In meinem letzten Beitrag habe ich mich für Supervision und Qualitätskontrolle in der Schule ausgesprochen. Die Reaktionen waren keineswegs nur positiv. „Wos brauch' ma des?", war der Tenor. Das ist doch absurd.

Ich hole kurz aus. Sie erinnern sich sicher an die WHO-Studie, gemäß welcher zu viel Wurst das Darmkrebs-Risiko erhöhen soll, oder? Ich denke mir, dass gevifte Eltern das eh schon wussten. Täglich Wurst ist einfach nicht gesund. Hier tut man sich leicht, eine eigene Qualitätskontrolle durchzuführen. Das machen wir bei den Kids, das machen wir bei uns. Aber überall anders lassen wir es einfach sein? Als Beispiel mächte ich ihnen mal erzählen, wie ich als Arzt Qualitätskontrolle betreibe.

Sehen Sie, ich bin sehr interessiert und lese sehr viel, gehe zu Fortbildungen, suche bekanntlich auch Wege abseits der Schulmedizin. Für die Fortbildungen gibt es Punkte von der Kammer. Ob ich dort aufpasse, mich informiere und mit einer riesigen Packung neuen Inputs für meine Arbeit heim gehe oder in die Luft starre interessiert wirklich niemanden.

In meiner Praxis schlägt niemand offizieller auf und macht auch nur Stichproben, ob ich ordentlich arbeite und die neuesten und/oder besten Therapien anbiete oder mit Antibiotika um mich werfe. Oder, und da werden sicher Gesundheits- und Finanzminister hellhörig, teure Therapien verrechne, die vielleicht gar nichts helfen. Schaut niemand nach. Ich kann machen, was ich will.

Ob sie's nun glauben oder nicht – ich versuche wirklich, tagtäglich mein Bestes zu geben, up to date zu sein. Aber kann ich alles wissen? Nein. Aber bei mir schaut eben niemand nach. Im Falle der Antibiotika ist das fatal. Denn nachdem diese 30 Jahre lang gegen alles und jeden verschrieben wurden, gibt es schon eine Reihe resistenter Keime. Und das tätet. Ich will nicht gegen Kollegen motzen, aber wir bekommen pro Patient gezahlt. Je mehr Patienten, desto mehr Geld. Wer schnell Antibiotika verschreibt, sich keine Zeit für eine Untersuchung nimmt, macht es sich leicht.

Sie sehen also, dass hier eine Qualitätskontrolle in irgendeiner Form notwendig ist. Und zwar nicht unbedingt, um schwarze Schafe zu finden und zu bestrafen, sondern um ihnen, den Patienten, die bestmögliche Therapie zu ermöglichen.

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Silvia Jelincic

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fischundfleisch

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