ich komme ja auch aus einer Familie mit (tschechischem) Migrationshintergrund. Mein Großvater war Schienenböhm  in Wien und somit relativ gut dran. Allerdings war die Konkurrenz der nachrückenden Tschuschen nicht erwünscht, weil die haben die Löhne gedrückt. Wie es halt so ist. Ich selber darf mich als gelungenes Beispiel von Integration bezeichnen. Ich hab sogar studieren dürfen.

Einwanderer und ihre Probleme sind daher oft Gesprächsthema im Familienkreis. Da hat uns der Herr Integrationsminister mit seiner Aussage ja was angetan: die Frage ist aufgetauscht, was Integration eigentlich ist. Meine Antwort, „Integration ist das, was der Integrationsminister beruflich macht“, wurde schlecht aufgenommen, weil angeblich zu blöd.

Also haben wir versucht, uns klug zu machen. Das macht man heutzutage  ja mit Wiki und Google. Wiki sagt: Integration ist das Ergebnis von Integralrechnungen. Generationsbedingt (weil ick schon alt bin) glaube ich nicht ans Googeln. Ich habe daher zum Mackensen gegriffen und da  drin steht, dass Integration etwas mit dem Zusammenfügen von Teilen mit dem Ziel der Wiederherstellung von integren (sic!) Strukturen zu tun hat.

Bezogen auf unser Thema heißt das also, dass  Integration nicht Anpassung sondern Verschmelzung heißt. Aus Achmed + Sepp entsteht dann ein neuer Österreicher (nennen wir ihn einfach Achmed Ben Sepp). Das hat den Kindern gefallen. Mir ja auch, aber dann hat einer von den jungen Klugscheißern gefragt, was denn eigentlich die Werte sind, von denen dauernd die Rede ist. Wir haben ja Werte, schätzen und verteidigen sie ständig Also ist die Frage welche Werte wir haben und warum es Leute gibt, die Menschen töten und das nur, weil die diese Werte nicht haben, durchaus berechtigt.

Ich war ja einmal ein ganz Linker (wer war das nicht?) Ich habe zum Unterschied von all den heutigen Linken u.a. Karl Marx gelesen. Da wird ja, vor allem im ersten Band des „Kapitals“, viel über Wert und Wertbegriffe geschrieben. Nix. Keiner wollte mitdiskutieren. Die heutige Jugend weiß nicht einmal, warum links links heißt. Das weiß ja nicht einmal die Frau Glawischnigg und die ist ja bestens integriert.

Jetzt bin ich etwas konsterniert. Denn wenn der Minister ernsthaft meint, dass die NichtIntegration quasi strafbar sein soll, dann wird er sich doch überlegt haben, wie das funktionieren soll. Wie ist NichtIntegration quantifizierbar? Wie viele Werte (und welche) muss er intus haben, damit der Flüchtling sein Geld weiter bekommt?  Und, bitte, was machen wir mit denen, die sich aufrichtig umd emsig um Integration bemühen aber es einfach nicht schaffen?  Ja, und muss unser Achmed Ben Sepp ÖVP – Mitglied werden damit er unsere Werte sichtbar drauf hat? Fragen über Fragen. Wenn der Herr Minister sie nicht beantworten kann (wg. Zeitmangel z.B.) könnte sich doch der Herr Konrad erbarmen und uns aus der Informationssenke helfen.

Ceterum censeo: Drei Prozent Vermögenssteuer zweckgebunden für die Asylantenhilfe und auf die Dauer der Krise. Herr Konrad! Das ist ein christliches Anliegen! Und die Raiffeisen hört auf Sie!

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