Wenn man mit Leugnern zu tun hat, begegnet man gelegentlich dem Vorwurf, dass die wissenschaftlichen Erkenntnisse zum Klimawandel eine Religion darstellten. Sie seien nicht vernunftgeleitet, sondern entstammten einem naiven Glauben, der Mensch mache sich an der Umwelt schuldig und müsse diese „Sünden“ abbüßen. Diese Unterstellung ist eine Projektion, denn es sind die Leugner, die vernünftigen Argumenten nicht zugänglich sind, sondern einen antiwissenschaftlichen Glauben predigen. Die Unterstellung, die Warnung vor dem Klimawandel sei eine Religion, begegnet einem sogar in den Kolumnen manch seriöser Medien. Hier hingegen lese ich Kommentare und Blogs mit unterirdischem Niveau. Religiöse Predigten von gewissen Proponenten, die hier seit geraumer Zeit bekannte Rhetorikspiele von Leugnern wiederholen.
Aus diesem Grunde erlaubt mir heute meine Meinung, die Meinung eines Klimaschützers, kundzutun. Es ist mir wahrlich ein Anliegen.
Die Rede ist von einigen Wiederholungstätern hier, die ihre antiwissenschaftlichen Blogs zum Besten geben, indem man der gegnerischen Position unterstellt, sie vertrete eine Art Religion, und man behauptet, dass es keine sachlichen Argumente für jene Einstellung geben könne. Also braucht man selbst nicht mit Fakten zu argumentieren. Ein rhetorischer Trick, der es einem bequem machen soll und ein Einstieg in ein Pamphlet, das statt mit Argumenten mit Verdrehungen und logischen Fehlern arbeitet.
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Die erste Verdrehung ist dabei, zwei Dinge zu vermengen, die nichts miteinander zu tun haben. Es gibt einen Unterschied zwischen der wissenschaftlichen Basis der Kenntnisse zum Klimawandel und den politischen Schlussfolgerungen, die man daraus zieht. Es gibt verschiedene Wege, mit denen man die Emissionen von Treibhausgasen unterbinden kann. Sie können unterschiedlichen Zeitplänen folgen und unterschiedliche Instrumente nutzen, mit Steuern, Förderungen oder Emissionszertifikaten arbeiten. Doch eines ist außerhalb der Diskussion: es gibt einen anthropogenen globalen Temperaturanstieg, der das Klima verändert und potentiell zu großen Schäden führen wird, so lange Treibhausgase emittiert werden – die Reduktion der CO2-Emissionen auf Null in absehbarer Zukunft ist alternativlos.
Auch alle neuen und zukünftigen Gesetze zu erneuerbaren Energien sind politisch zu verstehen und könnten mit gleicher Zielsetzung auch ganz anders gestaltet werden. Die Gleichsetzung einer bestimmten politischen Lösung mit der Reduktion der Treibhausgasemissionen ist also auch nur ein rhetorischer Trick, um nicht eine alternative Strategie für das vorschlagen zu müssen, das alternativlos ist: die Senkung der Treibhausgasemissionen auf letztlich einen Wert bei Null.
Neben dem Religionsvorwurf gegen Klimaschützer gibt es noch einen weiteren infamen Vorwurf. Einige Klimaskeptiker schreiben es so (wie ich es bereits in einem anderen Blog subsummiert hatte, aber hier sei es nochmals wiederholt):
Wer Zweifel äußert, ob der übermäßige Ausstoß eines einzigen Moleküls wirklich allein für die Erwärmung der Erde verantwortlich sein kann, wird von manchen Klimaschützern als Klima-Leugner verunglimpft. Das Wort Leugner bedeutet nur, dass jemand etwas leugnet. In diesem Fall geht es um Personen, die den Stand der Klimaforschung leugnen. Ob der übermäßige Ausstoß einer Sorte Moleküle (nicht eines einzigen Moleküls) alleine für die globale Erwärmung verantwortlich sein kann, ist eine Frage, die sich wissenschaftlich eindeutig klären lässt, man kann es messen! Wer aber diese wissenschaftliche Klärung anzweifelt, ohne auf der wissenschaftlichen Ebene diskutieren zu können, und dabei gar gesicherte Fakten bestreitet, der wird mit dem Wort „Leugner“ nicht verunglimpft, sondern korrekt beschrieben. Der infame Vorwurf ist nun die Unterstellung, es könne nur eine Sorte Leugner geben: Holocaust-Leugner. Was sind dann Leugner der Evolutionstheorie oder Leugner der Relativitätstheorie oder Leugner der Kugelgestalt der Erde? Hat man hier je unterstellt, dass das Wort „Leugner“ nur der Gleichsetzung mit Holocaust-Leugnern dient? Der Vorwurf ist unlogisch, er ist infam, er soll Leugner des wissenschaftlichen Standes zur Klimaforschung gegen die Anklage, dass sie festgestellte Fakten und ausdiskutierte Ergebnisse sachgrundlos weiter leugnen, immunisieren.
Einige hier möchten also den wissenschaftlichen Sachstand der Klimaforschung leugnen, haben aber keine guten Argumente dafür. Deshalb wollen sie sich vor Kritik immunisieren, indem sie diese Kritik als Gleichsetzung mit Holocaustleugnung und Diktatur verurteilen und Wissenschaftler als religiöse Sektierer bezeichnet, die also von vornherein keine Sachargumente haben, die man berücksichtigen muss. So offen schreiben sie es auch hin und häufiger verpacken sie das in rhetorischen Schall und Rauch, damit man die Trickserei nicht sieht.
Den Klimawandel kann man laut Leugnern nicht auf Treibhausgase alleine zurückführen. Nun macht das auch niemand. In den IPCC-Berichten werden neben den Treibhausgasen als Klimaantriebe auch Aerosole, Vulkanismus, Sonneneinstrahlung, interne Variabilität und andere Einflüsse diskutiert, wie etwa Landnutzungsänderungen. Alle Klimaantriebe werden aufgrund von Beobachtungen in ihrer Größe und ihrem zeitlichen Verlauf eingeschätzt, Unsicherheiten genannt und so dargestellt, zu welcher Zeit welche Klimaantriebe wie stark die globale Temperatur beeinflussen konnten. Seit ca. 1970 übertrifft der Klimaantrieb aus Treibhausgasen alle anderen Klimaantriebe. Es gibt verschiedene Darstellungen dazu aus den IPCC-Berichten und ich beziehe mich auf eine davon, die im 5. IPCC-Bericht den globalen Temperaturanstieg nach der HadCrut4-Zeitreihe Klimaantrieben zuordnet. (den 5. IPCC Report kann sich jeder runterladen, bite googeln)
Seit 1950 sind natürliche Klimaantriebe in der Summe vernachlässigbar. Der Einfluss der anthropogenen Treibhausgase kompensiert teilweise abkühlende Effekte der ebenfalls von Menschen erzeugten Sulfata-Aerosole, so dass die Treibhausgase alleine etwa 120% der globalen Erwärmung erklären würden. Die gesamte Klimaerwärmung nach 1950 ist vom Menschen verursacht, und über 60% davon durch CO2, der Rest durch die übrigen Treibhausgase. Viele von der u.a. Öl-Lobby finanzierte „Wissenschaftler“ und deren Mitläufer leugnen alles, und machen die Geologie mitverantwortlich. Was meinen sie damit? Sie schreiben von „wandernden Polen“. Sie sprechen auch von der Erdachse oder von der Sonnenaktivität. Dies sind alles beobachtbare Größen, und die einen spielen über eine Zeitspanne von Jahrhunderten keine Rolle, die Sonnenaktivität hingegen ist als Klimaeinfluss zu gering variabel – wir wissen es, weil diese Größe direkt beobachtet wird. Die ebenfalls als Ursache genannte Abholzung der Regenwälder wird entweder im CO2-Budget oder bei der geänderten Landnutzung berücksichtigt und geänderte Siedlungsstrukturen ist ein vager Begriff, der alles Mögliche heißen kann. Im Grunde werfen die Leugner, ohne Ahnung zu haben, irgendwelche Bröckchen hin, damit alles andere möglich ist, nur nicht das, worauf sich Klimaforscher schon längst geeinigt haben. Auch dies ist ein alter Trick der Leugner – die Debatte durch das Einwerfen möglichst vieler angeblicher Alternativen zu verwirren (wie wir es auch hier fast täglich lesen können), obwohl die Beobachtungen und Rechnungen seit über 30 Jahren eindeutig geklärt haben, was die globale Erwärmung verursacht.
Es gibt noch einen vierten Leugnertrick. Jene versuchen sich selbst als vernünftige Menschen zu beschreiben, denen man zu Unrecht Unvernunft unterstellt. Viele behaupten: Die allermeisten kritischen Geister leugnen nicht das Tauen von Gletschern, Polkappen und Permafrostböden. Eine ähnliche Bemerkung ist, dass die Leugner ja den Klimawandel gar nicht leugneten – das Klima hätte schon immer gewandelt, aber nicht wegen dem Menschen. Die menschliche Verursachung ist aber der eigentliche Punkt. Deshalb können wir nämlich auch effektive Maßnahmen gegen den Klimawandel treffen: Reduktion der Treibhausgasemissionen auf Null in absehbarer Zeit.
Leugner reden über unlogisches Verhalten von Menschen, das sie als einer Art von Ablasshandel bezeichnen. Aber wenn jemand wegen des Klimaschutzes zur Arbeit mit dem Fahrrad fährt, im Urlaub aber nach Neuseeland fliegt oder eine Kreuzfahrt macht, passt das natürlich nicht zusammen (siehe aktuelles Bashing gegen Greta Thunberg). Das ist aber kein Argument gegen den Klimaschutz. Hier handelt es sich nur um das Aufbauen eines Strohmannes.
Und sind Österreich und Deutschland, wie viele hier unterstellen, damit beschäftigt, Klassenprimus beim Einsparen von Treibhausgasen zu werden? Leider nicht. Großbritannien hat beispielsweise weitaus besser seine Klimaziele erfüllt.
Am Ende haben die Leugner den vermeintlich besten Plan zur Klimarettung: Begrenzung des Bevölkerungswachstums.
Frage: wollen sie, dass es weniger Österreicher oder Deutsche gibt. Antwort, nein.
Wer das Bevölkerungswachstum begrenzen will, um den Klimawandel zu begrenzen, meint in Wahrheit eine Welt, in der es gefälligst weniger dunkelhäutige Menschen geben soll, denn jeder ahnt, dass die Weltbevölkerung am stärksten in Afrika, teilweise auch im nahen und mittleren Osten und in Süd- und Mittelamerika wächst. Bezüglich der Treibhausgasemissionen ist aber die Emission pro Kopf eine wichtige Größe. Danach braucht es in vielen Ländern gut 20 bis 100 Menschen, um die Klimalast eines Österreichers oder Deutschen (ca. 8,88 Tonnen CO2 pro Kopf und Jahr) aufzuwiegen. In der Demokratischen Republik Kongo emittiert man pro Kopf und Jahr nur 0,03 Tonnen CO2, in Tansania 0,19 Tonnen, in Nigeria 0,46 Tonnen, in Äthiopien 0,11 Tonnen CO2. Nehmen wir an, dass 40 weitere Afrikaner so viel emittieren wie ein Deutscher. Was schützt also das Klima mehr: wenn Deutschland zB seine Treibhausgasemissionen halbiert oder wenn im gleichen Zeitraum zwischen Nigeria und Äthiopien ein Zuwachs um 800 Millionen Menschen verhindert wird? Die Emissionsminderung in Deutschland wäre demnach immer noch doppelt so wirksam. Eine Minderung des Bevölkerungswachstums ist wünschenswert. Aber wir können in Österreich und Deutschland nicht dafür sorgen, dass es weniger Afrikaner gibt. Wir können aber die eigene Verbrauchskultur so ändern, dass wir am Ende CO2-neutral werden. Diese Maßnahme ist ohne Alternative, egal wie stark die Weltbevölkerung noch wächst, denn wir emittieren so viel, wie 3,2 Milliarden Afrikaner emittieren würden – so viele Afrikaner gibt es gar nicht. Diese Ablenkung auf das Bevölkerungswachstum bedeutet nur, dass wir gar nichts tun sollen – ein weiteres Strohmannargument.
Viele Proponenten ordnen sich in die zum Glück winzige Masse der Leugner wissenschaftlich geklärter Fakten ein, die mit Unterstellungen, Immunisierungen und Strohmannargumenten arbeiten. Leider bietet dafür nicht nur FuF eine Plattform, um diesen Unsinn in eine breite Öffentlichkeit zu tragen. Damit tut man sich die eigentlich keinen Gefallen.
Eine Möglichkeit für die Klimaleugner bliebe noch: Es ist alles Zufall. Dieses Argument ist gar nicht so abwegig, weil die Vorgänge in der Atmosphäre dynamisch und nichtlinear sind und in solchen System kommt es einerseits immer zu zufälligen Schwankungen und die können prinzipiell auch recht groß ausfallen. Aber: Auch das kann man untersuchen. In nich-linearen System ist nicht alles gleich wahrscheinlich und dramatische Änderungen, die zufällig stattfinden sind das ganz bestimmt nicht. Solche Analysen mit Computermodellen wurden auch durchgeführt und sie kommen zu dem Resultat, dass das was gerade mit dem Klima passiert zu 99,999 Prozent auf die Aktivität der Menschen zurückzuführen ist und nicht auf den Zufall. Die aktuelle Situation verhält sich auch nicht so als wäre alles nur Zufall.
Fakt ist:
In den letzten ca. 250 Jahren stieg die Menge an CO2 schneller und höher hinauf als in den 10.000 Jahren davor! Das ist ein völlig anderes Verhalten als das, was unser Planet im Rahmen seiner natürlichen Zyklen tut. Man kann also die vergangenen Schwankungen des Klimas nur sehr bedingt mit dem massiven menschengemachten Klimawandel vergleichen, der jetzt stattfindet. Aber selbst wenn man das einmal ignoriert (was man nicht tun sollte!): Was bringt uns das? Bei den Klimaänderungen der Vergangenheit gab es noch keine Menschen; bis auf die letzten paar Male vielleicht. Und die Menschen die damals Mammut jagend durch die Gegend zogen fanden den Klimawandel sicherlich auch nicht so toll (zum Beispiel weil ihre Heimat plötzlich unter Wasser stand - Doggerland). Aber zumindest hatten sie eine Kultur die noch so simpel war, dass sie leicht auf Umwelteinflüsse reagieren konnten.
Wir können das heute nicht mehr. Der Klimawandel trifft uns und er trifft uns ganz unabhängig davon ob er natürlich ist oder menschengemacht (und er IST menschengemacht, nicht natürlich). Ich verstehe nicht wieso jemand auf die Idee kommen kann, die Lage wäre irgendwie besser wenn der aktuelle Klimawandel genau so natürlich wäre wie die in der fernen Vergangenheit? All die Probleme würden uns immer noch treffen: Steigender Meeresspiegel, massive Überschwemmungen, extremeres Wetter, Dürren, Waldbrände, ökologische Veränderungen, Artensterben, und so weiter. All das ist auch in der Vergangenheit passiert als sich das Klima geändert hat. Oder anders gesagt: Nur, weil ein Haus auch aus natürlichen Ursachen (wie einem Blitzschlag) abbrennen kann, folgt daraus nicht, dass Brandstifter nicht existieren und den Menschen, deren Hab und Gut verbrannt ist wird es herzlich egal sein, was für das Feuer verantwortlich war.
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