In Syrien kommt es derzeit, wie es wohl kommen musste: Das verstärkte – direkte – Eingreifen Russlands hat zu der erwartbaren Gegenreaktion von Seiten der anderen involvierten Staaten geführt. Eine baldige Beendigung scheint unter diesen Bedingungen schwieriger denn je.
Saudische und US-Amerikanische Unterstützung
Wie BBC berichtet, hat Saudi Arabien unter Billigung der USA einem nicht namentlich genanntem hochrangigem Regierungsmitarbeiter zufolge das Ausmaß seiner Waffenlieferungen stark erhöht. Daneben blieben Katar und die Türkei bei der Unterstützung der sunnitischen Kämpfer ebenfalls von vitaler Bedeutung. Außerdem betonte er, dass weder der Islamische Staat – der ja ohnedies trotz der ideologischen Nähe mit dem saudischen Königshaus auf Kriegsfuß steht – noch die al-Nusra Front beliefert wurden. Bei den Adressaten soll es sich vielmehr um Dschaisch al-Fatah (die Armee der Eroberung) sowie die Free Syrian Army und die zu ihr gehörende Südliche Front handeln. Laut einer durch das Institute for the Study of War kürzlich veröffentlichten Zusammenstellung der verschiedenen Oppositionellen handelt es sich um „moderate“ Gruppen, wobei hier natürlich stets Skepsis angebracht ist. Einmal mehr gilt die alte Binsenweisheit „one man’s terrorist is another man’s freedom fighter“; in den Augen Russlands und Assads handelt es sich jedenfalls bei sämtlichen Regimegegnern um Terroristen, weshalb auch bei der Auswahl der Ziele nicht differenziert wird.
Unter anderem handelte es sich um in den USA hergestellte hochmoderne Waffen zur Panzerabwehr, auf lange Sicht könnten sogar Luftabwehrraketen folgen – was bislang an der Sorge davor scheitert, dass diese in die falschen Hände geraten könnten, womit Flugzeuge der Allianz gegen den Islamischen Staat oder sogar zivile Luftfahrtzeuge in Gefahr wären.
Die USA selbst haben Berichten zufolge 50 Tonnen Munition im Norden Syriens abgeworfen, die von Truppen der Syrisch-Arabischen Koalition eingesammelt wurden, die mit der kurdischen YPG einegemeinsame Offensive auf das Machtzentrum des Islamischen Staats Raqqa plant.
Das Elend der Stellvertreterkriege
Die gegenwärtigen Entwicklungen zeigen einmal mehr: In Syrien handelt es sich seit Längerem um einen Stellvertreterkrieg, bei dem sich letztlich auch die USA und Russland gegenüberstehen. Erinnerungen an frühere unselige Zeiten sind folglich nur allzu naheliegend – schließlich handelt es sich um das erste militärische Vorgehen Russlands außerhalb der ehemaligen Sowjetunion seit Ende des Kalten Krieges. Wie dieses sich letztlich auswirken wird, ist trotz der gegenwärtigen Erfolgsmeldungen noch offen, zumal viel davon abhängt, wie weit die Kontrahenten Assads und in weiterer Folge des Irans und auch Russlands gehen wollen. Die sowjetische Intervention in Syrien 1957 oder auch die Invasion in Afghanistan 1979 waren jedenfalls nicht sonderlich erfolgreich. Selbiges gilt freilich auch für die letzten Interventionen von Seiten des Westens und seiner Verbündeten. Aber von Gewinnern kann man bei Kriegen allgemein und bezugnehmend auf Syrien im Besonderen ohnehin nicht sprechen.