Der „Islamische Staat“ gerät auf dem konventionellen Schlachtfeld immer mehr in Bedrängnis. Darauf reagiert er mit einer Eskalation des weltweiten Terrors. Das Gesetz unbeabsichtigter Folgen scheint leider einmal mehr zuzuschlagen.

Das groß angelegte Vorgehen gegen den „Islamischen Staat“ zeigt immer mehr Wirkung, er muss in Syrien, in Libyen sowie im Irak (dort angeblich fast die Hälfte) stetig Gebietsverluste hinnehmen.

Diese auch vom Sicherheitsrat (Resolution 2249) geforderte Beseitigung seines „sicheren Zufluchtsorts“ hat jedoch zu einer maßgeblichen strategischen Neuausrichtung geführt. Weg vom territorial verankerten und damit einigermaßen ausrechenbaren Gegner hin zu einem Schwerpunkt auf globalen Terrorismus – ein „global battlefield“, die schrankenlose Ausweitung der Terrorzone.

Die daraus folgenden Herausforderungen sind enorm. Bereits bestehende Terrorzellen und unzählige kampferprobte beziehungsweise indoktrinierte Heimkehrer, die umliegende Staaten destabilisieren und auch im Westen angreifen könnten. Laut CIA-Direktor John Brennan Brennan dürfte der IS derzeit daran arbeiten, sie mit den Flüchtlingsströmen oder auf konventionellem Wege einzuschleusen. Hinzu kommen an „lone wolf“-Angreifer wie dem Orlando-Attentäter gerichteten Aufrufe: Abu Muhammed al-Adnani, der quasi-offizielle „Sprecher“ des Islamischen Staats, hatte bereits im Mai klargestellt, dass dieser sich wieder zu seinen Wurzeln zurückbesinnen werde, das Staatenbildungsprojekt scheint so gesehen (vorerst) ad acta gelegt; „der Feind“ soll vielmehr überall und allzeit angegriffen werden.

Ob der „Islamische Staat“ langfristig auch ohne Territorium weiterbestehen wird, darf zwar bezweifelt werden. Schließlich beruht seine Strahlkraft auf der faktischen Errichtung des eines Kalifats und darauf, dass seine militärischen Erfolge sich mit den postulierten Vorhersehungen decken (dazu sei der im Atlantic erschienene Artikel „What ISIS Really Wants“ empfohlen). Ein Wegfall dieser Säulen rüttelt folglich auch an seiner ideolologischen Grundlage. Was jedoch nichts daran ändert, dass der islamistische Terrorismus als solcher, selbst wenn nicht zwangsläufig durch den „Islamischen Staat“, auf unabsehbare Zeit weiterbestehen wird.

2
Ich mag doch keine Fische vergeben
Meine Bewertung zurückziehen
Du hast None Fische vergeben
6 von 6 Fischen

bewertete diesen Eintrag

Spinnchen

Spinnchen bewertete diesen Eintrag 05.07.2016 12:41:14

Grummelbart

Grummelbart bewertete diesen Eintrag 05.07.2016 11:41:36

5 Kommentare

Mehr von Ralph Janik