Alltag, nichts weiter - Fiji

Nach Nadi kommt jeder. Und nach Nadi kommt keiner. Nadi ist der internationale Flughafen Fijis. Jeder Tourist, der die Inseln besuchen möchte, muss nach Nadi, ob er will oder nicht. Für gewöhnlich legt man hier aber nur einen kurzen Zwischenstopp ein, ehe man mit Flugzeug oder Boot auf eine der anderen Inseln weiterreist. Dass es hinter dem Flughafen auch eine Stadt gibt, nimmt kaum jemand wahr.  Wir haben Nadi besucht und fanden - nein, wir fanden keine unentdeckte Perle - wir fanden Alltag, nichts weiter. Grau-bunten Alltag, wie es ihn überall auf der Welt gibt.

Schotter- und Asphaltstraßen wechseln mehrmals auf der kurzen Fahrt. Wir verlassen das in allen Köpfen festgefahrene Postkarten-Motiv Fijis und holpern in eine gut 11.000 Menschen zählende Stadt. Gut vergleichbar mit einer mittleren österreichsichen Bezirkshauptstadt, nur ohne altes Rathaus, ohne Barock-Kirche und ohne Heimat- oder Bergbau-Museum. Keine schilfgedeckten Hütten aus Lavastein, keine Palmen, keine Papaya-Bäume. Nichts. Nur lieblose Betonfassaden, hinter denen Handy-Shops, Sportgeschäfte, Drogerieläden, Supermärkte und fallweise auch Restaurants oder Läden für Autozubehör untergebracht sind.

Eine Sehenswürdigkeit im üblichen Sinn hat Nadi nicht, eigentlich auch nicht im unüblichen Sinn. Aber die Busse sind offen, und drinnen sitzen Kinder in Schuluniform, die lachen, die kreischen, die singen. Wir folgen unserem kleinstädtischen Kinderspürsinn und finden einen Markt. Märkte sind fast überall ein kleiner Trost. Sie sind lebendig, üppig und farbenreich, sie sind laut, sie duften und stinken, sie sind wie ein  träger Liftzug purer Sinnlichkeit. Auch in Nadi.

Nur ruhiger ist es hier. Und ordentlicher. Nadi hat - und schon wieder wird man aus einem Postkarten-Klichee verstoßen - den ordentlichsten Markt, den wir jemals gesehen haben. Tomaten und Limonen, Taro, Cassava und Muscheln sind fein-säuberlich geordnet, auf symmetrische Häufchen verteilt oder zu kleinen Türmchen gestapelt. Nur ja nichts kaufen, denke ich mir, sonst wird die Ordnung gestört. Ebenso eigentümlich ist die Ruhe. Es ist hier ruhiger, als sonst auf einem Markt. Das mag an den vielen Kava-Ständen liegen, die nicht nur die Wurzeln für das traditionelle, tief entspannende Getränk anbieten. Immer wieder sieht man auch gut gefüllte Kokosnuss-Schalen von Hand zu Hand, von Mund zu Mund gehen.

Alltag, nichts weiter. Grau-bunter Alltag.

2
Ich mag doch keine Fische vergeben
Meine Bewertung zurückziehen
Du hast None Fische vergeben
6 von 6 Fischen

bewertete diesen Eintrag

irmi

irmi bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:17:15

fischundfleisch

fischundfleisch bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:17:15

1 Kommentare

Mehr von Andreas Rinofner