Der Goldrausch ist längst vorüber, und Hokitika ist heute eine einsame Stadt. Wir verlassen hier die Westküste, fahren durch dichten Regenwald den Arthur's Pass hinauf und durch weitläufige, trockene Täler hinunter an die Ostküste. Oxford liegt am Weg und Waipara - ein kleines Tal mit Wein. Wir folgen einer Empfehlung und halten bei der Greystone Winery. Weinbauer Nik ist selbst im Verkostungsraum und schenkt uns ein Glas Sauvignon Blanc ein. Er erzählt, dass Weipara übersetzt "muddy water" heißen und der Kalkstein dem Wein hier einen ungewöhnlichen Geschmack geben würde. Er hat Recht. Ungewöhnlich gut.
Vor ein paar Jahren, als seine Frau schwanger war, habe er sie von allen Spritzmitteln, die im Weingarten verwendet werden, ferngehalten, erzählt er weiter. Und dann hatte er einen folgerichtigen Gedanken: Wenn all diese Spritzmittel für eine schwangere Frau gefährlich sein können, dann sollte man sie überhaupt nicht verwenden. Daraufhin stellte er seinen Betrieb auf biologischen Weinbau um. In der Zwischenzeit ist eine kleine Gruppe schnatternder chinesischer Damen eingetroffen. Eine von ihnen spricht ein paar Worte Englisch und bestellt Rotwein: Nein, nicht diesen, einen süßen bitte. Nein, diesen auch nicht, noch einen süßeren. Nik muss sie enttäuschen, einen richtig süßen hat er nicht. Sie kaufen ein Glas Honig und ziehen weiter. Auch wir verabschieden uns.
Kurz vor Kaikoura treffen wir wieder auf das Meer. Die Wellen des Pazifik brechen ruhig und rollen langsam auf die weiten, leeren Strände zu. Kaikoura lebt von den Walen. Allerdings werden sie heute nicht mehr gejagt. Sie werden nur noch betrachtet. Das tut den Walen gut. Den Menschen auch. Wir buchen zwei Plätze auf einem Boot und fahren am Morgen hinaus. Glück braucht man immer. Aber die Chancen stehen gut, dass wir Pottwale zu sehen bekommen. Der Kapitän weiß, wohin er fahren muss. Von Zeit zu Zeit schaltet er die Motoren aus, hält ein Sonar ins Wasser und lauscht aufmerksam. Dann springt er plötzlich auf, startet die Maschinen und rast eine Meile in Richtung des Geräusches, das gehört hatte.
Seine Ohren waren gut und das Boot schnell genug. Der Wal ist gerade aufgetaucht. Fünf bis sechs Minuten wird er an der Wasseroberfläche liegen bleiben und atmen. Dann wird er abtauchen, eine halbe Stunde lang, 1.000 Meter tief. Gefangen wurden die Wale vor allem ihres Öles wegen. Ein einziger Pottwal hat davon bis zu zweieinhalb Tonnen in seinem massigen Kopf. Es gibt dem Wal mehr Stabilität und hilft ihm beim Tauchen. Den Menschen half es in der Nacht als Lampenöl und als Schmiermittel für mechanische Teile. Später hörte sich das auf. Wale werden hier nicht mehr gefangen. Verdanken sie ihr Überleben der menschlichen Einsicht? Oder verdanken sie es dem Erdöl?
Der liegende Wal sinkt unter die Wasseroberfläche, taucht ein weiteres Mal auf, biegt sich und verschwindet mit hochgestreckter Flosse im Ozean. Jetzt hat er Ruhe.