Der Präsidentschaftswahlkampf nimmt immer mehr seinen zu erwartenden Lauf: Norbert Hofer präsentiert sich als Mann des Volkes und Alexander Van der Bellen als abgehobenen Vertreter der „high society.“ So manche Wahlempfehlung wird damit zum unbeabsichtigten Danaergeschenk.
Die Ausgangslage ist klar. Norbert Hofers Kapital liegt in der schon seit geraumer Zeit beobachtbaren Entfremdung vieler Bürger von der Politik und ganz allgemein dem, was man soziologisch (siehe dazu etwa die Arbeiten von Antonio Gramsci oder Thorstein Veblen) als „Eliten“ bezeichnen könnte: Also bekannte und weniger bekannte Namen aus dem Kunst- und Kulturbereich oder staatsnahen bis staatseigenen Unternehmen, von den großen Medienhäusern (die Krone, das sei am Rande bemerkt, vermittelt bisweilen jedoch den Eindruck, auf Hofers Seite zu stehen – siehe diesen Screenshot von ihrer Homepage) bis hin zu ÖBB, ASFINAG, Raiffeisen und Co.
Einige Vertreter aus den Reihen eben dieser Elite sprechen sich nun offen für Alexander Van der Bellen aus: „Dass die Unterstützung für Alexander Van der Bellen eine sehr breite ist, hat auch der gestrige Abend gezeigt: Rückenstärkung aus der Wirtschaft kommt u.a. von Flüchtlingskoordinator und Ex-Raiffeisen-General Christian Konrad, Ex-ÖVP-Chef Josef Pröll…“ konnte man kürzlich in einem Facebook-Post lesen.
So soll das Bild vom versöhnlichen, partei- und ideologieübergreifenden Kandidaten gepflegt werden: „Heimat braucht Zusammenhalt“ eben. Was mit Menschen wie Christoph Waltz, Hugo Portisch oder Josef Hader (um drei der ersten 4 zu nennen, zu Christine Nöstlinger siehe sogleich) durchaus funktioniert, bei Christian Konrad und Josef Pröll jedoch an seine Grenzen stößt. Beide (in der öffentlichen Wahrnehmung vor allem Pröll) werden ja untrennbar mit dem HYPO-Skandal assoziiert und stehen ganz allgemein für das machtpolitische Wechselspiel zwischen Politik und Wirtschaft (in dem Fall verkörpert durch den Raiffeisenkonzern). Mit anderen Worten: Für genau das, was bei vielen „die da oben es sich sowieso richten“-Gemütslage auslöst und einzementiert.
Insofern ist das Video der Pröll’schen Wahlempfehlung eine höchst ambivalente Angelegenheit, fördert es doch das Bild vom Kampf zwischen einem „Mann des Volkes“ und einem Vertreter der, wie Hofer selbst es formuliert hat und weiter propagiert, „Hautevolee“ (bekommt bei dem Wort eigentlich noch jemand einen Rainhard Fendrich-Ohrwurm?). Ein Bärendienst, den Josef Pröll und so manch andere da erweisen (so Christine Nöstlinger mit ihrer Aussage, wonach FPÖ-Wähler "denkfaul und ungebildet" seien). Womit die Wahl auch zu einem Gradmesser dafür wird, wie weit die Wut auf die "oberen 10 000" mittlerweile geht.