Einerseits gehört Österreich zu den reichsten Ländern dieser Welt, andererseits haben immer mehr Menschen das Gefühl, ihr Geldbörsel werde dünner und dünner. Eine Supermarktkassiererin, eine Verkäuferin oder ein Lagerarbeiter tun sich Monat um Monat schwerer, Mieten und Betriebskosten fürs Wohnen zu zahlen, freischaffenden Übersetzern, Journalistinnen oder Shiatsu-Therapeuten geht es auch nicht besser. Die herrschende Politik lässt sie alle im Stich.

Die Sozialdemokraten sind längst keine Vertreter jener Menschen mehr, die sich jedes Monat fragen, wie sie die Miete bezahlen oder die kaputte Waschmaschine ersetzen sollen. Die Grünen, die NEOs und die ÖVP waren es nie. Ist es da nicht mehr als verständlich, dass immer mehr Menschen die FPÖ wählen?

Die vertritt zwar die Interessen der Ärmeren auch in keiner Weise, stimmt im Parlament gegen die Besteuerung der Reichen und gegen soziale Absicherung der Armen, aber sie tun wenigstens so, als verstünden sie unsere Sorgen, indem sie uns einfache Antworten servieren. Wenn wir Flüchtlinge, Einwanderer und Ausländer bekämpfen, bleibt uns Österreichern mehr. Das klingt irgendwie logisch, auch wenn es Blödsinn ist. Die FPÖ hat nämlich nicht vor, das Geld von Reich nach Arm zu verteilen. Die Parteiprogramme der FPÖ werden fast zur Gänze von sehr elitär denkenden Burschenschaftlern gemacht, die sich einen Dreck um die Interessen von Supermarktkassiererinnen, Lagerarbeitern und Co. scheren.

Das hat man unter der schwarz-blauen Regierung ja auch gemerkt. Da wurde für die Ärmeren nichts besser. Die Parteibonzen haben abkassiert, von Grasser über Hochegger bis Reichhold und Gorbach. Österreich wurde zum Selbstbedienungsladen für blaue (und damals kurzzeitig orangefarbene) Politiker. Kommt die FPÖ an die Macht, haben die Armen nichts zu erwarten.

Trotzdem wählen sie blau. Was sollen sie sonst tun? Das ist zumindest ein Protest gegen das herrschende System – und schlechter kann es ja ohnehin nicht mehr werden. So die Argumente. Es kann schlechter werden – und das wird es wohl auch. Aber selbst wenn man das aufzeigt, ändert das nichts, weil die Menschen keine Alternative sehen, die ihnen wirklich hilft.

Das Traurige ist: Wir haben in Österreich tatsächlich keine Alternative. Derzeit existiert keine ernstzunehmende Partei, die sich dafür einsetzt, dass die Reichen nicht immer reicher und die Armen nicht immer ärmer werden. Es gibt niemanden, der für soziale Gerechtigkeit arbeitet. Es gibt nicht einmal ernstzunehmende Programme dafür. Oder wenn doch, dann kennt sie keiner.

Die Linksgruppierungen in Österreich, soweit sie überhaupt wahrgenommen werden, holen die Menschen nicht ab. Sie spinnen großteils abgehobene Theorien, anstatt Lösungen für die Probleme zu suchen, die es tatsächlich gibt. Dabei wäre das gar nicht so schwer. Österreich gehört nämlich nach wie vor zu den reichsten Ländern der Welt. Wir haben eines der besten Gesundheitssysteme und ein so teures Bildungssystem, dass man mit dem gleichen Geld auch tatsächlich gute Schulen für alle Kinder finanzieren könnte. Selbst unsere Kriminalitätsrate sinkt von Jahr zu Jahr.

Wir hätten also beste Chancen und Voraussetzungen, in eine gute Zukunft zu gehen. Wir müssen nicht so viel Angst haben, wie uns die FPÖ ständig sagt. Wir müssen nur das Heft in die Hand nehmen und das, was da ist, gerecht verteilen. Dazu brauchen wir ganz neue Kräfte. Keine sozialdemokratischen Bonzen und auch keine korrupte Abzocker-FPÖ. Nur – wo sind diese Kräfte? Wer krempelt endlich die Ärmel hoch und beginnt, an einem besseren Österreich zu arbeiten?

0
Ich mag doch keine Fische vergeben
Meine Bewertung zurückziehen
Du hast None Fische vergeben
0 von 6 Fischen

bewertete diesen Eintrag

3 Kommentare

Mehr von Rappel