Designermöbel?! Alles nur ein Verkaufs-Schmäh!

Designermöbel sind teuer – davon sind 89 Prozent aller Österreicher überzeugt, hat unlängst eine vom Magazin „more than design“ in Auftrag gegebene Umfrage herausgefunden. Drei Viertel kaufen vor allem in Möbelhäusern und -diskontern ein, so die Studie.

Mich wundert das nicht. Heute ist jeder, der eine Blumenvase gerade hinstellen kann, schon ein Designer. Und der Österreicher hat das bis zu einem gewissen Grad durchschaut und nimmt den Begriff nicht mehr ernst. „Design“ ist mittlerweile gleichzusetzen mit „Trend“.

Der Großteil der Möbelverkäufer hat keine Ahnung von hochwertigen Einrichtungen oder Möbelbau, von Innenarchitektur wollen wir jetzt gar nicht reden. Ein Möbelverkäufer wählt einfach aus dem vorhandenen Sortiment das aus, das sich am besten verkaufen lässt und wo er die größte Gewinn-Spanne hat, das sagt ja schon das Wort Möbelverkäufer. Ich habe selbst in einem Möbelhaus gearbeitet: Da werden aus Fliesenverkäufern zwei Wochen später „Wohneinrichtungsberater“. Der Möbelhandel will verkaufen. Möbeltrends werden so kreiert, dass die Stücke perfekt hergestellt werden können. Da werden Möbel so gebaut, dass sie gut in Container passen und die Sollbruchstellen schon vorher klar sind - an den Menschen wird da sehr wenig gedacht.

Laut Studie spielt für 48% der Österreicher der Preis eine „sehr große“ Rolle. Verstehe ich gut, nicht jeder kann sich individuell geplante Maßmöbel kaufen. Schlimm ist es aber, wenn Stangenware über diesen Design-Schmäh teuer verkauft wird. Wenn ich heute auf eine Messe gehe, stellen sich mir alle Haare auf: Jeder schreibt sich Design an die Fahnenstange. Auch die Diskonter haben Designerküchen im Angebot. Wie soll der Laie feststellen, ob das fundiert ist oder bloß ein Marketing-Schmäh? Da gibt man dann Geld für ein Möbel aus, das aus Spanplatten zusammengebaut ist. Teuer ja, langlebig, vor allem aber wertvoll ist dieser Schrott aber nicht.

Design ist deshalb für mich ein komplettes Unwort geworden. Mit dem Ursprungsgedanken von Gestaltung hat das, was heute in den meisten Fällen als Design verkauft wird, aber nichts zu tun. Nehmen wir das Wort Design her, dann bedeutet es, dass Parameter wie Umwelt, Herstellung und Material bedacht werden – vor allem aber der Mensch im Zentrum steht. Da geht es um Ergonomie, Farbpsychologie und Materiallehre. Heute geht es auch immer mehr um Raumgifte. (Fragen Sie einmal einen Möbelverkäufer nach VOCs = volatile organic compounds). Die guten Designer wissen, wovon ich spreche!

3
Ich mag doch keine Fische vergeben
Meine Bewertung zurückziehen
Du hast None Fische vergeben
6 von 6 Fischen

bewertete diesen Eintrag

irmi

irmi bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:17:14

fischundfleisch

fischundfleisch bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:17:14

Petra vom Frankenwald

Petra vom Frankenwald bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:17:14

1 Kommentare

Mehr von Roman Lechner