Die Berichte über das überfüllte Flüchtlingslager Traiskirchen und die Zeltstädte sind erschreckend. Viel zu viele Menschen auf viel zu kleinem Raum, eine schlechte Betreuung. Das muss doch anders gehen.
Viele Menschen, die nach einer Flucht aus der Heimat in Österreich ankommen, sind traumatisiert. Herz und Kopf müssen die Erlebnisse, deretwegen die Menschen geflüchtet sind, erst einmal verarbeiten. Ob man es glauben will oder nicht: Da ist ein größeres Lager meiner Einschätzung als Therapeut gemäß gar nicht so falsch. Nicht für ein halbes Jahr, aber für ein, zwei Monate. Nach der physisch und psychisch anstrengenden Flucht müssen die Menschen erst einmal zur Ruhe kommen. Würden sie dann sofort in ein Privatquartier kommen, würden Menschen, die zumeist kein Wort Deutsch sprechen, ziemlich alleine sein. Da hilft es doch, wenn es einen fix geregelten Tagesablauf gibt und viele Menschen um einen herum sind, die Ähnliches erlebt haben. Das sollte man nicht so verstehen, dass ein überbelegtes Erstaufnahmezentrum gut ist, aber ein, maximal zwei Monate wären schon vertretbar. Eine entsprechende therapeutische Unterstützung und menschliche Begleitung sind ein MUSS!
Aber nach wenigen Wochen sollten die Menschen in kleinere Quartiere umziehen können. Zehn, zwanzig Personen, ein gutes Umfeld, eine Tagesstruktur. Menschen, die die eigene Sprache sprechen und Leute, die Deutsch beibringen. Eine relative Normalität im Tagesablauf hilft einfach, eine posttraumatische Belastungsstörung zu bewältigen. Da sind lange Monate in Traiskirchen exakt der falsche Weg. Die Enge, die schlechte Betreuung führen zum „Lagerkoller“. Das mag jetzt wie eine Lappalie klingen, aber diese Situation, wie wir sie derzeit bereiten, unterstützt psychische Probleme.
Überhaupt müssen wir in Österreich an der Willkommenskultur arbeiten. Die Menschen, die hierher kommen, kommen ja nicht freiwillig. Aber Österreich lässt sie spüren, dass sie hier auch nicht willkommen sind. Da frage ich mich schon, ob wir hierzulande unseren Reichtum mehr teilen können, den Menschen alles bereitstellen können, was sie brauchen – ganz egal, ob sie letztlich anerkannte Flüchtlinge sein werden oder nicht. Vor allem aus therapeutischer Sicht katalysiert man so aber psychische Probleme.