"Wir segeln nicht um die Welt, wir segeln auf der Welt", sagt Amos, lächelt und fügt hinzu: "Das ist etwas ganz anderes."
Als Reisender besucht man nicht nur fremde Länder und Menschen, die dort leben. Als Reisender trifft man auch Reisende, und man lernt andere Lebensentwürfe kennen.
Seit Tagen liegt ein Katamaran in der kleinen Bucht. Eines Abends - anläßlich der Feierlichkeiten zum Fiji-Day - lernen wir Anat und Amos kennen. Ihnen gehört der Katamaran, der da draußen im stillen Wasser liegt. Jetzt sind sie an Land und erzählen. Aus Israel stammen sie und sind vor zwei Jahren in Tel Aviv aufgebrochen. Mehr als 30 Jahre sind sie davor im Mittelmeer gesegelt. Doch eines Tages wollten sie mehr, mehr Weite, und sind losgefahren. Das vertraute Miitelmeer brachte sie nach Gibraltar, der Atlantik nach Brasilien und der Panama-Kanal in die endlosen Weiten des Pazifik. Thaiti und die Cook Islands waren ihre Stationen, dann Tonga, Samoa, und jetzt sitzen sie hier bei uns auf Fiji und erzählen.
Ihr Haus haben sie bereits vor fünf Jahren verkauft und sind umgezogen auf ihren Katamaran, der immer schon in der Herzeliya Marina bei Tel Aviv lag. Jeden Tag gingen sie von da aus zur Arbeit, kehrten wieder dorthin zurück und bauten ihr Boot nach und nach zu einer Insel aus, auf der sie überall auf der Welt leben konnten. Jetzt sind sie unterwegs und Israel ist weit weg, zugleich aber auch nah. Sie haben einen Rhythmus gefunden. Alle drei Monate lassen sie ihr Boot in einer Marina liegen und fliegen nach Hause, besuchen Kinder und Freunde. Nach weiteren drei Monaten kehren sie zu ihrem Katamaran zurück und setzen die Reise fort. Wie es weitergehen wird? Das wissen sie nicht genau. Jedenfalls wollen sie noch lange im Pazifik bleiben, Jahre vielleicht. Danach geht es weiter westwärts, durch den Indischen Ozean, rund um Afrika. Wann sie wieder zu Hause sein werden? Anat und Amos lächeln. "Das Boot ist unsere Insel. Wir leben auf ihr. Unsere Reise hat kein Ende, nur unser Leben."