Neulich bin ich auf der Straße angesprochen worden. Es war eine Vertreterin für ein Abnehmprodukt. Sie erzählte mir, dass sie sich mit 15 oder 20 anderen zusammen getan hatte, um von dem Produkt unterstützt abzunehmen. Sie haben die Ernährung umgestellt und waren begeistert. Der Weg dazu führte von der Information zur Beratung zum eigenverantwortlichen Handeln.

Genau das geht mir ein bisschen ab. Wir leben ja in Zeiten, in denen Hausärztinnen und -ärzte fehlen und die Ambulanzen überlaufen sind. In meinen Augen liegt das daran, dass sich die Menschen immer weniger auskennen. Warum? Weil in der Werbung und auch bei meinen KollegInnen die Einstellung vorherrscht, dass es auf jede Gesundheitsfrage die Antwort in Form einer Pille oder eines Pulverls gibt.

Das bemerke ich bei Erwachsenen oder auch bei Kindern. Da wird – überspitzt ausgedrückt - wegen jedes Kratzers die Notaufnahme aufgesucht und wegen jedes Schnupfens der Arzt bemüht, weil das Bewusstsein für von daheim aus zu behandelndes fehlt. Die Wartezimmer sind überfüllt, man muss stundenlang warten und vielleicht wird man von den wirklich Kranken dort auch noch wirklich krank. Aber so ist unsere Zeit nun einmal.

Um das zu ändern, ist es ratsam, selbst aktiv zu werden. Wie die Gruppe junger Menschen, die sich informiert haben und nebenbei auch noch etwas Geld verdienen, kann jeder vorgehen. Zunächst einmal gibt es eine Reihe von Informationsmöglichkeiten, wie etwa bei der Drehscheibe, dem Verein Kiwi oder allgemein von der Stadt Wien aus, unter dem Stichwort Prävention und Gesundbleiben.

Oder man macht es selbst. In unserer Freizeit treffen wir uns zum Tratschen, zum Wandern, zum Fußballschauen oder im Buchklub. Warum nicht einen Gesundheitsklub? Ich schlage folgendes vor: Jeder Mensch sucht sich einen Arzt, Krankenpfleger oder Heilpraktiker im Bekanntenkreis. Dort kann man sich über aktuelle Fragen informieren. In einem zweiten Schritt folgt die Information durch Bücher und durch Fachzeitschrift, on- oder offline.

Der dritte Schritt: Man/Frau trifft sich zum Beispiel in einem Workshop, tauscht sich aus, erzählt vom Expertengespräch, von den gesammelten Informationen, erklärt einander, wie man diese Krankheit erkennt, welche Behandlungen es gegeben hat, was man tun kann, um es zu vermeiden.

Freilich gibt es gewisse Einschränkungen. Über einige, besondere Krankheiten, die auf alle Fälle ärztlich behandelt werden müssen, sollte man sich prinzipiell informieren – beispielhaft sei hier Meningitis oder eine Blinddarmentzündung erwähnt. Aber vieles kann durch Information mehr oder weniger ohne schulmedizinische Konsultation erkannt und behandelt werden.

Es kann doch nicht so schwer und denkunmöglich sein, sich mit der eigenen Gesundheit oder jener der Kinder auseinanderzusetzen. Und als Nebeneffekt dieses eigenverantwortlichen Handelns geht man auch noch seltener zum Arzt. Das freut sicherlich auch den Vizekanzler – auch wenn ich eine ganz andere Eigenverantwortung meine als er...

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Silvia Jelincic

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fischundfleisch

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