Trends & Kurioses von der Wohnen und Interieur 2015

Was für ein Gestank! Mein erster Eindruck von der Wohnen und Interieur 2015 war alles Andere als positiv. Ich war jetzt schon einige Jahre nicht mehr auf einer Messe, hatte diesmal aber ein paar Stunden Zeit und wollte mich wieder einmal umschauen, was die überwiegend österreichischen Tischler und Einrichtungshäuser so können. Doch bereits in der ersten Halle musste ich die Luft anhalten, weil ich von einer Geruchswolke aus giftigem Leim, Lack und Styropor begrüßt wurde. Ich habe mich aber durch den Spanplattenhaufen durchgewühlt – und siehe da, meine Hartnäckigkeit hat sich bezahlt gemacht: Ich habe eine wirklich schöne Sache entdeckt, die meiner Meinung nach in ein paar Jahren auf dem Möbelmarkt sehr stark vertreten sein wird. Es handelt sich dabei um Platten auf denen Heu oder andere natürliche Materialien verpresst sind. Das riecht gut, schaut interessant aus und kommt aus Tirol.

Find ich gut.

Hier hinter einer Industrieküche platziert.

Welche Trends zeigten sich sonst auf der Messe? Deutlich wird, dass die Verarbeitung von Zirbenholz jetzt auch bei den „Großen" angekommen ist. Ich erinnere mich, als wir mit unserer Waldviertler Vollholztischlerei Lechner das letzte Mal bei einer Messe ausgestellt haben, haben wir überrascht: Wir hatten ein Bett aus Zirbenholz dabei. Sehr zur Verwunderung der anderen Tischler, die das Holz nicht kannten. Das war vor fünfzehn Jahren.

Heute findet man kaum einen Anbieter, der keine Zirbenbetten im Angebot hat. Meist unterscheiden sie sich kaum. Mit Ausnahmen:

Wobei wem´s gefällt, warum nicht? Das Holz kommt aus den Bergen!

Generell sind Produkte aus Zirbenholz zum Trend geworden. Leider! Dass dann nämlich das schöne Zirbenholz bei der Verarbeitung lackiert wird, ist gleich doppelt traurig: Einerseits, weil dafür hunderte Jahre alte Bäume sterben. Andererseits, weil so die entspannende, heilsame Wirkung des ätherische Öle nicht aus dem Holz dringen kann. Wäre es hier nicht besser einfach eine bedruckte Dekorplatte zu nehmen oder einen Plastikbaum mit Maserung? Rotweinflecken gibt’s so jedenfalls nicht!

Abgesehen davon mag ich diese witzig brachiale Idee eines der letzten größeren österreichischen Möbelherstellers, einen Pfosten in dieser Dimension als Tischplatte zu nehmen. (Der Mitbewerb Gruber+Schlager fehlte heuer übrigens. Wenn das nur nichts Schlimmes bedeutet!)

Spannend ist auch das Thema Collective Furniture, das sich diesmal mit dem „Arbeitsplatz zu Hause“ beschäftigt. Dabei handelt es sich um einen öffentlichen Entwurfsprozess, bei dem ein interessiertes Publikum die Entstehung eines Möbelstückes mitverfolgen und aktiv am Prozess teilnehmen kann. Entwickelt wurde das Ganze von einem Designbüro. Mit der Umsetzung ist ein österreichischem Möbelhersteller betraut. Ziel ist es, in einem eineinhalbjährigen Prozess alle Schritte einer Produktentwicklung von der anfänglichen Ideensammlung über die ersten Prototypen bis hin zum serienreifen Produkt gemeinsam und mit dem Einflusss einer Community zu durchlaufen. Bisher wurde dieser modulare Tisch entwickelt, an den der Benutzer unterschiedlichste Module einhängen und ihn so adaptieren kann.

Alle, die glänzende, moderne und futuristische Designs bevorzugen, sind auf der Messe ebenfalls fündig geworden: Die Spüle ist interessant platziert und funktioniert auch ergonomisch betrachtet – zumindest für Linkshänder. Rechtshänder bevorzugen die Tropftasse meist links.

Optisch also durchaus interessant, funktionell aber verbesserungswürdig.

Auch slowakische Firmen drängen in den österreichischen Markt. Gestaltungsmäßig und materialtechnisch absolut unser Standard. In diesem Fall war das auch der Preis.

Wirklich innovativ finde ich folgendes: Möbel aus Karton. Wenn schon günstig, dann richtig, und für unsere Umwelt ist es auch unbedenklich. Der Hocker kostet € 7,-

Dazu auch Interessantes auf: www.pfeifaufspanplatten.at

Und sonst? Viel Neues habe ich auf der Wohnen und Interieur 2015 in Wien nicht gesehen. Die Aussteller sind merklich weniger geworden, und auch der Besucheransturm hielt sich – laut Aussage eines Ausstellers – in Grenzen. Der Branche scheint der richtige Schwung zu fehlen. Schade eigentlich!

Gut, dass es noch ein paar motivierte Firmen gibt, die nicht nur Trends hinterherlaufen, sondern aus Überzeugung heraus spannende Stücke schaffen.

www.richtiggutleben.at

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Herbert Erregger

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