Eine Kirche ohne Altar. Freilich wurde er nicht einfach vergessen. Der Baumeister hat auf ihn verzichtet. Das dominierende Element dieser winzigen Kirche, die 1935 am Südufer des Lake Tekapo gebaut worden war, ist nicht der Altar, auch nicht das Kreuz. Es ist die umgebende Natur. Anstatt des Altars befindet sich in der Rückwand der Kirche ein riesiges Fenster, das den sakralen Raum zum See hin öffnet: Gläubige und Priester stehen am Altar des Lake Tekapo und der gewaltigen Gebirgskette, in deren Mitte der wolkenverhangene Mount Cook steht. Sucht man Gott hier eher in der Natur als in der Kunstfertigkeit des Menschen? Oder soll die Natur hier selbst Gott sein? Oder ist die Antwort viel einfacher?
Meer und Gebirge sind einander nahe - in Neuseeland. Es sind nur wenige Straßenkilometer von der Küste in das Hochgebirge und zu dessen türkisblauen Gletscherseen. Und so ist es auch naheliegend, dass die Neuseeländer ihren höchsten Berg nach einem Seefahrer benannt haben, nach dem Entdecker James Cook. Auch die Maori nannten den mehr als 3.700 Meter hohen Berg nach einer bedeutenden Persönlichkeit ihres Stammes: Aoraki. Ein Denkmal in karger und eisiger Umgebung. Nur ein Meer aus Lupinen am Südufer des Sees färbt den Blick warm - im kalten Wind der Berge.
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