Darf man darauf hinweisen, dass in den Covid-Stationen überdurchschnittlich viele Migranten liegen? Man muss!
In der öffentlichen Debatte wurde der hohe Anteil an Migranten in den Spitälern lange ausgeblendet. Lieber tat man so, als handle es sich bei allen Ungeimpften um hartgesottene Impfgegner. Das könnte sich rächen.
Darmstadt weiss, worauf die steigenden Fallzahlen zurückzuführen sind: Der Anstieg der Inzidenz sei «ganz klar auf zum grossen Teil ungeimpfte Reiserückkehrer im Alter zwischen 20 und 40, insbesondere aus der Türkei, zurückzuführen», teilte die Stadt kürzlich mit. So viel Transparenz verstört. «Sollte man das so klar sagen?», fragte die «FAZ» den für Covid-19-Kranke zuständigen Oberarzt im Darmstädter Klinikum. Dessen Antwort: Ja, man müsse sogar. Es gehe ja um den Impfschutz.
In der Schweiz sind die Verhältnisse ähnlich. Bei vielen Covid-19-Kranken in den Spitälern handelt es sich um ungeimpfte Reiserückkehrer. Die meisten von ihnen kommen allerdings nicht aus der Türkei, sondern aus einem Balkanland.
Diese Erkenntnis ist nicht ganz neu. Bereits im Dezember schrieb die «Basler Zeitung» von «70 Prozent Migranten in den Spitalbetten». Der Einzige, der darauf reagierte, war SVP-Fraktionschef Thomas Aeschi, was ihm den Vorwurf einbrachte, «zu zeuseln».
Die Angst, gemeinsam mit der SVP in die fremdenfeindliche Ecke gestellt zu werden, war offenbar gross. In der öffentlichen Debatte wurde der hohe Anteil an Covid-19 erkrankten Reiserückkehrern bis vor kurzem ausgeblendet. Stattdessen fokussierte sich die Diskussion auf die Frage, wie mit hartgesottenen Impfgegnern und uneinsichtigen Ungeimpften zu verfahren sei.
Quelle ist ein Kommentar aus der NZZ vom 24.8.2021