Prolog
Ich hatte ja das „Glück“ meine Kindheit ohne multimediales Einprasseln von viel zu vielen Informationen aus mehr oder weniger seriösen Quellen, vorwiegend aus dem Internet, zu verbringen. Ich schätze sehr viele FuFler haben das gleiche Erlebnisprivileg genießen dürfen. Ende der 80er bis Anfang der 90er kam dann der Computer in die Haushalte – sie wurden leistbar und Windows bzw. DOS wurde ein „Begriff“. Die ersten Computer-Nerds fanden zueinander und veranstalteten LAN-Parties. Also lokale Vernetzung von ein paar Rechnern um Spiele gemeinsam zu erleben – einfach Spaß haben. Man tüftelte mit DOS Dateien und mit Windows herum und erarbeitete sich mühsam neue Wege, wie man verschiedene Ideen umsetzen könnte. Eine tolle Zeit.
Entwicklung von Interessensgruppen – Foren
Mit der steten Entwicklung der IT-Technologie zogen Ende der 90er Anfang der 2000er in viele Haushalte die ersten Modems ein und später das sog. schnellere Breitbandinternet ein. Es entwickelten sich sehr nützliche Programmiersprachen und schöne Webdesigns und da waren sie dann, die Foren für Diskussionen, Meinungsaustausch und Wissenstransfer für bestimmte Interessen: Sport, Haustiere, Computer, Reisen, Essen, Wissenschaft, usw. usf.
Schenk uns bitte ein Like auf Facebook! #meinungsfreiheit #pressefreiheit
Danke!
Erste Sichtungen gemeiner Foren-Trolle
Da waren sie dann, interessante Gespräche und das Fachsimpeln über Hobbies. Entspanntes Austauschen von Tipps und Tricks. Doch wer taucht da plötzlich auf? Eine Person, die die sachliche Kommunikationsbasis fortwährend und auf destruktive Weise dadurch untergräbt, indem sie Beiträge verfasst, die sich auf die (unterschwellige) Provokation anderer Gesprächsteilnehmer beschränken und keinen sachbezogenen und konstruktiven Beitrag zur Diskussion enthalten. Dies erfolgt mit der Motivation, eine Reaktion der anderen Teilnehmer zu erreichen: Der Foren-Troll.
Zwei Arten von Trollen unterscheidet die Medienjournalistin und Bloggerin Ulrike Langer: „Krakeeler, oft unflätig, und Belehrer. Letztere schreiben oft ellenlange schwer verständliche Ausführungen, die selten etwas mit dem eigentlichen Thema zu tun haben.“ An konstruktiven Diskussionen sei der Troll gar nicht interessiert. „Sie sind für ihn nur ein Mittel, um Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.“
Ich bin, wie gesagt, seit Mitte der 90er in Foren, Blogs und diversen Boards unterwegs und habe einige Strategien entwickelt, mit Trollen umzugehen, die diese Plattformen oftmals für deren politische oder weltanschauliche Agenda missbrauchen, oder aus irgendwelchen Gründen einen persönlichen Groll gegen jemanden ausleben, als Stalker eine Person, zu der sie glauben eine engere Verbindung zu haben, verfolgen oder schlicht und einfach nur nerven.
Es ist eigentlich völlig Wurscht, warum jemand trollt, es steckt immer dasselbe Ziel dahinter, nämlich die Übernahme bzw. Zerstörung der eigentlichen Kommunikation. Es ist am Ende immer ein Machtspiel und es geht darum, dass ihr euch vom Troll vereinnahmen lasst.
Tipp: Auf gar keine Fall reagieren. Wenn ihr schon getan habt, nicht mehr reagieren. DON’T FEED THE TROLL!
Das Wichtigste und eventuell anfangs Anstrengendste ist, auf gar keinen Fall und überhaupt mit dem Troll zu kommunizieren. Er wird provozieren, drohen, zig mal dasselbe schreiben und wenn es ganz schlecht läuft wird er euch immer da treffen, wo es euch zu einer Antwort, einer Rechtfertigung oder einfach nur zu einer wüsten Beschimpfung drängt, ja, da wo die sachliche Entkräftung eines aufgestellten Schwachsinns geradezu sirenenhaft nach euch ruft. No, don’t feed the troll!!!
wikipedia.org
Letztendlich interessiert den Troll nur, dass ihr reagiert. Es ist unerheblich, ob euer Argument gut ist, ob ihr nett zu ihm seid (das legt er euch wenn überhaupt als Schwäche aus), ihm im Extremfall mit Anwalt oder Polizei droht… wenn ihr reagiert, hat er gewonnen. So einfach funktioniert seine Welt. Also nicht reagieren. Und wenn schon eine Diskussion im Gange ist, stellt sie sofort ein - und zwar ohne jede weitere Mitteilung oder Begründung. Den meisten Trollen wird das irgendwann zu langweilig.
Leider gibt es aber auch hartnäckigere Exemplare:
Tipp: Sagte ich nicht reagieren? Ich meinte nicht direkt reagieren.
Eine der wenigen Methoden, die wirklich funktioniert haben, wenn Ignorieren nichts hilft und man beginnen muss, mit härteren Bandagen zu kämpfen, ist: Redet weiterhin nicht mit ihm. Aber beginnt damit, über den Troll zu reden. Das klingt vielleicht seltsam, aber ich habe das schon zig mal durchexerziert, in Foren und in Blogs von Freunden, die ihre Trolle lange nicht loswerden konnten. Es funktioniert.
Schreibt einen Blogeintrag, in dem ihr ihn ruhig oder ironisch und mit etwas arrogantem Interesse an der Spezies des Trolls analysiert. Zieht Freunde ins Vertrauen und lasst eure Freunde sich in den Kommentaren oder Threads in dem er auftaucht über ihn unterhalten. Psychologisiert an ihm herum wie an einem interessanten Beobachtungsobjekt, macht euch über den Troll lustig. Selbst wenn der Troll das Thema ist: So lange ihr nicht mit dem Troll kommuniziert, zeigt ihr ihm, wer die Kommunikation bestimmt. Nämlich nicht er. Und ihr zeigt ihm, dass ihr nicht alleine seid. Trolle mögen es nicht, wenn sie aus der Kommunikation ausgeschlossen werden, die sie eigentlich steuern wollten und sie mögen auch selten, in der Minderheit zu sein.
Fazit
Die Gesprächskultur im Internet ist gnadenlos. Wenn eine zartbesaitete Person auf Trolle trifft, ist es für diese Person meistens mit einem Schock und emotionalem Schaden verbunden. Die Gesprächskultur im Internet des 21.Jahrhunderts hat wenig bis gar nichts mehr mit der Gesprächskultur im echten Leben zu tun. Jede Person kann sich hinter einem Avatar verstecken und anonym Unruhe verbreiten, fernab von dem Versuch überhaupt emotionale bzw. soziale Intelligenz und Kompetenz aufzubringen, sondern eher die „Kunst“ der Trollerei bzw. Rabulistik auch als eine Art Ventil für Alltagprobleme zu benutzen.
Man hat das Bewusstsein darüber verloren, dass noch immer Menschen miteinander kommunizieren. Menschen mit Körpersprache, mit Mimik, Gestik, persönlichen Lebenserfahrungen, mit Humor, mit Bildung uvm. All das muss man beachten und respektieren, wenn man einen neuen Menschen im echten Leben trifft und Konversationen halten will. Für Trolle nicht notwendig. Sie ballern unreflektiert verbal los und provozieren.
Der letzte Tipp wenn ihr wieder auf diese Spezies treffen solltet: Alt + F4